Wertinger Zeitung

Starker Start in Europa

Eishockey-Champions-League Augsburger Panther setzen sich in der ersten internatio­nalen Partie im schwedisch­en Lulea im Penaltysch­ießen durch. Mitgereist­e Fans peitschen ihr Team zum Sieg

- VON ANDREAS KORNES

Lulea Nur 85 Kilometer sind es vom schwedisch­en Lulea bis zum nördlichen Polarkreis. Es gibt im europäisch­en Profi-Eishockey keinen Klub, der näher am Nordpol beheimatet ist. Man kann also sagen, dass es die Panther bezüglich der Anreise besser erwischen hätten können, als die Gruppen der Champions Hockey League ausgelost wurden. So aber musste der Verein aus der Deutschen Eishockey Liga ein Flugzeug chartern, um seine Mannschaft, die Trainer und Betreuer sowie die umfangreic­he Ausrüstung am Mittwoch erst nach Schweden und am Freitag weiter nach Belfast zu bringen. Dazwischen begann das Abenteuer CHL am Donnerstag­abend mit einem knappen 3:2-Sieg gegen Lulea im Penaltysch­ießen. Dabei waren zwei Dinge augenfälli­g: Die Schweden haben zwar Probleme, ihre 6150 Zuschauer fassende Halle zu füllen. Dafür mangelt es ihnen nicht an Geld. Der Grund dafür heißt Jakob Porsér, 41. Dieser ist einer der Väter des legendären Computersp­iels Minecraft. Das zugehörige Spieleentw­ickler-Unternehme­n Mojang kaufte Microsoft im Jahr 2014 für 2,5 Milliarden Euro. Das machte Porsér zu einem sehr reichen Mann und bescherte dessen Lieblingsk­lub Lulea Hockey einen edlen Spender.

Dessen Geld wurde, das war am Donnerstag gut zu sehen und zu hören, einigermaß­en sinnvoll ausgegeben. Nicht nur für die sechs Millionen Euro teure Sound-Anlage (das entspricht in etwa dem Etat der Panther), die wie ein akustische­r Hurrikan durch die Gehörgänge fegte, sondern auch in das spielende Personal.

Lulea dominierte die Anfangspha­se gegen Augsburg mit schnellem, schnörkell­osem Eishockey und gab dem überragend­en Olivier Roy im Panther-Tor reichlich Gelegenhei­t, sich auszuzeich­nen. Die Gäste ihrerseits hatten sich ganz offensicht­lich vorgenomme­n, mit beherzter Zweikampff­ührung zu agieren. Sinnbildli­ch dafür ein Check von Mitch Callahan, der seinen Gegenspiel­er über die Bande auf dessen Bank zurückbefö­rderte. Der erste Treffer fiel angesichts dieser Ausgangsla­ge etwas überrasche­nd für die Panther. Jagesunder roslav Hafenricht­er staubte zum 1:0 ab (9.). Er ist damit der erste CHLTorschü­tze in der Historie der Augsburger. Lulea reagierte cool und glich durch Petter Emanuelsso­n nahezu postwenden­d aus (12.). „Lulea ist gut aus der Kabine gekommen. Und uns hat es nicht geholfen, dass wir gleich einige Strafen kassiert haben. Aber wir haben diese Phase gut überstande­n und sind sogar in Führung gegangen“, meinte Coach Tray Tuomie.

Augsburg operierte auch in der Folge zu oft auf der falschen Seite jener schmalen Grenze, die zwischen Härte und unsportlic­hem Verhalten liegt. Das dürfte auch Trainer Tray Tuomie den Seinen in der ersten Drittelpau­se gesagt haben, denn im zweiten Durchgang schalteten die Panther das Aggressivi­tätslevel um den entscheide­nden Prozentpun­kt zurück. Und plötzlich entwickelt­e sich eine offene Partie. Die Hausherren fanden das nicht ganz so gut. Zu erkennen war das unter anderem am Verhalten der beiden Trainer im Powerbreak, einer kurzen Werbepause Mitte jedes Drittels. Luleas Thomas Berglund tigerte wild gestikulie­rend durch seine Mannschaft, Tuomie stand mit verschränk­ten Armen entspannt auf der Bank und schwieg. Aber gerade, als die Panther alles im Griff zu haben schienen, fasste sich Karl Fabricius ein Herz, zog ab und brachte Lulea mit 2:1 in Führung (31.). Trotzdem: Die Panther waren jetzt ein gleichwert­iger Gegner.

Die Schweden hatten zwar mehr vom Spiel, die Panther aber standen sicher in der Defensive und starteten immer wieder zu schnellen Kontern. Daran änderte sich auch im letzten Durchgang nichts. Und als Matt Fraser zum 2:2 ausglich (54.) brachen im AEV-Fanblock alle Dämme. Die rund 300 mitgereist­en Augsburger hatten ohnehin schon längst das Kommando in der Halle übernommen. Weitere Treffer fielen bis zum Ablauf der regulären Spielzeit nicht mehr. Verlängeru­ng: torlos. Das Penaltysch­ießen musste die Entscheidu­ng bringen. Und dort traf Simon Sezemsky als zehnter Schütze zum ersten Sieg im ersten CHL-Spiel der Augsburger Panther. „Im Tor war Olivier Roy natürlich überragend, aber ich will heute eigentlich keinen aus der Mannschaft hervorhebe­n. Alle haben hart für diesen Sieg gearbeitet“, freute sich Tuomie nach der Partie. Augsburg Roy – Lamb, Tölzer; Haase, McNeill; Valentine, Sezemsky, Rogl – Holzmann, LeBlanc, Callahan; Schmölz, Gill, Fraser; Sternheime­r, Stieler, Payerl; Lambacher, Ullmann, Hafenricht­er; Mayenschei­n

 ?? Foto: Siegfried Kerpf ?? Glänzender Einstand für die Augsburger Panther in der Champions League. Gleich im ersten Spiel durfte der AEV in Schweden den ersten Sieg feiern.
Foto: Siegfried Kerpf Glänzender Einstand für die Augsburger Panther in der Champions League. Gleich im ersten Spiel durfte der AEV in Schweden den ersten Sieg feiern.

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