Mein Kind hat Angst
Angst ist nicht wählerisch. Angst nämlich kann man vor fast allem haben: Vor Spinnen, Hunden, Menschen und Monstern, aber auch vor der Dunkelheit, dem Gewitter, vor Kindergarten, Schule, vor Krankheit und Tod, und natürlich vor dem Alleinsein. Und Angst ist auch nicht gerecht verteilt: Es gibt Kinder, die entdecken die Welt fast ohne Furcht. Und andere, da muss man jede Nacht unterm Bett die Monster verjagen, bevor Ruhe einkehrt. Wie geht man mit der Angst des Kindes um?
Als wir einmal einen harmlosen Kinderfilm zu Halloween angeschaut haben, hat sich seine kleine Schwester gut amüsiert, mein Sohn war im Ausnahmezustand. Dabei hatten sich nur zwei Kinder als Vampire verkleidet. Mein Sohn konnte danach nicht mehr allein einschlafen… Durch schulische Probleme haben sich die Ängste – nicht nur wegen Vampiren – so sehr verstärkt, dass wir einen Angsttherapeuten hinzugezogen haben. Mein Sohn erzählt ihm spielerisch, wie er sich nachts fühlt, was ihn beschäftigt und er darf ein Computerspiel machen, in dem er als Ritter alle besiegen muss. Uns wurde geraten, ihn im Alltag Situationen erproben zu lassen, um sein Selbstbewusstsein zu stärken, beim Bäcker Semmeln holen etwa. Oder selber ein Eis kaufen. Allmählich spüren wir, dass es besser wird. Und kürzlich hatten wir ein großes Erfolgserlebnis, als unser Sohn stolz berichtete, dass er nachts aufgewacht ist und uns schon rufen wollte, sich dann aber überlegt hat, dass er eigentlich niemanden braucht. Skifahren zum Beispiel. Mein kleiner Sohn fährt einfach los, mein großer Sohn sagt, er hat Angst. Warum? Ich glaube, er kann sich einfach viel besser ausmalen, was alles passieren kann. Ich selbst musste lernen, nicht über die Angst hinwegschreiten, achtsam damit umgehen, sie ernst zu nehmen. Was ich in diesem Fall also gemacht habe: Ich habe mich nicht irritieren lassen, sondern ihm Nähe und Zeit gegeben, mitten auf der Piste darüber gesprochen, was passieren kann, ganz konkret, erzählt, wie oft ich schon hingefallen bin und dann aber auch versucht, ihn zu motivieren: Was, wenn du es geschafft hast, wie wird sich das dann anfühlen? Da hat er die Kurve dann wirklich gepackt. Jede positive Erfahrung stärkt, vor allem, wenn man sie dann auch benennt: „Super gemacht!“ » Auch Ihnen brennt eine Erziehungsfrage auf den Nägeln? Dann schreiben Sie an Familie@augsburger-allgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von den Redakteurinnen Doris Wegner und Stefanie Wirsching, Autorinnen des Buches „Supermütter“(erhältlich bei den ServicePartnern unserer Zeitung).