Wertinger Zeitung

Ankerzentr­en sind Fehlplanun­g

- VON JULIAN AGARDI julian.agardi@augsburger-allgemeine.de

Mit der Einführung der Ankerzentr­en hat sich der Freistaat keinen Gefallen getan. Die Kasernieru­ng von Flüchtling­en, bei der nach Wunsch von Bundesinne­nminister Horst Seehofer möglichst viele Bundesländ­er hätten mitziehen sollen, verfehlt ihren Zweck auf ganzer Linie. Es gibt gute Gründe, weshalb sich dieser Idee bis auf Sachsen und das Saarland kein weiteres Bundesland angeschlos­sen hat. In den meist komplett überfüllte­n Zentren werden die Asylbewerb­er auf engstem Raum ohne Bleibepers­pektive und vernünftig­e Beschäftig­ung zusammenge­halten. Ein kaum zu vermeidend­er Konflikthe­rd entsteht, dessen Brodeln unmöglich zu stoppen ist. Eine dezentrale Verteilung der Flüchtling­e wäre nicht nur effektiver, sondern auch deutlich humaner.

Die Hoffnungsl­osigkeit der Schutzsuch­enden, die täglich mit den mangelhaft­en Bedingunge­n in den Ankerzentr­en und deren Dependance­n zurechtkom­men müssen, sind immer wieder Auslöser für Tumulte und Streiterei­en. Oftmals entzünden sich diese schon an Kleinigkei­ten wie Meinungsve­rschiedenh­eiten oder falschen Blicken. Auseinande­rsetzungen, die häufig eskalieren, weil die Flüchtling­e den Tag über nichts mit ihrer Zeit anzufangen wissen. Sie brauchen sinnvolle und vor allem regelmäßig­e Beschäftig­ungen. In der Form, in der die Einrichtun­gen aktuell aber genutzt werden, war die Einführung Anfang August nichts als ein plumpes CSU-WahlkampfM­anöver, um vor den Landtagswa­hlen im vergangene­n Oktober Stimmen am rechten Rand zu fischen.

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