Jetzt baut Gersthofen den neuen Bahnhof
Verkehr Gestern war der offizielle Spatenstich für das Zehn-Millionen-Projekt. Bis 2021 wird der Zugang zu den Zügen barrierefrei
Gersthofen Start für den neuen Bahnhof in Gersthofen: Gestern war der offizielle erste Spatenstich für die Neugestaltung des heruntergekommenen Bahnhofsareals. Dort soll es für die Reisenden deutlich bequemer werden.
Künftig sollen die Bahnsteige in Richtung Donauwörth oder Augsburg barrierefrei zugänglich sein. Insgesamt zehn Millionen Euro investieren die Stadt Gersthofen und der Freistaat Bayern in den Umbau. Es entsteht ein Tunnel unter dem Gleiskörper hindurch, durch welchen die Bahnbenutzer bequem auf jede Seite und damit jede Fahrtrichtung wechseln können.
Aufzüge ermöglichen den barrierefreien Zugang zu den Bahnsteigen. Sollte einer der Aufzüge einmal nicht funktionieren, stehen dann Rollstuhl- und kinderwagengerechte Rampen zur Verfügung, um zu den Zügen zu gelangen. Dies soll das Gelände, das früher bereits schon bei einem Wettbewerb der Grünen zum „gammeligsten Bahnhof Bayerns“gekürt und im Volksmund gar „Somalia-Bahnhof“genannt wurde, wieder aufwerten. Das heruntergekommene alte Bahnhofsgebäude war bereits im Februar 2016 abgerissen worden.
Bürgermeister Michael Wörle ging auf die lange Vorlaufzeit ein. „Einen Bahnhof zu bauen ist angesichts der vielen beteiligten Partner nicht ganz einfach.“In Gersthofen werde es aber keine Verzögerungen geben. „Bis zum Jahr 2021 wollen wir mit allen Arbeiten, darunter auch die Rampen für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen, den barrierefreien Bushaltestellen sowie dem Kreisverkehr am Eingang des HeryParks fertig sein“, kündigte der Rathauschef an.
Der neue Bahnhof sei ein wichtiger Teil der Infrastruktur in der Stadt Gersthofen: „Es pendeln täglich 4000 Menschen aus Augsburg nach Gersthofen und jeweils 3000 von Gersthofen nach Augsburg“, zählte Wörle auf. Das aktuelle Angebot des öffentlichen Nahverkehrs sei für diesen Bedarf nicht ausreichend, bemängelte Wörle.
So sei die Brechung an der Haltestelle Augsburg-Nord nicht attraktiv. Denn seit Jahren dürfen die grünen Gersthofer Busse nicht mehr ins Augsburger Stadtgebiet fahren, Fahrgäste müssen in Oberhausen auf die Straßenbahn umsteigen. Der neue Bahnhof könne diese Lücke schließen: „Hier soll es bequem werden, vom Bus auf die Bahn umzusteigen und dann in wenigen Minuten das Augsburger Stadtzentrum zu erreichen.“Doch auch an der Zugverbindung müsse noch gearbeitet werden, sagte Wörle: „Das dritte Gleis ist auf der Strecke Augs- burg – Donauwörth genauso wichtig wie das in Richtung Ulm.“
Er forderte aber auch, dass das Gesamtverkehrskonzept der Region überarbeitet werde. „Man sollte mal überlegen, ob die B2 nicht bei Langweid einen Knick machen könnte und dann Richtung Autobahnanschlussstelle Augsburg-Ost führen könnte. So wäre eine Komplettumfahrung für Augsburg von Norden
bis Süden nach Königsbrunn möglich“, sagte der Bürgermeister. „Der Ringschluss für den Verkehr um Augsburg würde dann nicht wie heute bereits an der Autobahn A 8 enden.“Zum Spatenstich kam auch Besuch aus München. „Es freut mich, dass die Stadt gemeinsam mit dem Freistaat Bayern hier etwas anpackt, das eigentlich nicht in ihren Aufgabenbereich gehört“, sagte der bayerische Bauminister Hans Reichhart. „Aber hier fragen wir nicht nach der Zuständigkeit, sondern wir packen an bei einem Projekt, das wichtig ist für ganz Bayern.“Die Region Augsburg lebe von der Mobilität, und dazu gehöre auch ein gutes Angebot beim öffentlichen Personennahverkehr, so der Minister weiter. In den nächsten Monaten entsteht auf einem Areal neben dem Bahndamm das Tunnelbauwerk. Diese etwa 700 Tonnen schwere Bahnüberführung soll dann in der Zeit vom 19. bis 24. Juni unter den Gleisen eingeschoben werden. „Man sieht, dass wir in Bayern bauen können, was andere nicht mehr bauen können“, sagte Hans Reichhart und spielte damit unter anderem auf den Stuttgarter Bahnhof an.
Stellvertretende Landrätin Anni Fries fand es „gut, dass die Stadt das Areal im Jahr 2011 gekauft hat“. Es sei alles versucht worden, das alte Bahnhofsgebäude, das zu den ältesten in Bayern gehörte, noch zu retten. Letztlich hatten die Bemühungen um das marode Haus keinen Erfolg. „Ab 2020 gibt‘s einen neuen Bahnhof, von dem aus man in sieben Minuten Augsburgs Zentrum erreicht“, so Anni Fries weiter. Sie erhoffe sich, dass sich viele Pendler für die Bahn entscheiden und so am Ende die oftmals verstopfte B2 entlastet werde.