Zwei Eppisburger retten Radler das Leben
Reanimation Der 13-jährige Raphael Probst und sein Vater Klaus sind auf dem Weg zum Heimspiel des FCA, als ein Mann zwischen Eppisburg und Binswangen vom Fahrrad stürzt. Zum Glück hatte der Schüler Erste Hilfe als Wahlfach
Eppisburg/Wertingen Klaus Probst und sein Sohn Raphael sind glühende Fans des Fußball-Bundesligisten FC Augsburg. Deshalb wollen die beiden Eppisburger am Samstag das Heimspiel gegen Union Berlin im Stadion mitverfolgen. Als Vater und Sohn kurz vor 14 Uhr von Eppisburg mit dem Auto in Richtung Augsburg losfahren, deutet alles auf einen unbeschwerten FußballNachmittag hin. Doch wenige Kilometer nach dem Start bemerkt Klaus Probst, der Mesner der Dillinger Basilikapfarrei St. Peter, auf dem Radweg zwischen Eppisburg und Binswangen einen schwankenden Radler, der schließlich stürzt. „Wir dachten, dass der Mann vielleicht betrunken ist“, sagt Raphael Probst. Sein Papa hält an, und der 13-Jährige rennt zu der Stelle, wo der Radfahrer stürzte. „Ich wollte dem Mann wieder aufhelfen“, blickt der Schüler zurück. Doch dann bemerkt Raphael Probst, dass es sich um keinen einfachen Sturz handelt und der Mann auch nicht betrunken ist. Es beginnt eine dramatische Rettungsaktion.
Als Vater und Sohn am Dienstagabend unserer Zeitung davon berichten, ist immer noch etwas von der Anspannung zu spüren. Der
„Durch die frühzeitige und gute Reanimation wurde dem Menschen das Leben gerettet.“
Martina Guss, Leiterin der Polizeistation Wertingen
verunglückte 67-Jährige aus dem Landkreis Augsburg hat nach Informationen unserer Zeitung eine Herzattacke erlitten. Als die beiden Ersthelfer eintreffen, liegt der Mann bewusstlos da. „Man funktioniert auf einmal vom ersten Moment an wie ein Uhrwerk“, sagt Klaus Probst. Dem Radler aus dem Zusamtal kommen zwei glückliche Umstände zugute. Der 49-Jährige hatte einst einen Rettungsdiensthelferkurs absolviert und war bei den Johannitern in Donauwörth im Einsatz. Und sein 13-jähriger Sohn, der jetzt die achte Klasse der Wertinger Realschule besuchen wird, hatte das Wahlfach Schulsanitätsdienst gewählt. Dennoch sei die Situation für ihn eine Herausforderung gewesen, der Mesner, denn er sei 20 Jahre lang nicht mehr im RettungsdienstEinsatz gewesen ist. „Ein bisschen etwas ist aber doch hängen geblieben“, stellt der Eppisburger fest.
Raphael Probst setzt mit seinem Handy über die Nummer 112 einen Notruf bei der Integrierten Leitstelle ab. Und der Vater realisiert schnell, wie ernst die Lage ist. Er bringt den gestürzten Radler in die stabile Seitenlage, prüft die Vitalfunktionen, spricht mit ihm, um ihn zu beruhigen. Als Klaus Probst den Herzstillstand bei dem 67-Jährigen bemerkt, fängt er mit der Herzdruckmassage und der Mund-zuMund-Beatmung an. Später helfen andere Passanten bei der Reanimation mit. Etwa eine Viertelstunde geben die beiden Eppisburger und die Helfer alles, damit der Mann gerettet werden kann. Nach „einer gefühlten Ewigkeit“seien der Notarzt aus Wertingen, der Rot-Kreuz-Rettungswagen aus Dillingen, die Polizei und schließlich der Hubschrauber gekommen, der den Zusamtaler in eine Klinik fliegt.
Ein Eppisburger hat unsere Zeitung über den Rettungseinsatz des Vaters und seines Sohnes informiert. Raphael und Klaus Probst hatten sich damit nicht brüsten wolsagt len. „Wenn der Mann das überleben sollte, ist das eine Gemeinschaftsaktion aller Beteiligten“, betont der Mesner. Und Raphael Probst weist darauf hin, dass viele Autofahrer angehalten und gefragt hätten, ob sie helfen können. „Wir hoffen natürlich, dass der Mann durchkommt“, sagt der Schüler.
Die Chancen dafür stehen gut, bestätigt die Leiterin der Polizeistation Wertingen, Martina Guß, auf Anfrage. Der Radfahrer sei in einem stabilen Zustand. Guß lobt den couragierten Einsatz der beiden Ersthelfer. „Durch die frühzeitige und gute Reanimation wurde dem Menschen das Leben gerettet“, sagt die Chefin der Wertinger Polizei. Die beiden hätten sofort angehalten und vorbildlich reagiert.
Klaus und Raphael Probst fuhren nach ihrem ungeplanten Einsatz weiter zum FCA-Spiel. „Fußball war aber auf einmal nicht mehr so wichtig“, sagt der 13-Jährige. Und wie es der Zufall will, sah er dort auch noch den Lehrer, der ihn im Wahlfach Schulsanitätsdienst unterrichtet hatte. Weil der sein Lieblingslehrer sei, habe er überhaupt erst dieses Fach gewählt. Eine Entscheidung, die sich jetzt für einen Menschen in Not ausgezahlt hat.