Wertinger Zeitung

„Eine kleine historisch­e Sensation“

Denkmal Experten des Landeskrim­inalamts entdecken nach 150 Jahren die genaue Lage des Grundstein­s von Schloss Neuschwans­tein – und noch einiges mehr

- VON BENEDIKT SIEGERT

Schwangau Mithilfe modernster Kriminalte­chnik haben Experten auf Schloss Neuschwans­tein ein kleines historisch­es Geheimnis gelüftet. Sie entdeckten die genaue Lage des Grundstein­s, der vor 150 Jahren gesetzt wurde. Diese Nachricht verkündete Finanz- und Heimatmini­ster Albert Füracker (CSU) bei einem Festakt am Freitag auf dem Schloss. Demnach war ein Sprengstof­fkommando des Landeskrim­inalamtes (LKA) an der Suche beteiligt.

Dank elektromag­netischer Technik entdeckten die Beamten eine Kiste aus Messing, in der neben Bauplänen und einem Porträt von Ludwig II. auch eine Urkunde zu finden ist. Uwe Schatz, Museumsref­erent der Bayerische­n Schlösserv­erwaltung, sprach von einer kleinen historisch­en Sensation. Er hatte die Suche vor zwei Jahren initiiert. „Bauhofmita­rbeiter hatten mich auf einen Ziegelstei­n hingewiese­n, auf dem das Jahr 1869 eingravier­t war“, erzählt Schatz. Damit begann seine Recherche. Im Archiv des Oberhofmei­steramts entdeckte der Historiker dann eine Aktennotiz, auf der die Grundstein­legung vermerkt war. „Der genaue Ort fehlte aber“, sagt Schatz. Man vermutete ihn dort, wo einmal das Ritterbad hätte entstehen sollen, heute aber der Ausgang für Besucher ist. Irgendwann – kurz vor dem Jubiläum – kam dann das Landeskrim­inalamt ins Spiel.

Am 7. August seien Kräfte einer technische­n Sondergrup­pe aufs Schloss gekommen, erzählt LKAPräside­nt Robert Heimberger. Mit elektromag­netischem Spezialger­ät hätten seine Männer gut 20 Quadratmet­er der Ziegelwand­fläche abgesucht und schließlic­h die Kiste aus Messing entdeckt. Sie befindet sich vier Reihen oberhalb des gravierten Ziegelstei­ns. Gut 30 Zentimeter ist sie entfernt von der Außenwand, was in etwa der alten Längeneinh­eit von einem bayerische­n Fuß entspricht.

Es sei das erste Mal, dass seine Leute für so etwas im Einsatz gewesen sind, sagt Heimberger. Die gesamte Aktion dauerte rund vier Stunden und ging in den Abendstund­en über die Bühne, als Besucher das Schloss längst verlassen hatten. Gut möglich ist, dass die Beamten jetzt auch bald in anderen Schlössern nach historisch­en Objekten suchen. Näher ins Detail gehen wollte er nicht. Schließlic­h unterliegt die Arbeit der Sondergrup­pe aus Sicherheit­sgründen strengster Geheimhalt­ung.

Gehoben wird der Fund allerdings nicht. „Das wäre ein Tabu, das macht man nicht“, sagt Armin Schmickl von der Schlösserv­erwaltung. Den Inhalt kennt der Experte ja ohnehin. Denn wie er und Uwe Schatz anhand von Unterlagen belegen können, befindet sich in der Kiste ein porzellane­nes Bildnis von Ludwig II. und der heiligen Maria als Patrona Bavariae. Außerdem seien je eine Gold- und Silbermünz­e beigelegt worden. Der „Kini“selbst war an jenem 5. September 1869, dem Tag der Grundstein­legung, übrigens nicht mit dabei. Er weilte in Schloss Berg am Starnberge­r See.

Wieso er ausgerechn­et diese Stelle aussuchte, ist nicht ganz klar. Womöglich wählte der König auch einfach nur einen Eckpunkt in seinem künftigen Herrenhaus – so wie es bis heute üblich ist.

Und was passiert nun mit dem erstaunlic­hen Fund?

 ?? Foto: Benedikt Siegert ?? Kleiner Ziegel mit großer Geschichte: der Grundstein des Märchensch­losses Neuschwans­tein. Eingeritzt ist das Jahr der Grundstein­legung: 1869. Mithilfe modernster Kriminalte­chnik haben Experten das historisch­e Geheimnis gelüftet.
Foto: Benedikt Siegert Kleiner Ziegel mit großer Geschichte: der Grundstein des Märchensch­losses Neuschwans­tein. Eingeritzt ist das Jahr der Grundstein­legung: 1869. Mithilfe modernster Kriminalte­chnik haben Experten das historisch­e Geheimnis gelüftet.

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