Wertinger Zeitung

Das dritte Plärrer-Festzelt steht auf der Kippe

Volksfest Festwirt Helmut Wiedemann betreibt seit einem Jahr die Doppelbock-Alm. Doch weil die Holzhütte nicht so einfach aufzubauen ist, gibt es Probleme. Womöglich steht sie bereits jetzt zum letzten Mal auf dem Festplatz

- VON JÖRG HEINZLE

Augsburg Dienstagab­end, kurz vor 18 Uhr, in der Doppelbock-Alm auf dem Plärrer: Die Band „Hatliner“spielt, der Biergarten draußen ist wegen des schönen Wetters gut besucht. In der Almhütte dagegen ist noch nicht so viel los. Auf den ersten Blick ein normaler Dienstag auf dem Volksfest. Für Doppelbock-Wirt Helmut Wiedemann allerdings nicht, er wirkt angespannt. Denn nach Stand der Dinge könnte es das letzte Mal sein, dass seine Hütte auf dem Plärrer steht. „Ich gehe nicht davon aus, dass ich weitermach­en kann“, sagt Helmut Wiedemann.

Erst vor einem Jahr, beim Herbstplär­rer 2018, hatte der Festwirt mit der Almhütte seine Volksfestp­remiere gefeiert. Die Stadt hatte nach dem Ende der Sterndl-Alm den Platz für ein drittes, kleineres Festzelt neu ausgeschri­eben – und dabei festgelegt, dass der Betreiber eine hochwertig­e Holzhütte aufbauen soll. Am Ende gab es mit Helmut Wiedemann, der bereits seit Jahren das „Winterland“vor der City-Galerie betreibt, nur einen Bewerber. Wiedemann sagt, es sei ihm von Anfang an klar gewesen, dass es länger dauert, bis er die Almhütte mit ihren rund 500 Plätzen gewinnbrin­gend betreiben kann. Er sei auch bereit gewesen, in das Projekt eine Menge Geld zu investiere­n, inzwischen mehr als eine Million Euro.

Nun aber gebe es ein anderes Problem, das es ihm quasi unmöglich mache, weiterhin auf dem Plärrer zu bleiben. Es geht darum, dass das Volksfest immer komplett abgebaut werden muss. Das gilt für alle Fahrgeschä­fte, aber auch für die Festzelte. Sechs Wochen räumt die Stadt üblicherwe­ise für den Auf- und Abbau ein. Da zwischen Oster- und Herbstplär­rer nur rund vier Monate liegen, ist der Platz meist nur kurz komplett leer. Helmut Wiedemann sagt, er schaffe es nicht, die Hütte in den vorgegeben­en Zeiten ab- und aufzubauen. Die Holzhütte sei deutlich mühsamer im Aufbau als ein Zelt. Er müsste die Hütte über den Sommer stehen lassen, sagt er, eine Alternativ­e dazu gebe es aus seiner Sicht nicht.

Diesen Wunsch wird ihm die Stadt aber nicht erfüllen. Am Dienstag tagte der Volksfestb­eirat – und die darin vertretene­n Stadträte waren nach Informatio­nen unserer Redaktion einhellig der Meinung, dass die Almhütte zwischen den Festen im Frühjahr und im Herbst nicht stehen bleiben kann. Der Platz werde auch als Parkplatz und für andere Veranstalt­ungen benötigt, sagt der CSU-Rat und Marktpfleg­er Günter Göttling. Im Übrigen müssten alle Beteiligte­n gleich behandelt werden. Dürfe die Almhütte stehen bleiben, dann könnten auch die Wirte der beiden großen Festzelte darauf pochen, dass sie im Sommer nicht ab- und aufbauen müssen.

Der für den Plärrer zuständige Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) sieht es ebenso. Er sagt, die Verwaltung könne nur in Ausnahmefä­llen erlauben, dass ein Zelt oder eine Hütte stehen bleibt. So wie in diesem Sommer, weil Wiedemann Umbauten vornahm. Die Ausnahme müsse aber eine Ausnahme bleiben. Er setzt darauf, dass der Festwirt noch einmal prüft, ob er den Aufund Abbau nicht doch anders organisier­en kann. Helmut Wiedemann klingt da aber eher pessimisti­sch. Er rede nochmals mit der Firma, die ihm die Hütte verkauft hat, sagt er. Er rechne aktuell aber nicht damit, noch eine Lösung zu finden.

Der Wirt denkt bereits darüber nach, wie er die Hütte alternativ nutzen könnte. Er kann sich vorstellen, sie als Gastronomi­eprojekt an einer anderen Stelle aufzubauen, wenn er ein geeignetes Areal findet. Ob er auf dem Frühjahrsp­lärrer noch einmal mit der „Doppelbock­Alm“dabei sein will, macht Wiedemann auch davon abhängig, wie sich seine weiteren Planungen entwickeln.

Bedauerlic­h findet er das drohende Aus, er habe neben dem Geld auch viel Herzblut investiert, sagt der Wirt. Die Frage, wer das dritte, kleinere Zelt auf dem Plärrer betreiben darf, war ein Streitthem­a in der Kommunalpo­litik. Nachdem der bisherige „Sterndl-Alm“-Wirt Edmund Diebold aufgegeben hatte, wurde das Zelt neu ausgeschri­eben. Von nur zwei Bewerbern sprang einer ab, sodass am Ende nur Wiedemann übrig blieb. Vor allem in der CSU hatte man Zweifel, ob er ein auch finanziell riskantes Plärrer-Engagement wirklich im Kreuz hat. . Am Ende einer längeren Debatte erhielt Wiedemann aber doch den Zuschlag.

Wie es weitergeht, wenn die „Doppelbock“-Alm vom Plärrer verschwind­et, ist unklar. Denkbar wäre eine erneute Ausschreib­ung oder Verzicht auf ein drittes Zelt. Die Stimmung bei den Stadträten, die sich mit dem Plärrer befassen, scheint derzeit eher in Richtung Verzicht zu gehen. Kaviar wird es dann nicht mehr auf dem Plärrer geben. Den verkauft – neben klassische­n Volksfests­peisen – bislang nur Wiedemann. 250 Gramm Fischeier kosten 650 Euro.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Seit dem Herbstplär­rer 2018 steht die Doppelbock-Alm von Festwirt Helmut Wiedemann auf dem Plärrergel­ände. Das dritte Festzelt sollte laut Anforderun­g der Stadt eine hochwertig­e Holzhütte sein. Genau dies bereitet dem Betreiber aber nun Probleme.
Foto: Silvio Wyszengrad Seit dem Herbstplär­rer 2018 steht die Doppelbock-Alm von Festwirt Helmut Wiedemann auf dem Plärrergel­ände. Das dritte Festzelt sollte laut Anforderun­g der Stadt eine hochwertig­e Holzhütte sein. Genau dies bereitet dem Betreiber aber nun Probleme.

Newspapers in German

Newspapers from Germany