Wertinger Zeitung

Eine Watschn für die CSU

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger-allgemeine.de

Protest wirkt. Im Streit um das neue bayerische Polizeiauf­gabengeset­z (PAG) wirkt er sogar auf höchst erstaunlic­he Art und Weise. Die vielen tausend Menschen, die vergangene­s Jahr gegen die Reform auf die Straße gegangen sind, dürfen sich über ihren Erfolg freuen. Vor allem aber dürften sie sich verwundert die Augen reiben.

Zunächst nämlich wurde ihr Protest von den Law-and-Order-Politikern in der CSU als komplett unberechti­gt abgetan. Den Kritikern der PAG-Reform wurde vorgeworfe­n, unverantwo­rtlich Ängste vor einem „Polizeista­at“zu schüren. Und es wurde gebetsmühl­enartig versichert, dass bürgerlich­e Freiheitsr­echte in keiner Weise eingeschrä­nkt würden.

Unter dem Druck der Proteste aber hat Innenminis­ter Joachim Herrmann dann doch eine unabhängig­e Expertenko­mmission eingesetzt. Und siehe da: Das Gremium kommt zu dem Ergebnis, dass eine ganze Reihe von Kritikpunk­ten sehr wohl ihre Berechtigu­ng hat. Die lange Liste der Verbesseru­ngsvorschl­äge, die gestern von den Experten vorgelegt wurde, stellt eine saftige politische Watschn für die frühere CSU-Staatsregi­erung und den damals wie heute amtierende­n Innenminis­ter dar.

Für seine Reaktion auf die Kritik allerdings verdient Herrmann Respekt. Er trägt es mit Fassung und zeigt sich einsichtig und lernfähig. Wie gesagt: Protest wirkt. Und noch schöner daran ist: Die Demokratie funktionie­rt.

Lesen Sie dazu auch den Artikel „Minister muss nachsitzen“.

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