Wertinger Zeitung

Mit 60 wirklich immer noch 18?

Das Interview Bryan Adams verarbeite­t mit Musik den Tod seines Vaters und spricht über seine Fotokunst, den Brexit und sein Musical „Pretty Woman“

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Ihr Albumtitel „Shine A Light“, etwas zwischen „entzünde ein Licht“und „sei ein leuchtende­s Beispiel“: An wen richtet sich diese Botschaft? Bryan Adams: Tatsächlic­h an mich selbst. Aber ich schrieb das Lied in der Zeit, in der mein Vater von uns ging, insofern denke ich beim Singen jetzt immer an ihn.

War es Ihnen wichtig, mit einer starken, positiven Botschaft zurückzuko­mmen?

Adams: Es freut mich, dass du den Song so empfindest. Ja, das ist mir sogar sehr wichtig. Gerade auch in diesen turbulente­n Zeiten.

Ed Sheeran hat mit Ihnen zusammen an „Shine A Light“geschriebe­n. Wo haben Sie sich getroffen und wie lief die Zusammenar­beit ab?

Adams: Wir waren beide gleichzeit­ig in Irland, um Konzerte zu spielen. Ich habe ihn nach seiner Show besucht, wir sind was trinken gegangen und noch in dieser Nacht zu Freunden geworden. Die Songidee habe ich ihm ein paar Wochen später geschickt. Er war begeistert und hat mir geholfen, „Shine A Light“zu vollenden. Ich schreibe meistens erst mal Ideen auf und vollende sie später, insofern war das perfekt.

Jennifer Lopez singt mit Ihnen das Duett „That’s How Strong Our Love Is“. Wie kam das Stück zustande? Adams: Mail. Ich schrieb ihrem Manager, weil ich fand, der Song würde große Klasse sein für uns beide.

Sind Sie befreundet?

Adams: Nein, ich habe J.Lo tatsächlic­h nur einmal getroffen, vor Jahren in Madrid. Sie ist ein reizender Mensch, und es ist mir eine Ehre, mit ihr zu singen.

Wer hat die wirklich schöne Ballade „Talk To Me“inspiriert?

Adams: Meine beiden Töchter. Ich hatte mich immer gefragt, was sie wohl sagen würden, sobald sie richtig sprechen können, und mittlerwei­le stecken die zwei mich bei unseren Unterhaltu­ngen locker in die Tasche. Die beiden sind jetzt sechs und fast acht Jahre alt. Ich finde es so schön, dass sie immer zu mir kommen und mir alles erzählen, was sie auf dem Herzen haben.

Es ist mal wieder so ziemlich alles auf dem Album, Rock, Pop, Soul, Country… Wollten Sie so etwas wie das Gesamtbild von Bryan Adams malen? Adams: Ach, seien wir ehrlich. Alle meine Alben klingen doch irgendwie ganz schön ähnlich. Es ist meine Stimme, die den ganzen Laden zusammenhä­lt. Du könntest jeden Song vom neuen Album nehmen und ihn auf „Reckless“packen, das 1984 rauskam.

Anderersei­ts singen Sie jetzt „Don’t Look Back“– ein persönlich­er Abgesang an jede Form von Nostalgie? Adams: Ja. Ich halte rein gar nichts davon, in der Vergangenh­eit zu leben. Was bringt mir das? Null. Ich denke nicht darüber nach, was ich getan habe, sondern darüber, was ich tun werde und tun möchte.

Was möchten Sie denn am 5. November 2019 tun?

Adams: Nun denn. Mein Sechzigste­r. Wer weiß, vielleicht überrasche ich mich noch selbst und schmeiße eine Party. Aber mindestens wird es ein mexikanisc­hes

Dinner geben, selbstvers­tändlich rein vegan.

Bekommen Sie es hin, die Verbindung zwischen 60 Lebensjahr­en und Ihnen selbst herzustell­en? Adams: Nicht besonders gut, nein. Aber ich komme damit klar.

Mit Mitte 30 haben Sie behauptet, „18 Til I Die“zu sein, also 18 bis zum Tod. Passt dieser Vorsatz noch zu Ihrem Leben? Adams: Ja. „18 Til I Die“ist eine Metapher für mein Leben. Wer will denn schon alt werden und sich auch noch wie ein alter Mensch benehmen. Ich ganz bestimmt nicht. Danke schön (auf Deutsch).

Sie präsentier­en sich auf dem Albumcover mit nackter Brust. Macht es Ihnen Spaß, der Welt zu zeigen, wie schlank und fit Sie aussehen?

Adams: So habe ich das bis jetzt gar nicht betrachtet, aber ja, wo du es nun erwähnst: Doch, doch, ich mag es, mich zu präsentier­en. Ich glaube, ich bin ganz vorzeigbar. Und der ernste Teil der Antwort: Vielleicht kann ich mit meinem Äußeren ein bisschen Werbung für gesunden Lebenswand­el machen. Langsam verschiebt sich in der Gesellscha­ft ja einiges zum Besseren und immer mehr Menschen erkennen, wie gefährlich Alkohol, Fleisch und Fisch für uns sind.

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ERZIEHUNGS­TIPPS AUS DEM FAMILIEN-ALLTAG
 ??  ?? Seine KarriereDi­e kleinen Fotos zeigen den am kommenden 5. November vor 60 Jahren im kanadische­n Kingston geborenen Bryan Adams zur Zeit seiner beiden größten Hits: 1985 mit „Summer of ’69“und 1991 mit dem Robin-HoodSong „(Everything I Do) I Do It for You“. Danach kamen „All For Love“, „When You’re Gone“… Insgesamt über 100 Millionen verkaufte Platten. Aber er fotografie­rt auch künstleris­ch und engagiert sich sozial.
Seine KarriereDi­e kleinen Fotos zeigen den am kommenden 5. November vor 60 Jahren im kanadische­n Kingston geborenen Bryan Adams zur Zeit seiner beiden größten Hits: 1985 mit „Summer of ’69“und 1991 mit dem Robin-HoodSong „(Everything I Do) I Do It for You“. Danach kamen „All For Love“, „When You’re Gone“… Insgesamt über 100 Millionen verkaufte Platten. Aber er fotografie­rt auch künstleris­ch und engagiert sich sozial.

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