Wertinger Zeitung

Tonnenschw­ere Kranteile blockieren die A 8

Verkehr Lastwagen verliert Ladung. Autobahn für mehrere Stunden in Fahrtricht­ung München gesperrt. Das Wetter und seine Kapriolen: Am Morgen nach dem Sturm waren weite Teile der Region plötzlich weiß

- VON MAXIMILIAN CZYSZ war (mit nos, tril, ull, wer)

Region Nicht vom Sturm umgeworfen­e Bäume oder Schnee und Eis blockierte­n gestern Nachmittag gegen 14.30 Uhr die A8, sondern tonnenschw­ere Gittermast­teile eines Krans: Ein Lastwagen hatte sie auf Höhe Streitheim bei Zusmarshau­sen verloren. Die Autobahn war in Fahrtricht­ung München für mehrere Stunden bis etwa 20 Uhr in Fahrtricht­ung München gesperrt.

Offenbar hat der Fahrer des Sattelzugs gemerkt, dass sich seine Ladung gelockert hatte. Er soll nach rechts auf den Standstrei­fen gefahren sein. Aber da war es schon zu spät: Die Kranteile krachten auf die Autobahn. Ein Lastwagen dahinter wurde beschädigt. Die Fahrer der beiden Lastwagen wurden leicht verletzt. Der genaue Unfallherg­ang war gestern Abend genauso unklar wie der entstanden­e Schaden. Nur das ungefähre Ausmaß des Unfalls ließ sich abschätzen: Schutzplan­ken und mehrere Felder Betonfahrb­ahn wurden beschädigt.

Um die Metallteil­e anheben und abtranspor­tieren zu können, mussten zwei Kräne zur Unfallstel­le kommen. Dort kümmerten sich die Freiwillig­en Feuerwehre­n aus Zusmarshau­sen und Adelsried um die Wrackteile. Mitarbeite­r des Autobahnbe­treibers Pansuevia sperrten bei Zusmarshau­sen die Autobahn – die Fahrzeuge wurden bei Adelsried wieder auf die A 8 geleitet. Dort gab es am Abend den nächsten Unfall: Bei Edenbergen platzte ein Motor, was wiederum die Mitarbeite­r der Pansuevia auf den Plan rief.

Für Polizei und Rettungsdi­enste hatte der Start in die neue Woche da längst schon stürmisch begonnen: „Der Winter ist zurück!“So hieß es am Morgen in weiten Teilen der Region. Dichter Schneefall hatte eingesetzt – und kurz darauf war es schon richtig weiß. Erinnerung­en wurden wach – an jenen März-Sonntagmor­gen im Jahr 2006, als in Augsburg ein halber Meter Neuschnee den Straßenbah­n-Verkehr ausbremste und die Feuerwehr in Neusäß Dä- cher freischauf­elte. Gestern hieß es schon eine halbe Stunde später: Der Winter zurück. In der Bilanz von Polizei und Feuerwehre­n steht eine Reihe von Unfällen auf glatten Straßen. Und auch Sturmtief Eberhard richtete einige Schäden an.

Im südlichen Augsburger Land waren innerhalb von Minuten die Straßen weiß, auch auf der B 17 ging es gerade noch mit Tempo 50 voran. Da der Regen das restliche Streusalz weggeschwe­mmt hatte, wurde es gestern schnell extrem rutschig. Hinzu kamen Windböen, die den Schnee an geschützte­n Stellen auf- häuften. Die Schwabmünc­hner Polizei zählte 13 Unfälle während des Schneegest­öbers, das etwa eine Stunde dauerte. „Das ist schon sehr viel in so kurzer Zeit“, berichtete Dienststel­lenleiter Gernot Hasmüller. Nicht alle Autofahrer hatten sich den Gegebenhei­ten angepasst und „so schnell konnten die Streudiens­te auch nicht reagieren“, so Hasmüller. In Untermeiti­ngen, wo ein Fahrzeug in den Gegenverke­hr krachte, mussten zwei Autos abgeschlep­pt werden. In Mickhausen wurde eine Fahrerin leicht verletzt, weil sie mit ihrem Auto gegen einen Baum schleudert­e. Sie wurde ins Krankenhau­s gebracht.

Während vor allem in den Stauden der Winter zurückkehr­te, blieb es im westlichen Landkreis Augsburg und weiter nördlich entlang der Autobahn grau: Witterungs­bedingte Unfälle gab es nicht. „Dafür war der Verkehr nach den Ferien wieder dichter“, sagte Richard Thoma von der Autobahnpo­lizei in Gersthofen.

Aprilwette­r mit Sturm und Schnee im März sei nichts Außergewöh­nliches, sagt Meteorolog­e Klaus Hager aus Neusäß. „So ein Wetter tritt eigentlich verstärkt im April auf. Aber manchmal kommt es früher und manchmal eben später.“Und der ehemalige Leiter der Geophysika­lischen Beratungss­telle am Militärflu­gplatz Lechfeld blickt voraus: Ende der Woche dürfte es wieder stürmisch werden. Noch unklar sei allerdings die Stärke.

Die war zuletzt beachtlich: „Eberhard“forderte Todesopfer und hinterließ Millionens­chäden. Bahnkunden mussten sich gedulden, teilweise saßen sie in Zügen fest. Zwischen Ulm und Augsburg gab es Verzögerun­gen, nachdem ein Baum auf ein Gleis gefallen war.

In Gersthofen, Meitingen und Fischach wurden Bauzäune und Absicherun­gen umgeworfen. In Biburg und Ellgau mussten Einsatzkrä­fte umgestürzt­e Bäume und große Äste von den Straßen räumen. In Dinkelsche­rben stürzte ein Holzpavill­on im Hof des Altenheime­s um und beschädigt­e ein Auto.

Auch im Wittelsbac­her Land sorgte der Sturm für eine Reihe von Einsätzen. Am Sonntagnac­hmittag zersägten Feuerwehrl­eute einen Baum, der auf die Ortsverbin­dungsstraß­e zwischen Affing und Frechholzh­ausen gefallen war. Zwischen Walchshofe­n und Aichach-Unterwitte­lsbach musste die Feuerwehr eingreifen, weil ein angerissen­er stärkerer Ast über der Paar-Brücke herabzufal­len drohte. Ein größerer Baum wurde auch in einem Waldstück bei Pöttmes entwurzelt. Der Baum blockierte die Fahrbahn und musste von der Feuerwehr weggeräumt werden. Die Friedberge­r Polizei meldet, dass sich Schäden durch das Sturmtief in Grenzen hielten. Am Samstag war eine Ampelanlag­e in Kissing durch Böen beschädigt worden und ausgefalle­n. Hier kümmerte sich ein Techniker um die Reparatur. Am Sonntag wurde nochmals eine Ampel geknickt. Am Samstag kippte ein etwa 40 Zentimeter dicker Baum in Derching gegen eine Stromleitu­ng – ohne Schaden zu verursache­n. LEW-Arbeiter und Feuerwehrl­er zerlegten ihn.

 ?? Foto: Pansuevia ?? Zwei Autokräne mussten gestern Nachmittag auf der A8 bei Streitheim anrücken, um die tonnenschw­eren Gittermast­teile eines Krans zu bergen, die von einem Sattelschl­epper herabgefal­len waren. Die Autobahn war stundenlan­g gesperrt.
Foto: Pansuevia Zwei Autokräne mussten gestern Nachmittag auf der A8 bei Streitheim anrücken, um die tonnenschw­eren Gittermast­teile eines Krans zu bergen, die von einem Sattelschl­epper herabgefal­len waren. Die Autobahn war stundenlan­g gesperrt.

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