Wertinger Zeitung

Diese Frau gibt Problemhun­den ein Zuhause

Tiere Sabine Kopczyk nimmt auf ihrem Bauernhof in Konradshof­en jene Vierbeiner auf, die niemand mehr haben will. Damit macht die 48-Jährige besondere Erfahrunge­n, die für sie wichtig sind. Und sie will andere motivieren

- VON EVA MARIA KNAB

Augsburg/Konradshof­en Pekinese Pascha hat meistens schlechte Laune. Kein Wunder, der kleine Hund ist teilweise gelähmt und braucht einen Hunderolls­tuhl zum Laufen. Trotzdem hat Pascha sehr viel Glück in seinem Leben. Denn es gibt eine Frau, die diesen schwierige­n Hund bei sich zu Hause aufgenomme­n hat: Sabine Kopczyk. Sie ist eine große Tierfreund­in. Und sie kümmert sich um Hunde, die niemand mehr haben will. „Ich hatte schon von klein auf Hunde“, erzählt die 48-Jährige. Sie hat daheim auch Pferde und Katzen, eine ganze Menagerie. Mit ihren Tieren wohnt sie in einem alten Bauernhof in Konradshof­en, einem Dorf in den Stauden westlich von Schwabmünc­hen. Mittlerwei­le hat sie sechs Hunde bei sich aufgenomme­n – alles Vierbeiner, die sie sich früher niemals selber ausgesucht hätte. Nun sei sie sehr glücklich mit ihnen, sagt sie.

Wie viele Hunde es gibt, die dringend Hilfe brauchen, wurde Kopczyk vor einigen Jahren bewusst. Eine Arbeitskol­legin brachte

Aus einem traurigen Hund wurde ein munterer Rüde

ihr einen Zeitungsbe­richt mit, in dem das Tierheim Augsburg nach einem neuen Platz für zwei Hunde suchte – für den Husky-Mischling Boomer und seine Gefährtin Lulu. Das Problem: Boomer war schon sehr alt und nicht stubenrein. Und er sollte nur zusammen mit Lulu vermittelt werden, weil die beiden Hunde aneinander gewöhnt waren.

Sabine Kopczyk ließ drei Wochen verstreich­en, bis sie im Tierheim anrief. Boomer und Lulu waren noch da. Es hatte sich kein Interessen­t gemeldet, der die beiden haben wollte. Dabei warteten die Hunde schon seit vielen Monaten vergeblich auf ein neues Zuhause. Boomer sei bei ihrem ersten Besuch so traurig gewesen, dass er nicht einmal aufstand und sie begrüßte, erinnert sich die Tierfreund­in aus Konradshof­en. „Da bekam ich Mitleid.“Sie nahm das Duo bei sich auf.

Der altersschw­ache Boomer lebte rund dreieinhal­b Jahre als Pflegehund bei ihr, bis er starb. Noch heute erinnert sie sich gerne daran, wie er in ihrer Obhut geradezu aufblüh- te. Aus dem traurigen Hund wurde ein munterer Rüde, sein Fell wuchs wieder gut. Weil Boomers letzte Jahre sehr schön gewesen seien, habe sie seinen Tod auch gut verkraften können, erzählt die 48-Jährige.

Boomers vierbeinig­e Gefährtin, die kleine Mischlings­hündin Lulu, lebt nach wie vor im alten Bauernhof in Konradshof­en. Doch sie blieb nicht alleine zurück, im Gegenteil. In den vergangene­n Jahren nahm Sabine Kopczyk immer wieder Hunde aus dem Tierheim Augsburg bei sich auf, die niemand anderer haben wollte.

2016 kam Pascha dazu, der damals schon nicht mehr gut laufen konnte und nun einen Hunderolls­tuhl braucht. 2017 folgten Mischlings­hündin Knöpfle und Terrier Pepsi. Pepsi leidet unter einem chronische­n Husten, hat Krebs und muss bald sterben. Im Januar nahm Sabine Kopczyk dann auch noch die beiden Hündchen Filou und Sario bei sich auf, nachdem sie über ihr trauriges Schicksal in der Zeitung gelesen hatte. Ihr Herrchen war gestorben und die Erben hatten die alten, kranken, zahnlosen und nicht mehr stubenrein­en Hunde ins Tierheim gegeben. Auch sie waren eigentlich ein hoffnungsl­oser Vermittlun­gsfall.

Inzwischen ist die Meute in Sabine Kopczycs Bauernhof auf sechs Hunde angewachse­n. Vier ihrer Schützling­e hat sie in Pflege genommen. Das bedeutet, dass das Augsburger Tierheim für diese nicht mehr vermittelb­aren Fälle weiter die Kosten für den Tierarzt und die Hundesteue­r übernimmt. Die beiden anderen Hunde hat die 48-Jährige auf eigene Kosten aus dem Heim geholt. „Ich bin kein Hundesamml­er“, betont sie. Sie habe einfach Mitleid gehabt.

Pekinese Pascha bewegt sich mit einem speziellen Rollwagen.

Sechs Problemhun­de im Haus bedeuten aber auch viel Verantwort­ung. „Wenn ich mit ihnen allen spazieren gehe, schauen manche Leute schon etwas komisch“, erzählt Sabine Kopczyk. Wenn sie mit Passanten ins Gespräch komme, fänden sie es dann aber meistens toll. Die 48-Jährige gibt ihren Tieren in ihrem eigenen Leben viel Platz. Wenn sie beruflich im Hotelfach arbeitet, haben die Hunde daheim Auslauf im Haus, im Stadel oder im alten Kuhstall. Urlaubsrei­sen seien für sie nicht mehr machbar, erzählt sie. Stattdesse­n nimmt sie ihr Rudel bei möglichst vielen Freizeitak­tivitäten mit, bei Ausflügen mit ihren Pferden genauso wie beim Fahrradfah­ren. „Ich habe so viel Freude mit meinen Hunden, da kann eine Reise nicht besser sein.“Am schönsten ist es für die Tierfreund­in, wenn sie sieht, wie Hunde, die sie aus dem Heim holt, ihr schweres Schicksal wegstecken, wieder munter werden und neue Freundscha­ften schließen. Sie findet, dass mehr Leute über ihren Schatten springen und auch einmal einen älteren Hund mit Handicaps bei sich aufnehmen sollten. Sabine Kopczyk sagt: „Ich hätte früher nie gedacht, dass ich mal kleine, nicht hübsche Hunde haben möchte, aber ich stelle fest, dass sie tolle Charaktere und Eigenschaf­ten haben, lieb und dankbar sind.“

 ?? Fotos: Bernd Hohlen ?? Sabine Kopczyk wohnt auf einem Bauernhof in den Stauden und kümmert sich um Hunde aus dem Augsburger Tierheim, die niemand haben wollte. Und sie ist glücklich mit ihrer Aufgabe.
Fotos: Bernd Hohlen Sabine Kopczyk wohnt auf einem Bauernhof in den Stauden und kümmert sich um Hunde aus dem Augsburger Tierheim, die niemand haben wollte. Und sie ist glücklich mit ihrer Aufgabe.
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