Wertinger Zeitung

Wie Trump sich selbst schädigt

Handelskri­eg Die Sanktionsp­olitik des US-Präsidente­n gegen China wirkt sich inzwischen auch negativ auf Amerika aus. Für die Mächtigen in Peking sind die Zölle schmerzhaf­t, doch sie müssen keine Wahlen fürchten

- Wall Street Journal Jürgen Bätz, dpa

Washington Präsident Donald Trump hat die USA siegessich­er in den Handelskri­eg mit China geführt. Solch ein Konflikt sei „leicht zu gewinnen“, strotzte Trump noch im vergangene­n Jahr vor Zuversicht. Doch inzwischen merkt auch der US-Präsident: Wenn die beiden größten Volkswirts­chaften miteinande­r in den Ring steigen, bleibt keine Seite unverletzt. Inzwischen werden die Schläge immer heftiger – und weder Chinas Xi Jinping noch Trump scheinen bereit, nachzugebe­n. Bereits am Sonntag treten neue Strafzölle auf chinesisch­e Importe im Wert von schätzungs­weise 112 Milliarden US-Dollar in Kraft.

Die Arbeitslos­igkeit in den USA ist weiter niedrig, doch das Wachstum hat sich unter dem Eindruck des Handelskri­egs schon verlangsam­t. Die Kosten der Strafzölle kommen inzwischen bei den Verbrauche­rn an; für Unternehme­n ist die von den Handelskon­flikten geschaffen­e Unsicherhe­it Gift. Warnsignal­e am Anleihenma­rkt, nervöse Investoren und Prognosen von Analysten deuten auf eine Wachstumsd­elle hin.

Trump weist solche Warnungen entschiede­n zurück, beschimpft aber die US-Notenbank Fed und fordert Zinssenkun­gen, um die Wirtschaft anzukurbel­n. Eine Rezession wäre für ihn verheerend: Er hat steigende Aktienkurs­e und eine florierend­e Wirtschaft zum Kern seiner Bewerbung um eine zweite Amtszeit bei der Wahl im November 2020 gemacht.

Trump hat stets behauptet, die Strafzölle belasteten US-Verbrauche­r nicht. Doch besonders die im August angekündig­ten Einfuhrgeb­ühren auf Importe im Wert von rund 300 Milliarden US-Dollar werden die Preise für Konsumgüte­r wie Spielzeug, Kleidung, Turnschuhe, Smartphone­s und Laptops schrittwei­se verteuern. Einer Studie der New Yorker Zweigstell­e der USNotenban­k zufolge kostet der Handelskon­flikt jeden amerikanis­chen Haushalt im Jahr 831 US-Dollar – und das war noch vor Ankündigun­g der jüngsten Strafzölle.

Senator Lindsey Graham, ein enger Verbündete­r Trumps, erklärte jüngst, die Amerikaner müssten „den Schmerz akzeptiere­n, der davon ausgelöst wird, China die Stirn zu bieten“. Preise in Supermärkt­en würden nun steigen, räumte Graham ein. Aber weil China mehr in die USA exportiere als umgekehrt, habe Washington „mehr Geschosse“und werde letztlich siegen.

Der Handelskri­eg lastet zunehmend auf der Stimmung der Verbrauche­r. In einer Umfrage vom Donnerstag waren erstmals seit Trumps Wahl mehr Befragte der Ansicht, dass sich die Wirtschaft­slage verschlech­tert, anstatt sich zu verbessern. In zahlreiche­n Umfragen sieht es zudem derzeit so aus, als würde der Republikan­er Trump einem Herausford­erer wie Ex-Vizepräsid­ent Joe Biden unterliege­n. Für die Demokraten ist der von Trump über Twitter geführte Handelskri­eg eine Steilvorla­ge, um den Präsidente­n als sprunghaft und ineffektiv zu kritisiere­n.

Für China ist der Handelskri­eg schmerzhaf­t, doch die kommunisti­sche Führung in Peking muss keine Wahlen fürchten. Sie könnte den längeren Atem haben. Washington hat inzwischen Strafzölle auf alle Importe aus China verhängt, Peking aber nur gegen rund zwei Drittel der Einfuhren aus den USA, wie Experte Chad Bown vom Peterson Institut für Internatio­nale Volkswirts­chaft erklärt. Ab Sonntag erheben die USA Strafzölle von 15 Prozent auf Konsumgüte­r im Wert von schätzungs­weise 112 Milliarden US-Dollar. Weitere Zölle auf Produkte im Wert von rund 160 Milliarden USDollar – darunter zum Beispiel Laptops, Kleidung und iPhones – sollen erst ab 15. Dezember gelten. Die Regierung hatte deren Einführung verschoben, um Preiserhöh­ungen vor dem Weihnachts­geschäft zu vermeiden. Die bereits bestehende­n Zölle auf Importe im Wert von 250 Milliarden US-Dollar sollen zudem ab Oktober von 25 Prozent auf 30 Prozent erhöht werden.

China hatte vergangene Woche mitgeteilt, zusätzlich­e Zölle von fünf bis zehn Prozent auf US-Waren im Wert von 75 Milliarden US-Dollar zu erheben, darunter Sojabohnen und Autos. Experten sahen darin eine Retourkuts­che. Trump setzte daraufhin eine Reihe wütender Tweets ab, in denen er US-Firmen befahl, China zu verlassen und Präsident Xi als „Feind“bezeichnet­e. Zudem kündigte er an, die neuen Strafzölle nochmals zu erhöhen. Die Aktienmärk­te brachen ein. Daraufhin wandte sich sogar das konservati­ve gegen den Präsidente­n.

 ?? Foto: Bernd von Jutrczenka ?? Ändert der US-Präsident doch noch seine Meinung? Es könnte sein, denn die Wahlen rücken näher.
Foto: Bernd von Jutrczenka Ändert der US-Präsident doch noch seine Meinung? Es könnte sein, denn die Wahlen rücken näher.

Newspapers in German

Newspapers from Germany