Wertinger Zeitung

Jetzt kommt der Bock

Fastenzeit ist Starkbierz­eit. Aber welches Bier passt zu wem? Wir haben mit einem Braumeiste­r getestet

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Staatsbier

Das sagen wir: Farbe wie Cognac. Hopfig, frisch, schön schaumig. Wird im Nachgeschm­ack bitter. +++ Da ist was Saures auf der Zunge, vielleicht die Kohlensäur­e, leicht bitter hinten raus. +++ Lecker, leicht, der Pilstrinke­r wird’s mögen.

Das sagt der Experte: Die Farbe ist schön leuchtend Bernstein. In der Nase erinnert es mich an roten Gewürzapfe­l mit Nelken, wie es ihn zu Weihnachte­n gibt. Es ist spritzig, man spürt die Kohlensäur­e auf der Zunge. Ich schmecke etwas Cerealiena­rtiges, eine fruchtige Note; insgesamt ein spannendes Bier mit gewissem Charakter.

Münchenbie­r

Das sagen wir: Sehr dunkel, schöne Schaumkron­e. Aber hui: Schmeckt wie Kindermalz­bier! Bisschen eindimensi­onal. +++ O.k., aber nicht herausrage­nd.

Das sagt der Experte: Ein sattes Rotbraun im Glas, in der Nase unerwartet untypisch fruchtig mit leicht floralen Noten. Im Trunk geht es für mich in Richtung Bock „old school“: vollmundig und betont süßlich, mit leicht holzigen und schokoladi­gen Noten. Wenn man das sucht, genau richtig. Man isst ja auch keinen Schweinebr­aten, wenn man Lust auf raffiniert­e, leichte Küche hat.

Ritterbier

Das sagen wir: Dunkel wie Hustensaft. Malzig mit Lakritznot­e. Weich, schmeckt tatsächlic­h etwas nach Medizin. +++ Uiuiui, ganz schön sättigend. In Maßen kann ich das nicht trinken. +++ Riecht wie ein alter, englischer Pub. Zu süß, zu malzbierig. Das sagt der Experte: Kräftig bernsteinf­arben, schöner beiger Schaum. Ein Aroma von Kakao, Schwarzbro­t und Zimt. Ein sehr vollmundig­es Bier mit dezenter alkoholisc­her Wärme. Der vollmundig­e Charakter im Haupttrunk endet in einem überrasche­nd schlanken Abgang am Gaumen.

Fernsehbie­r

Das sagen wir: Honigfarbe­n, leicht trüb. Unaufdring­licher Geruch – aber dann doch: Explosion im Mund, die sich jedoch ins Durchschni­ttliche verliert. +++ Lässt sich leicht trinken. +++ Ein bisschen wie ein VW Golf zum Trinken: solide gut.

Das sagt der Experte: Hell kupferfarb­en, mit leichter Hefetrübun­g im Glas. In der Nase dezent, Orange, frisches Getreide, aber eine wirkliche Richtung gibt das Aroma nicht vor. Im Antrunk eine leichte Röstnote, der Geschmack von gebrannten Mandeln. Ein rundes Bier, an dem es nichts zu mäkeln gibt.

Klosterbie­r

Das sagen wir: Schmeckt irgendwie undefinier­bar und unausgerei­ft, als wären seltsame Küchengewü­rze mit drin. +++ Schöne rötlich-braune Farbe (ähnlich übrigens wie die von Bier Nummer 2 und 4). +++ Runde Sache.

Das sagt der Experte: Das ist ein komplexes Bier, die Farbe Hellbraun mit roten Reflexen. In der Nase Noten von weißen Trauben, sogar ein Hauch von Nougat. Im Mund etwas gedämpfte Aromen von Haselnuss und Rumtopf: dunkle Fruchtarom­en und eine dezente alkoholisc­he Schärfe im Abgang. Ein polarisier­endes Bier für Liebhaber.

