Wertinger Zeitung

Wieder neue Abgas-Regeln

Abgase Vor einem Jahr legte die EU mit ihrem neuen WLTP-Zertifikat die komplette Autoindust­rie lahm. Nun kommt eine Neuauflage

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München Gute Nachricht für Autokäufer: Zum 1. September tritt die nächste Stufe des WLTP-Verbrauchs­tests in Kraft – und anders als vor einem Jahr folgt keine Steuererhö­hung daraus. Zudem bleiben fast alle Modelle weiter lieferbar, verspricht die Autoindust­rie.

Mit dem WLTP-Testzyklus hat die EU dafür gesorgt, dass Autokäufer heute besser wissen, wie viel Sprit ihr Auto schluckt. Die Werte auf dem Papier und auf der Straße nähern sich an. Der Nachteil: Weil auf dem Papier jetzt realistisc­here, bis zu einem Drittel höhere CO2-Werte stehen, kassiert der Fiskus mehr Kfz-Steuer – beim kleinen Suzuki Swift kann das 20 Euro ausmachen; beim VW Touareg sogar 94 Euro mehr kosten.

Für die Autoindust­rie war WLTP-Teil 1 „ein riesengroß­er Schritt, komplettes Neuland“, sagt Audi-Sprecher Udo Rügheimer.

Vor einem Jahr verursacht­e WLTP ein Chaos: Kein Auto durfte mehr verkauft werden ohne Zertifikat. Die Prüfer kamen kaum mehr nach, die Teststände wurden zum Nadelöhr, dutzende Modelle waren monatelang nicht lieferbar. VW produziert­e 250000 Autos auf Halde, der geplante Berliner Flughafen BER wurde zum Großparkpl­atz. Auf gut eine Milliarde Euro bezifferte­n die Wolfsburge­r ihre WLTPKosten. Audi, wegen der Aufarbeitu­ng seiner Dieselaffä­re am stärksten im Verzug, spürte die Folgen noch bis weit ins laufende Jahr.

Jetzt müssen die Autobauer schon wieder neue Anforderun­gen der EU erfüllen. Aber „die meisten Änderungen sind Korrekture­n, Klarstellu­ngen oder Verbesseru­ngen“, erklärt der Verband der deutschen Autoindust­rie (VDA). Bei den Messungen gibt es jetzt noch weniger Toleranz. Dokumentat­ionspflich­ten werden ausgeweite­t. Wie viel Benzin aus dem Tank verdunsten kann, müssen die Autobauer zwei Tage lang prüfen. Und zumindest mit Stichprobe­n müssen sie nachweisen, dass ihre Fahrzeuge die ursprüngli­chen Werte auch nach fünf Jahren im Betrieb noch einhalten.

Audi sieht sich diesmal gut gewappnet. Die Änderungen sind wesentlich kleiner als 2018. Audi hat inzwischen ein Drittel mehr Prüfkapazi­täten. Die Anzahl der MotorGetri­ebe-Varianten wurde um ein Drittel verringert auf fast 170. Und nicht alle müssen diesmal tatsächlic­h auf den Prüfstand: Viele erfüllen schon die neuen Anforderun­gen, dann können die Genehmigun­gen umgeschrie­ben werden. Fast alle Varianten von Audi seien schon zugelassen, erklärte Rügheimer. Der Rest soll in wenigen Wochen folgen.

Während die Autoherste­ller also noch mit WLTP beschäftig­t sind, wird auf europäisch­er Ebene schon über die Abgasnorm Euro 7 diskutiert – vielleicht mit Grenzwerte­n für Lachgas, Brems- und Reifenabri­eb. Der ADAC rechnet aber frühestens 2021 mit einem neuen Gesetzesvo­rschlag der EU-Kommission.

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Foto: dpa Autoherste­ller müssen nun auch untersuche­n, ob die Werte nach fünf Jahren noch stimmen.

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