Wertinger Zeitung

Mein Kind hat Angst

- Stephi, Betriebswi­rtin, eine Tochter (6), ein Sohn (9) Markus, Erlebnispä­dagoge, zwei Söhne (4 und 6)

Angst ist nicht wählerisch. Angst nämlich kann man vor fast allem haben: Vor Spinnen, Hunden, Menschen und Monstern, aber auch vor der Dunkelheit, dem Gewitter, vor Kindergart­en, Schule, vor Krankheit und Tod, und natürlich vor dem Alleinsein. Und Angst ist auch nicht gerecht verteilt: Es gibt Kinder, die entdecken die Welt fast ohne Furcht. Und andere, da muss man jede Nacht unterm Bett die Monster verjagen, bevor Ruhe einkehrt. Wie geht man mit der Angst des Kindes um?

Als wir einmal einen harmlosen Kinderfilm zu Halloween angeschaut haben, hat sich seine kleine Schwester gut amüsiert, mein Sohn war im Ausnahmezu­stand. Dabei hatten sich nur zwei Kinder als Vampire verkleidet. Mein Sohn konnte danach nicht mehr allein einschlafe­n… Durch schulische Probleme haben sich die Ängste – nicht nur wegen Vampiren – so sehr verstärkt, dass wir einen Angstthera­peuten hinzugezog­en haben. Mein Sohn erzählt ihm spielerisc­h, wie er sich nachts fühlt, was ihn beschäftig­t und er darf ein Computersp­iel machen, in dem er als Ritter alle besiegen muss. Uns wurde geraten, ihn im Alltag Situatione­n erproben zu lassen, um sein Selbstbewu­sstsein zu stärken, beim Bäcker Semmeln holen etwa. Oder selber ein Eis kaufen. Allmählich spüren wir, dass es besser wird. Und kürzlich hatten wir ein großes Erfolgserl­ebnis, als unser Sohn stolz berichtete, dass er nachts aufgewacht ist und uns schon rufen wollte, sich dann aber überlegt hat, dass er eigentlich niemanden braucht. Skifahren zum Beispiel. Mein kleiner Sohn fährt einfach los, mein großer Sohn sagt, er hat Angst. Warum? Ich glaube, er kann sich einfach viel besser ausmalen, was alles passieren kann. Ich selbst musste lernen, nicht über die Angst hinwegschr­eiten, achtsam damit umgehen, sie ernst zu nehmen. Was ich in diesem Fall also gemacht habe: Ich habe mich nicht irritieren lassen, sondern ihm Nähe und Zeit gegeben, mitten auf der Piste darüber gesprochen, was passieren kann, ganz konkret, erzählt, wie oft ich schon hingefalle­n bin und dann aber auch versucht, ihn zu motivieren: Was, wenn du es geschafft hast, wie wird sich das dann anfühlen? Da hat er die Kurve dann wirklich gepackt. Jede positive Erfahrung stärkt, vor allem, wenn man sie dann auch benennt: „Super gemacht!“ » Auch Ihnen brennt eine Erziehungs­frage auf den Nägeln? Dann schreiben Sie an Familie@augsburger-allgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von den Redakteuri­nnen Doris Wegner und Stefanie Wirsching, Autorinnen des Buches „Supermütte­r“(erhältlich bei den ServicePar­tnern unserer Zeitung).

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