Powerfrau mit preisgekröntem Bioladen
Unternehmer-Porträt Wie sich die vierfache Mutter und Oma Edith Neidlinger in Biberbach einen Traum erfüllt hat
Biberbach Für Edith Neidlinger war es ein langer Weg: Aber jetzt ist sie Chefin in ihrem Bioladen mit Café. Dieser Posten füllt sie jede Woche aufs Neue aus. Von Donnerstag bis Samstag. Mit einem Lächeln auf den Lippen und jeder Menge Power empfängt sie ihre Gäste von 8 bis 18 Uhr in ihrem Café Am Kirchberg in Biberbach. Ihr Motto: „Es ist mir wichtig, dass es einen Treffpunkt gibt, wo jeder mit jedem in Kontakt kommen kann.“
Nach einer Ausbildung zur Bürokauffrau im Betrieb ihres Vaters (dieser hatte seine Zimmerei einst dort, wo heute Kaffee ausgeschenkt wird und Bio-Produkte über den Ladentisch gehen), heiratete Edith Neidlinger ihren Mann Otto.
Gemeinsam gründeten sie eine Familie. Als ihr jüngster Spross gerade einmal vier Jahre alt war, begann sie im Jahr 1989 auf dem Feld eines Biobauern zu arbeiten. Schnell bekam sie die Möglichkeit, die dort geerntete Ware auch auf dem Wochenmarkt in Meitingen und später auf dem Markt in Neusäß zu verkaufen. Zeitgleich zur Verkaufstätigkeit auf den Märkten und ihren Aufgaben als Vierfach-Mama absolvierte sie die Ausbildung zur Hauswirtschafterin, die sie schnell mit einer Weiterbildung zur Meisterin krönte. Damit bahnte sie sich den Weg an die Hauswirtschaftsschule, an der sie noch heute von Montag bis Mittwoch unterrichtet. Die vierfache Mutter (ihre Kinder sind heute 34, 37, 38 und 39 Jahre alt) und vierfache Oma (ihre Enkel sind zwischen eineinhalb und 15 Jahren alt) freut sich darüber, ihren Schülern wichtige Alltagskompetenzen im Umgang mit Lebensmitteln zu vermitteln. „Sie sollen ein Bewusstsein für gutes Essen bekommen.“
Hinzu kam bereits ab 1997 der erste kleine Laden im Wohnkeller ihres eigenen Hauses. Dort verkaufte Edith Neidlinger ebenfalls BioWaren, doch dann musste sie erkennen: „Irgendwann war’s zu viel.“Als der Biobauer, für den sie auf den Märkten in Meitingen und Neusäß verkaufte, sie um die Rückgabe der Stände bat, kam ihr das nur gelegen. Zeitgleich tat sich nämlich die Option auf, ihren Traum vom eigenen Café mit Laden zu verwirklichen und zwar im einstigen Stadel. Ihre Tochter baute das Obergeschoss zum Wohnbereich für sich und ihre Familie aus. Edith Neidlinger kümmerte sich um die Renovierung des ehemaligen Stalls.
2011 war Baubeginn. 2014 konnte die heute 59-jährige Edith Neidlinger ihr Café mit Bioladen eröffnen. Ihren Traum vom eigenen Café mit Laden lebt sie hier an drei Tagen in der Woche – und zwar genau so, wie sie es sich wünscht. Serviert werden Bio-Lebensmittel von Herstellern der Region – und vom Frühstück übers Mittagessen bis zum Kuchen.
Dieses Konzept hat Edith Neidlinger erst kürzlich die Auszeichnung als einer von Deutschlands besten Bioläden eingebracht. Prämiert wurde sie von den Lesern des Naturkostmagazins Schrot & Korn. Mehr als 2700 Geschäfte waren bewertet worden. Edith Neidlinger heimste zwei Silber-Medaillen (in den Kategorien „Frisches Obst & Gemüse“und „Gesamteindruck“) sowie zwei Bronze-Medaillen (in den Kategorien „Sortimentsvielfalt“und „Preis-Leistungs-Verhältnis“) ein. Café und Laden stemmt sie mit drei Teilzeitkräften, ihrem Mann Otto und ihrer Tochter Antonie gemeinsam.
Längst hat sich das Café zum Treffpunkt im Ort entwickelt. „Hier treffen sich Leute, die sich jahrelang nicht gesehen haben“, freut sich die Café-Betreiberin. Auch wird das urige Café regelmäßig zum Veranstaltungsort, an dem sich Vereine zusammenfinden und sogar regelmäßig Konzerte gespielt werden.
Obgleich der Platz in Café und Bioladen begrenzt ist, vertraut die Chefin doch darauf, dass das Herrgöttle von Biberbach, das sich in der Wallfahrtskirche befindet, die man sogar vom Café aus erspähen kann,
Das Café ist an drei Tagen in der Woche geöffnet
es so richtet, dass jeder Gast einen Platz bekommt. Wie die 59-Jährige, die in wenigen Tagen ihren runden Geburtstag feiert, es schafft, alles unter einen Hut zu bekommen, weiß sie ganz genau: „Ich bin im Geschäft großgeworden. Die Selbstständigkeit liegt mir im Blut. Mir macht es Freude zu sehen, wie unser Bioladen mit Café angenommen wird.“
Und auch wenn die Arbeit ihr nie ausgeht, findet sie doch noch die Zeit, ihren Hobbys nachzugehen: Seit 48 Jahren singt sie im Kirchenchor und spielt Tischtennis.