Was ist das Bürgernetz Dillingen?
Medien Vor 30 Jahren erfand Tim Berners-Lee das World Wide Web. Sechs Jahre später wurde das Bürgernetz Dillingen gegründet. Ein Promi hat immer noch die Mail-Adresse @bndlg.de
Landkreis Wenn der Landtagsabgeordnete Georg Winter unserer Zeitung eine E-Mail schickt, erinnert die Adresse an Zeiten, als das Internet in der Region noch in den Anfängen steckte. Denn der CSU-Politiker nutzt immer noch das Bürgernetz Dillingen mit der inzwischen seltenen Mail-Adresse @bndlg.de. Anlass, an die Ursprünge des weltweiten Netzes zu erinnern, gibt es am heutigen Dienstag. Denn es ist genau 30 Jahre her, dass Tim Berners-Lee die Basis für das World Wide Web schuf. Mitte der 1990er Jahre wollten schließlich auch immer mehr Menschen im Landkreis Dillingen die weltweite Datenautobahn nutzen.
Dies führte zur Initiative Bayern Online der Bayerischen Staatsregierung. Auf Initiative von Landrat Anton Dietrich und Ludwig Häring, des früheren Leiters der Akademie, wurde in der Folge schließlich am 14. Dezember 1995 das Bürgernetz Dillingen gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehörte auch der heutige Bürgernetz-Geschäftsführer Christian Maushart. Ziel der Bürgernetzgründung in Dillingen sei es
„In den Jahren 1998/99 zählten wir über
2000 Mitglieder.“
Christian Maushart, Geschäftsführer Bürgernetz Dillingen
gewesen, insbesondere Privatleuten im Landkreis nach der Vorgabe des Projektes „Bayern Online“der Bayerischen Staatsregierung die Möglichkeit zu bieten, sich mit den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien zu einem bezahlbaren Preis vertraut zu machen. Zu diesem Zweck wurde in Dillingen vom Bürgernetz in Zusammenarbeit mit dem Trägerverein „Zentrum für interaktive Medien und Telekommunikation – ZIMT“ein Einwählknoten in das Bayernnetz geschaffen und somit auch der Zugang in das Internet ermöglicht. Die damalige Nutzung des Internets über andere Provider war zu jener Zeit noch recht teuer, erinnert Maushart. Denn zu den Telefongebühren kamen auch noch Gebühren für die Internetnutzung.
Daher sei die Einwahlmöglichkeit über das Bürgernetz Dillingen ein recht günstiger Weg gewesen, ins Internet zu kommen, da hier auch technischen Einrichtungen und Standards bereits vorhanden waren. Maushart sagt: „Im einzelnen erhielten die Bürgernetz-Mitglieder unter anderem einen Account auf ihrem Rechner. Für das World Wide Web gab es eine grafische Hypertext-Anwendung, welche die bekanntesten Internet-Dienste in einem einzigen Programm benutzerfreundlich integrierte.“
Georg Winter erinnert sich an die Anfänge. „Schon mit der Gründung des Dillinger Bürgernetzes habe ich mir diese E-Mail-Adresse zugelegt.“Dabei habe natürlich eine Rolle gespielt, dass er als Abgeordneter die Initiative Bayern Online als Nutzer des Bürgernetzes Dillin- unterstützen wollte. Dies habe er bis heute, trotz DSL, so beibehalten. „Auch deshalb, um mit meinem E-Mailverkehr darauf hinzuweisen, dass mir der Landkreis Dillingen als meine Heimat wichtig ist“, sagt der Höchstädter.
Für die Nutzer von damals waren die Einrichtung eines ISDN-Telefonschlusses sowie ein Modem notwendig, um diese neue Kommunikationsmöglichkeit nutzen zu können, berichtet Maushart. Die Nachfrage zur damaligen Zeit nach dem Dillinger Bürgernetz sei groß gewesen. „In den Jahren 1998/99 zählten wir über 2000 Mitglieder“, teilt der Geschäftsführer mit. Im Jahr 2018 waren es dagegen nur noch 440 Mitdie glieder. Die Modem- und ISDNEinwahlmöglichkeit wurde im Jahr 2011 wieder abgeschaltet.
„Interessant für den Nutzer wurde das Internet überhaupt erst mit der Entwicklung des World Wide Web – WWW“, sagt Maushart. Die weltweit erste Webseite sei am 6. August 1991 veröffentlicht worden. Das weltweite Netz sei im Jahr 1989 als Projekt an der Forschungseinrichtung CERN in der Nähe von Genf entstanden. Tim Berners-Lee hatte damals ein Hypertext-System aufgebaut. Die Idee hierzu, so Maushart, stellte er erstmals am 12. März 1989 in der Forschungseinrichtung vor.
Unterstützt wurde Tim Bernersgen Lee vor 30 Jahren von seinem belgischen Forscherkollegen Robert Cailliau. Das World Wide Web sollte laut Aussage der beiden Forscher als großräumige Hypermedia-Initiative zur Informationsbeschaffung dienen. Mit dem Ziel, den allgemeinen Zugang zu einer großen Sammlung von Dokumenten zu erlauben. Dabei basiert das WWW auf den Kernstandards HTTP als Protokoll, HTML als Auszeichnungssprache und Uniform Resource Identifier – URL. Mit dem Verzicht auf jegliche Patentierung oder Lizenzzahlungen wurde das World Wide Web zur freien Verfügung gestellt, was erheblich zur heutigen Bedeutung beigetragen habe.