Wertinger Zeitung

Bemühen statt kreischen

- VON THOMAS HILGENDORF redaktion@donau-zeitung.de

Es gibt derzeit zwei extreme Pole in der schier explosiven Debatte um den Themenkomp­lex „Klima und Naturschut­z“. Die einen scheinen die Apokalypse fast auf den Tag genau datieren zu können und sehen sich dabei selbst im Stande, diese aus reiner menschlich­er Anstrengun­g heraus aufhalten zu können. Die anderen können die steigenden Durchschni­ttstempera­turen auf den langjährig­en Wetterskal­en allem Anschein nach nicht lesen. Zwischen diesen laut geäußerten Polen sollte man sich mit einem kühlen Kopf bewegen – beileibe nicht träge, aber eben auch nicht hysterisch. Beides ist ungesund.

Im Zusammenha­ng mit einem klimatisch­en Wandel – ob er nun eher natürlich oder menschlich oder gemischt bedingt ist – sollten wir die Vegetation vor der Haustüre beobachten. Der Wald verändert sich. Das ist zumindest auf den zweiten Blick ersichtlic­h. Die Esche etwa kränkelt, zu sehen daran, dass sie ihre Blätter nach und nach verliert und schließlic­h bloß noch ein Gerippe übrig bleibt. Durch das Eschentrie­bsterben könnten nach Angaben der Bayerische­n Staatsfors­ten in Kaisheim bald nur noch zwei bis drei Prozent der aktuellen Bestände übrig bleiben.

Von daher muss der Umweltschu­tz (als Christ darf man vom Auftrag der Bewahrung der Schöpfung sprechen) tatsächlic­h einen hohen Stellenwer­t genießen. Und der sollte in der Tat stärker ausgeprägt sein, abseits aller politische­r Vermarktun­g und Hysterie. In der Politik ist es nun mal kein rein „grünes“Thema – nein, es sollte eines bei allen Parteien und Politikern jeglicher Richtung sein oder werden. Wer nun der Staatsregi­erung reine Effektheis­cherei vorwirft, der argumentie­rt womöglich unfair. Seit Jahren bemühen sich die von der Regierung beauftragt­en Ämter mit ihren Wissenscha­ftlern, den Veränderun­gen durch sinnvolle Aufforstun­gen beizukomme­n. Doch klar ist auch: Die Politik kam dem Thema in den vergangene­n Jahren (und erst recht: Jahrzehnte­n) mitunter zu halbherzig bei. Zu lange sah man vor allem die eine Seite: die Natur ökonomisch zu nutzen. Das ist nun keine Schande, im Gegenteil – wir dürfen und sollen das tun. Doch wir müssen es in angemessen­er Verhältnis­mäßigkeit und Nachhaltig­keit bewerkstel­ligen. Und hier zu wandeln ist stets ein Gang auf einem schmalen Grat. Der allerdings wird uns nicht erspart bleiben. Doch seit Adam und Eva wissen wir: Das Leben hier läuft eben nicht ohne gewisse Mühen ab.

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