So gelingt die Bewerbung für den Wunschberuf
Berufswahl Was ist wichtiger? Das Anschreiben, das Gespräch, die Krawatte um den Hals? Auf der Messe „FitforJOB“erklärten Firmen aus unserer Region, wie sie sich die ideale Bewerbung vorstellen und worauf Chefs wirklich achten
Augsburg Unzählige junge Menschen strömen durch die Gänge zwischen den Ständen auf der Ausbildungsmesse „FitforJOB“in Augsburg. 190 Unternehmen präsentierten am Samstag mehr als 200 Berufe – und die Besucher, hauptsächlich Schüler, lassen sich beraten. Eine von ihnen ist Franziska. Sie besucht die neunte Klasse einer Realschule im Landkreis Augsburg und macht kommendes Jahr ihren Abschluss. Danach möchte sie eine Ausbildung beginnen, die mit Ernährung zu tun haben soll. Um herauszufinden, welche, ist sie an diesem Tag zur Messe gekommen. Schon diesen Sommer, spätestens im Winter jedoch, muss sie Bewerbungen verschicken. Eines wird sie auf jeden Fall im Anschreiben erwähnen: Dass sie in ihrer Freizeit am liebsten kocht und backt – deshalb soll auch ihr Beruf damit zu tun haben.
Das erleichtert ihr die Bewerbung. Denn die Motivation, wieso es gerade der gewählte Ausbildungsberuf sein soll, gehört in jedes Anschreiben, sagt Claudia EberSchuberth. Sie ist Berufsberaterin in der Agentur für Arbeit Augsburg und begutachtet auf der Messe Unterlagen von Schülern, die ihre Bewerbungen von ihr überprüfen lassen wollen. „Wer ist der Mensch, der diesen Ausbildungsplatz möchte? Und wieso möchte er genau diesen Beruf?“Diese Fragen stellen sich Chefs und Ausbilder, wenn sie eine Mappe aufschlagen, sagt sie. Natürlich müsse man seine Stärken darstellen – selbst überschätzen und übertreiben sollte man aber nicht. Ähnlich verhält es sich mit Fremdwörtern. Die sollte man nur verwenden, wenn man sie selbst versteht, oder einfach ganz vermeiden. „Ich habe mal ein Anschreiben gelesen, in dem stand: ,Der Beruf reflektiert mein Ziel.‘ Was das bedeuten sollte, wusste der Bewerber aber nicht.“Wie viel Freiheit man sich bei der Gestaltung nimmt, hänge von dem Ausbildungsberuf ab: Ein Mediengestalter könne ruhig etwas kreativer sein, wohingegen das bei einer angehenden Steuerfachangestellten weniger gewünscht sei.
„Ein ordentliches Bild ist Pflicht. Auf keinen Fall ein Selfie – auch das habe ich schon gesehen“, sagt die Berufsberaterin. Am selben Stand können die Jugendlichen sich stylen und anschließend fotografieren lassen. Das Foto sollte auch in digitaler Form vorliegen – schließlich nehmen viele Unternehmen Bewerbungen nicht mehr in Papierform entgegen.
Bei der Firma Grenzebach mit Hauptsitz in Asbach-Bäumenheim im Donau-Ries etwa, die Produktionsanlagen automatisiert, müssen Bewerber ihre Daten in einem Online-Formular abgeben. Am Stand des Unternehmens stehen Metall-Ausbilder Erich Rößner und Florian Schmidbauer, der die Auszubildenden im Bereich Elektronik betreut. Worauf achten sie, wenn sich mögliche Azubis bei ihnen bewerben?
„Eine ordentliche Form ist Grundvoraussetzung“, sagt Rößner. Rechtschreibfehler seien heutzutage mit Schreibprogrammen leicht vermeidbar – und stoßen umso mehr auf, wenn sie doch auftauchen. „Es ist zwar keine Voraussetzung, aber doch ein Vorteil, wenn jemand schon einmal ein Praktikum gemacht hat und man ihn persönlich kennt“, fügt der Ausbilder der Firma Grenzebach an. Außerdem achten die beiden darauf, wie Bewerber ihre Freizeit gestalten. Ist jemand zum Beispiel in Vereinen, wirke sich das positiv auf sein soziales Verhalten aus.
Eine Frage, die sich viele stellen: Wie wichtig ist das Zeugnis? MetallAusbilder Schmidbauer sagt: „Noten sind nicht alles. Ich achte zum Beispiel sehr auf die Bemerkungen im Zeugnis.“Die Kleidung sollte auf dem Foto und beim Bewerbungsgespräch ordentlich, aber nicht übertrieben sein. Wenn ein 15-Jähriger aber doch eine Krawatte trägt, werde ihm das nicht angekreidet – schließlich könne man davon ausgehen, dass das nicht seine eigene Idee, sondern die der Mutter war. Bei einem Abiturienten, der sich für ein duales Studium bewirbt, sei ein Sakko aber „nicht abwegig“.
Zimmerermeister Christian Sauerlacher würde bei einem Bild im Anzug eher die Stirn runzeln. Bei ihm muss man sich nicht online, sondern persönlich vorstellen, sagt der Lehrlingswart der ZimmererInnung Augsburg. „Wir sind da relativ einfach gestrickt.“Dann klärt man ab, in welcher Form man sich bewirbt, in Papierform oder per E-Mail. Wichtiger als das Anschreiben oder die Noten sei aber, dass man sich beim Probearbeiten gut anstellt. „Es kann auch mal passieren, dass man sagt: Bring mir dein letztes Zeugnis, das reicht“, sagt der Handwerksmeister.
Einer der Besucher plant jedenfalls, sich für zwei Ausbildungen zu bewerben. Mert ist Zehntklässler und macht dieses Jahr seinen Abschluss. Nach dem Besuch der Messe weiß er, dass er entweder Maschinenund Anlagenmechaniker werden will – oder Polizist.
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Infos Die Agentur für Arbeit bietet Tipps zur Bewerbung unter www.planet-beruf.de.
Als Vereinsmitglied punktet man bei Grenzebach
Berufsberaterin Claudia Eber-Schuberth weiß, worauf es in einer Bewerbung ankommt.