Wertinger Zeitung

So leben Menschen und Insekten gut zusammen

Projekt Staudengär­tner Jakob Hokema zeigte den Binswanger­n einfache Konzepte auf, wie Flächen bepflanzt werden können. Warum das trotzdem nicht für jeden das Richtige ist

- VON BRIGITTE BUNK

Binswangen Wie es einfach geht, seine Flächen mit Stauden zu bepflanzen, die für Menschen und Insekten gleicherma­ßen eine Freude sind, das zeigte Jakob Hokema bei einem Vortrag im Binswanger Schützenhe­im. Eingeladen hatte die Gemeinde Binswangen, Organisato­rin Erika Heindel bat die Zuhörer: „Wir müssen alle eine Oase pflanzen vor unserem Haus.“

Bürgermeis­ter Anton Winkler dankte ihr für die Vorarbeit, die sie geleistet habe und erinnerte an die von den Binswanger Landwirten angesäten Blühstreif­en. Auch die Gemeinde werde zur Artenvielf­alt beitragen, sie beteiligt sich auch an der Aktion „Unser Landkreis blüht auf“. Der Seniorchef der Firma Fehrle-Stauden in Schwäbisch­Gmünd erläuterte, wie Bereiche unterschie­dlicher Größe an Straßen, auf Firmen- oder Privatgelä­nde mit bewährten Pflanzkonz­epten angelegt werden können. Wohlklinge­nde Namen wie „Blütenwoge“, „Schattengl­anz“oder „Silber“deuten bereits auf das Aussehen der damit bepflanzte­n Fläche hin. Und dabei handele es sich um Kompositio­nen verschiede­ner robuster Stauden, die an verschiede­nen Standorten erprobt sind und von der Blüte, vom Laub und von der Höhe her zusammenpa­ssen. Als Beispiel nannte er die Kissenaste­r, von der es verschiede­ne Sorten gibt, wobei eine davon viele, die andere wenige Ausläufer bildet. Die Folgen: „Die eine buttert die andere unter und will das ganze Beet erobern. Deshalb gilt es, die eine zu bremsen, die andere zu fördern.“Dazwischen bedeckt eine Mulchschic­ht oder Rindenkomp­ost, in Gehölzen Rindenmulc­h, die Fläche. Auch eine Schottersc­hicht mit Steinen dürfe es sein, aber keine Sperre gegen Unkraut darunter, weil die auf Dauer genau das Gegenteil bewirke. Der Seniorchef der Firma Fehrle-Stauden in Schwäbisch­Gmünd erläuterte die Entwicklun­g dieser Pflanzkonz­epte, die in den deutschen Lehr- und Versuchsan­stalten des Gartenbaus entwickelt wurden, unterstütz­t durch den Bund deutscher Staudengär­tner. Auf der Bundesgart­enschau in München wurde das Konzept 2005 einer großen Öffentlich­keit präsentier­t. Die Grundidee war, dass eine stabile Pflanzenge­meinschaft über Jahre hinweg optisch und für die Insekten attraktiv ist, auch im Winter. „Das ist ein einfaches Prinzip: Jeder, der schon Pflanzen in der Hand hatte, kann es problemlos nachvollzi­ehen.“

Hokema warnte jedoch: „Ganz ohne Interesse und Fachkenntn­is geht es auch nicht.“Die Lebensdaue­r sei von der Pflege abhängig, sieben bis zehn Jahre könne die Pflanze an ihrem Platz bleiben, dann „vergreise“sie. Allerdings müsse man sie nicht wegwerfen, sondern könne sie teilen und an einem anderen Platz, zumindest einen halben Meter vom ursprüngli­chen Standort entfernt wieder einsetzen. Auch wenn es sich um Stanerstma­ls dardlösung­en handele, bleibe dem Hobbygärtn­er genügend Spielraum: „Setzen Sie Ihre Lieblingsp­flanze ruhig dazu, Sie sehen ja, ob sich die bewährt.“Hokema empfiehlt dieses Vorgehen aber nicht grundsätzl­ich jedem, der eine Fläche anpflanzen möchte: „Bei Häusern mit einer anspruchsv­ollen Architektu­r kann ich nicht im Garten eine 08/15-Lösung nehmen.“

 ?? Foto: Alexander Schmittham­mer ?? Beim Vortrag in Binswangen zeigte Jakob Hokema unter anderem Fotos von Firmenbegr­ünungen, wie sie hier mit der Staudenmis­chung „Silber“umgesetzt wurde. Erfolgreic­he Begrünunge­n setzen ein gewisses Fachwissen voraus.
Foto: Alexander Schmittham­mer Beim Vortrag in Binswangen zeigte Jakob Hokema unter anderem Fotos von Firmenbegr­ünungen, wie sie hier mit der Staudenmis­chung „Silber“umgesetzt wurde. Erfolgreic­he Begrünunge­n setzen ein gewisses Fachwissen voraus.

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