Wertinger Zeitung

„Europa muss endlich zusammenst­ehen“

Reserviste­n In Dillingen spricht ein Oberstleut­nant über die zweitgrößt­e Armee innerhalb der Nato. Die der Türkei

- VON HORST VON WEITERSHAU­SEN

Dillingen „Wir haben ein Problem.“Diesen Satz stellte Dillingens stellvertr­etender Landrat Alfred Schneid an den Beginn seines Grußwortes beim sicherheit­spolitisch­en Jahresempf­ang des Reserviste­nverbands Kreisgrupp­e Schwaben Nord in der Luitpold-Kaserne Dillingen.

„Die bisherige Weltordnun­g ist in Auflösung begriffen, oder hat sich bereits aufgelöst“, so der Vizelandra­t weiter. Das habe auch für Europäer weitreiche­nde Konsequenz­en. Die wachsende Kluft zur USA, ungelöste Konflikte mit Russland, der anstehende Brexit, sowie der Vormarsch von Populisten und Nationalis­ten in Europa und der schwelende Türkeikonf­likt, forderten nicht gerade dazu auf, beruhigt in die Zukunft zu blicken. Denn kein Land in Europa ist nach den Worten von Alfred Schneid stark genug, diese Zukunft allein zu bewältigen. Deswegen müssten die Europäer wieder dafür sorgen, ernstgenom­men zu werden. Daher sei es wichtig, bei der anstehende­n Europawahl dafür zu kämpfen, dass Europa mit einer Stimme sprechen kann. Darüber hinaus müsse auch die Bundeswehr innerhalb der europäisch­en Sicherheit­spolitik gestärkt werden, so Dillingens Vizelandra­t. Dabei seien die Reserviste­nverbände aufgeforde­rt, die Anerkennun­g der Streitkräf­te in der Gesellscha­ft zu stärken.

Dillingens Oberbürger­meister Frank Kunz stimmte seinem Vorredner uneingesch­ränkt zu. Er erinnerte an die historisch­e Verpflicht­ung von Dillingen als Garnisions­stadt seit beinahe 340 Jahren, mit der selbstvers­tändlichen Aufgabe, der Bundeswehr ohne Wenn und Aber als Stadt den Rücken zu stärken. Daher sei es ihm auch eine große Freude und Genugtuung, dass der diesjährig­e Tag der Bundeswehr in Dillingen veranstalt­et werde und die Stadt mit der Bevölkerun­g des gesamten Landkreise­s den Nachweis antreten könne, welch großartige­s Miteinande­r von Soldaten und den Menschen in der Stadt und dem Landkreis Dillingen gepflegt werde.

Eröffnet hatte den Jahresempf­ang Kreisvorsi­tzender Oberstabsf­eldwebel der Reserve Werner Wölfel. In seiner kurzen Begrüßung dankte er dem Informatio­nstechnikb­ataillon 292, vertreten durch den stellvertr­etenden Bataillons­kommandeur, Oberstleut­nant Andreas Hadersdorf­er, diese Veranstalt­ung in der Luitpold-Kaserne von Dillingen abhalten zu können. Nach der namentlich­en Begrüßung der zahlreiche­n Gäste durch den Kreisvorsi­tzenden betonte der stellvertr­etende Kasernenko­mmandant, dass es für die Soldaten des Bataillons immer wieder eine Freude sei, ehemalige Kameraden und Reserviste­n hier in der Luitpold-Kaserne begrüßen zu können.

Nach einem musikalisc­hen Zwischensp­iel des Reserviste­nmusikzugs Nordschwab­en „König Ludwig“referierte Oberstleut­nant Josef Dedio über seine fünfjährig­e Verwendung beim Allied Air Comand und Allied Land Command in der Stadt Izmir von 2009 bis 2014. Dabei erinnerte er an den Eintritt der Türkei in die Nato im Jahr 1952 und bescheinig­te dem Land, an der Ostflanke Europas immer ein verlässlic­her Partner gewesen zu sein.

Nach einem kurzen Rückblick auf den Vater der heutigen Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, und dessen Regierungs­zeit, kam er auf den heutigen Präsidente­n Recep Erdogan zu sprechen. Seiner Meinung nach sehe sich dieser in direkter Nachfolge von Atatürk, weshalb er auch angestreng­t habe, erneut eine präsidiale Regierungs­struktur in der Türkei einzuführe­n. In der Türkei gebe es weiterhin die allgemeine Wehrpflich­t, so der Referent, was bedeutet, dass dort die zweitgrößt­e Armee nach den USA für die Nato ihren Dienst ableiste. Dabei hätten die Streitkräf­te noch zum großen Teil ältere Waffensyst­eme im Einsatz, könnten jedoch auch auf hochmodern­e Systeme wie den F35 Stealth-Fighter zugreifen. Wie sich die Türkei seit 2014, als er das Land verlassen hatte, entwickelt habe, darüber wollte er keine Aussage machen.

Anschließe­nd wurden im Rahmen der Veranstalt­ung Johann Deisenhofe­r und Ernst König aus Wertingen sowie Wolfgang Martin aus Donaualthe­im für 40-jährige Mitgliedsc­haft im Reserviste­nverband Kreisgrupp­e Schwaben Nord ausgezeich­net.

 ?? Fotos: Weitershau­sen ?? Beim Empfang der Reserviste­n wurden einige Mitglieder für 40-jährige Treue zum Verband der Kreisgrupp­e Schwaben Nord ausgezeich­net. Im Bild: (von links) Stellvertr­etender Landesvors­itzender Oberstleut­nant der Reserve Werner Gebhard, Johann Deisenhofe­r, Wolfgang Martin, Ernst König und Kreisvorsi­tzender Werner Wölfel.
Fotos: Weitershau­sen Beim Empfang der Reserviste­n wurden einige Mitglieder für 40-jährige Treue zum Verband der Kreisgrupp­e Schwaben Nord ausgezeich­net. Im Bild: (von links) Stellvertr­etender Landesvors­itzender Oberstleut­nant der Reserve Werner Gebhard, Johann Deisenhofe­r, Wolfgang Martin, Ernst König und Kreisvorsi­tzender Werner Wölfel.
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Josef Dedio

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