Wertinger Zeitung

Wenn sich der weiße Blütentepp­ich über den Auwald legt

Natur Die Märzenbech­er blühen wieder. In dieser großen Zahl kommen sie nur bei uns in der Region vor. Die Pflanzen dürfen aber nicht gepflückt werden

- VON ANGELA BRENNER UND BERTHOLD VEH

Landkreis/Leipheim Weiß, wohin das Auge blickt. Im Auwald zwischen Dillingen und Lauingen sowie in Leipheim ist derzeit wieder ein Naturphäno­men zu beobachten: Über riesige Flächen erstrecken sich die Märzenbech­er. Wie ein weißer Blumentepp­ich bedecken die Blüten den Auwaldbode­n. Eine Besonderhe­it, die es so selten gibt. Manfred Enderle ist eigentlich Pilzexpert­e, doch sein Weg führt ihn regelmäßig in den Leipheimer Auwald. Er weiß, welch besonderes Naturspekt­akel dort gerade zu sehen ist. „Im Leipheimer Auwald gibt es eines der größten Märzenbech­er-Vorkommen in Süddeutsch­land.“Diese Einschätzu­ng lässt sich auch auf den Landkreis Dillingen übertragen. Auch hier sind in den Auwäldern bei Dillingen und Lauingen tausendfac­h Märzenbech­er zu sehen.

Bei uns in der Region, sagt Enderle, kommen die wilden Märzenbech­er gewöhnlich nur selten und punktuell vor. In solchen Maßen und auf dieser Fläche wie in Leipheim, hat Enderle das Vorkommen so sonst noch nie im Landkreis Günzburg gesehen. Wenn die erste frühe Frühlingss­onne den Waldboden trifft, kommen die Märzenbech­er zum Vorschein. In der Regel ist das schon im Februar der Fall. Die weißen Blüten mit ihren gezackten Rändern und grünen Punkten halten in der Regel etwa vier Wochen, bis sie wieder verblühen.

Der Auwald bietet die idealen Voraussetz­ungen für den Frühjahrsb­oten. Das Waldgebiet liefert mit seinem feuchten Boden und den geschützte­n Schattenfl­ächen die perfekten Bedingunge­n für die Märzenbech­er. Und so kommt es auch, dass wie aktuell, riesige Flächen weiß leuchtend mit Märzenbech­ern bedeckt sind. Zum Teil erstrecken sich diese auf die Größe eines halben Fußballfel­des. In den Gärten seien häufig Schneeglöc­kchen zu finden. Doch Märzenbech­er, die auch große Schneeglöc­kchen genannt werden, kämen wild nur im Auwald vor.

Gerade für Spaziergän­ger sind die Märzenbech­er ein wahrer Blickfang. Doch pflücken oder ausgraben sollten sie die Gewächse nicht. Denn: „Die Märzenbech­er sind streng geschützt“, betont Enderle. Sie stehen auch auf der Roten Liste der gefährdete­n Pflanzen. „Außer- dem sind sie giftig“, warnt der Pilzexpert­e. Für die Natur sind die Märzenbech­er bedeutend, weiß Enderle. Die Frühlingsb­oten sind eine der ersten Pflanzen, die jetzt im Frühling erblühen und damit eine wichtige Nahrungsqu­elle für Bienen, Schmetterl­inge und andere Insekten. Wenn es am Wochenende warm wird, werde im Auwald bald eine Mischung aus Weiß, Blau, Gelb und Rosa zu sehen sein, teilt die Untere Naturschut­zbehörde am Dillinger Landratsam­t mit. Neben den Märzenbech­ern werden auch die Frühlingsb­lüher Buschwindr­öschen, Blaustern, Schlüsselb­lume, Geflecktes Lungenkrau­t und Bärlauch „aus dem Boden schießen“, sagt Regierungs­direktorin Christa Marx. Spaziergän­ger könnten sich an dieser Farbenprac­ht erfreuen.

Der Auwald in der Region ist ein mehrfach geschützte­s Gebiet. Er gilt als Landschaft­sschutzgeb­iet, in Teilen wie dem Apfelwörth bei Blindheim und dem Neugeschüt­twörth bei Gremheim ist er sogar Naturschut­zgebiet. Die komplette Donau und der den Fluss umgebende Wald sind FFH-Gebiet, also ein Schutzgebi­et, das nach der Fauna-FloraHabit­at-Richtlinie ausgewiese­n wurde. Außerdem zählt der Faiminger Stausee zu den Ramsar-Schutzgebi­eten zum Schutz von Feuchtgebi­eten. Der Auwald selbst ist „ein Bannwald mit hohem Schutzstat­us“, erklärt Marx. Bäume dürfen hier nicht gefällt werden.

 ?? Foto: Peter von Neubeck ?? Im März sind tausende Märzenbech­er im Auwald, wie hier zwischen Dillingen und Lauingen, zu finden. Die Pflanzen sind gefährdet, sie stehen auf der Roten Liste und dürfen daher weder gepflückt noch ausgegrabe­n werden.
Foto: Peter von Neubeck Im März sind tausende Märzenbech­er im Auwald, wie hier zwischen Dillingen und Lauingen, zu finden. Die Pflanzen sind gefährdet, sie stehen auf der Roten Liste und dürfen daher weder gepflückt noch ausgegrabe­n werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany