Die Frau hat Traummaße, der Mann hat Bauchmasse
Kabarett Nach sechs trostlosen Jahren als Single legt Stephan Bauer jetzt richtig los
Buttenwiesen-Pfaffenhofen Seit Wochen ausverkauft war das Solokabarett „Warum Heiraten? Leasing tut´s auch“bei der Kleinkunstbühne Lauterbach. Im Saal beim Straub in Pfaffenhofen herrschte drangvolle Enge, als Stephan Bauer die Bühne betrat und auf dem Barhocker, dem einzigen Requisit, Platz nahm. Schon über 20 Jahre ist er auf allen Bühnen der Republik und auch im Fernsehen unterwegs. Ein Kabarettist, der von renommierten Zeitungen wie der Stuttgarter und der Süddeutschen Zeitung in einem Atemzug mit Michael Mittermeier und Josef Hader genannt wird.
Und diesem Ruf wird der gebürtige Württemberger Schwabe zweieinhalb Stunden mehr als gerecht. Auf dem Barhocker hält es ihn nicht lange, denn sein Programm verlangt Publikumsnähe. Von Beginn an brennt er ein Feuerwerk an Pointen, skurrilen Vergleichen und punktgenauen Treffern ab. Nach sechs trostlosen Jahren als Single ist der Vierzigjährige wieder im Paarmodus. Sina heißt sie, 25 Jahre alt, Traummaße, dazu noch klug und selbständig. Und damit beginnt schon die Misere. Neben einer solchen Granate fühlt sich der Mann plötzlich alt, ausgelaugt und mopsig. Andere Männer leben bei einer solchen Konstellation auf, verfallen dem Jugendwahn und geben sich als Sexualprotze, die Alimente in sieben verschiedenen Währungen zu zahlen haben.
Er nicht, er versucht über psychotherapeutische Sonderkniffe sein Selbstbewusstsein aufzumöbeln, muss aber bald erkennen, dass sein ehemaliges Bravo-Fachwissen samt Anfragen bei Dr. Sommer total überholt ist. Im Radio würde die Meldung heißen: Es liegen keine Verkehrsmeldungen vor. Auch ein Aufputschmittelchen wie Nashornpulver hilft bei ihm nicht und macht ihn nur aggressiv gegen Landrover. So bleibt ihm nichts anderes übrig, als die Vitualexzesse seiner Sina zu ertragen, sei es beim Tanzen oder bei der Partnermassage. Auch als Sina einen Hund ins Haus holt, einen Mops, rauscht sein Selbstbewusstsein in den Keller, denn diese „kackende Nackenrolle“macht ihm deutlich: „Bauer, du stehst im Rang unter mir.“Das sieht dann im Alltag so aus: „Sina wirft das Stöckchen und der Hund wartet, dass ich es ihm wieder hol.“Letztlich endet die Beziehung weder in einer Heirat noch in einem Leasingvertrag. Der Mann versinkt im Trennungsschmerz und empfindet eine umfassende Leere. Kein Wunder, sie hat die Möbel mitgenommen.
Stephan Bauer verpackt seine treffsichere Analyse über Minderwertigkeitskomplexe des Mannes, über Generationskonflikte und Paarbeziehungen charmant und hinreißend selbstironisch, satirische Spitzen gegen die Sexualisierung des Alltag in den Medien inbegriffen. Die Nähe zum Publikum treibt ihn zu sprachlicher und schauspielerischer Höchstleistung, die immer wieder Lachsalven auslöst.