Rehwild wird brutal und rücksichtslos dezimiert
Zum Artikel „Bambi lebt gefährlich“vom 4. März:
In welcher Welt der Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Dillingen, Johann Stuhlenmiller, lebt, wissen wir nicht. Jedenfalls nicht in der realen in puncto Wald und Wild. Wer wie Stuhlenmiller von „massiven Verbiss-Schäden durch Rehwild“spricht, folgt der blinden Ideologie der Bayerischen Staatsforsten, die mit ihrem Motto „Wald vor Wild“seit der Forstreform von 2005 eine gnadenlose Ausrottungspolitik unserer heimischen Tierart betreiben. Tatsache ist, dass im aktuellen Vegetationsgutachten für die Region Dillingen fast überall die Verbissschäden als „tragbar“bis „günstig“beschrieben werden. Wenn man bedenkt, dass diese Gutachten bayernweit alle drei Jahre von der Bayerischen Forstverwaltung erstellt werden und nicht die vielen tausend gut wachsenden Bäumchen zählen, sondern nur die wenigen, die verbissen wurden, dann kann man sich leicht ausrechnen, dass das Rehwild seit Jahren brutal und rücksichtslos dezimiert wird.
Wer wissen will, wie die Bayerischen Staatsforsten – hier ist vor allem der Forstbetrieb Kaisheim zu nennen, der auch Dillinger Wälder betreut – mit ihren Förstern und Pirschbezirk-Inhabern wüten, braucht sich nur das zusammengeschossene Wild nach einer Drückjagd anzuschauen. Ja, liebe Bezirksrätin Heidi Terpoorten, die Zeiten, als Sie mit Opa auf die Pirsch gingen und bestimmt einen Sprung Rehe oder gar einen kapitalen Bock gesehen haben – diese Zeiten sind dank der Bayerischen Staatsforsten leider vorbei. Geschossen wird, was den Kopf rausstreckt, Hauptsache, die Abschusszahlen werden nicht gesenkt, Verbiss hin, Verbiss her. Vielleicht kann der Herr Stuhlenmiller unseren Kindern, die unsere Rehe bald nur noch aus der Bambi-Erzählung kennen werden, erklären, warum früher Wald und Wild zusammengehörten und der Wald trotzdem gewachsen ist. Aber dann müsste er ihnen auch erzählen, dass der ständige Jagddruck durch seine folgsamen Jäger den Verbiss der gestressten Tiere steigert und sich damit der Teufelskreis von Verbiss und Abschuss schließt.
Vielleicht könnte sich der Bund Naturschutz im Kreis Dillingen mit seiner Vorsitzenden Terpoorten nicht nur um Biber, Kröten und Flusskrebse kümmern, sondern auch um unsere heimischen Rehe, die in den Augen der Bayerischen Staatsforsten längst zu den „Taliban der Wälder“geworden sind, die es mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt. „Wald und Wild, die beiden hat Gott zusammen gegeben. Nehmt dem Wald sein Wild und ihr nehmt sein Leben.“
Johannes Baumann, Dillingen, Carl Völkl, Nördlingen, und Roman Wagner, Oberglauheim für den Arbeitskreis Rehwild