Kultbier

Das sagen wir: Traumschau­m. Schmeckt mild, fast fad. Moussieren­d. +++ Schmeckt süßlich, malzig, fast klebrig im Mund. Bleibt noch lange auf der Zunge. +++ Erinnert geschmackl­ich etwas an britisches Ale.

Das sagt der Experte: Ein dunkles mahagonifa­rbenes Bier mit einem Hauch von Zartbitter­schokolade in der Nase. Der Haupttrunk hat eine leicht hefeteigar­tige Honignote, der Abgang ist schnell und überrasche­nd erfrischen­d, mit einer angenehmen Röstnote. Mit diesem Bier könnte ich einen ganzen Abend verbringen.

Traditions­bier

Das sagen wir: Schöner dichter Schaum, riecht unaufdring­lich, schmeckt angenehm, leicht süßlich, harmonisch, ein „Da nehm ich noch eins“-Bier. +++ Sehr süffig, mit einer fettigen Wurst kann man den ganzen Abend lang dabei bleiben. +++

Das sagt der Experte: Die Farbe Hellbraun, der Geruch frisch, rosinenart­ig mit leichten Beerennote­n. Im Mund etwas erdig mit deutlich an Walnuss erinnernde­n Aromen. Dezent adstringie­rend im Abgang, in Kombinatio­n mit fruchtigen Nuancen und einem Hauch von Schokolade.

Ploppbier

Das sagen wir: Voller Mund, viele Aromen, breit und tief angelegt. Ganz leicht rauchig, schön bitter. Charakter im Glas! +++ Fester Schaum, starkes Perlen, süßliche Schwere im Mund. +++ Gerne mehr davon.

Das sagt der Experte: Ein sehr vielschich­tiges Bier, da kann man bei jedem Riechen und bei jedem Schluck Neues entdecken. Es hat einen schlanken Körper und Aromen von Dinkelbrot, Waldhonig und Karamell. Spannend. Das ist das Tolle an unserer Bierlandsc­haft: Jeder kann sein Bier finden, weil die Auswahl so groß ist.

Frankenbie­r

Das sagen wir: Farbe wie heller, goldener Bernstein. Riecht rauchig und nach Schinkenpl­atte. Sehr eigen. Bitter-würziges, gut abgestimmt­es Rauchbier – ein Solitär. +++ Speziell und schlank. Interessan­t.

Das sagt der Experte: Eine satte Bernsteinf­arbe, in der Nase ein klares Raucharoma mit den typischen, leicht schinkenar­tigen Düften. Ein vollmundig­es Bier, aber erfrischen­d, leicht holzig, karamellig mit einer Spur Ahornsirup. Angenehm torfig im Abgang, das kommt vom Darren des Malzes über Eichenholz. Buchenholz wäre im Geschmack noch viel dominanter.

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Fotos: Ulrich Wagner
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 ??  ?? Paulaner Salvator Doppelbock­7,9 % vol.
Paulaner Salvator Doppelbock­7,9 % vol.
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Schloßbrau­erei Kaltenberg Ritterbock­9,0 % vol.
 ??  ?? Hofbräu München Maibock7,2 % vol.
Hofbräu München Maibock7,2 % vol.
 ??  ?? Hacker Pschorr Animator Doppelbock naturtrüb8,1 % vol.
Hacker Pschorr Animator Doppelbock naturtrüb8,1 % vol.
 ??  ?? Löwenbräu Triumphato­r Dunkler Doppelbock­7,6 % vol.
Löwenbräu Triumphato­r Dunkler Doppelbock­7,6 % vol.
 ??  ?? Aecht Schlenkerl­a Eiche Doppelbock­8,0 % vol.
Aecht Schlenkerl­a Eiche Doppelbock­8,0 % vol.
 ??  ?? Augustiner Bräu Maximator Doppelbock­7,5 % vol.
Augustiner Bräu Maximator Doppelbock­7,5 % vol.
 ??  ?? Kloster Andechs Doppelbock Dunkel7,1 % vol.
Kloster Andechs Doppelbock Dunkel7,1 % vol.
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Kloster Scheyern Doppelbock Dunkel7,6 % vol.

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