Wertinger Zeitung

„Von mir wird noch zu hören sein“

FC Bayern Uli Hoeneß wird nicht mehr für das Amt des Bayern-Präsidente­n kandidiere­n. Nun hat er die Gründe verraten und sich zu Oliver Kahns neuer Stelle geäußert

- VON LEONIE KÜTHMANN

München Er sei ganz entspannt, sagte Uli Hoeneß, er schlafe gut – mittlerwei­le. Denn die ein oder andere schlaflose Nacht gab es wohl schon, bevor er sich zu diesem Schritt entschied: Der 67-Jährige wird bei der Mitglieder­versammlun­g im November nicht mehr als Präsident kandidiere­n. Auch das Amt als Aufsichtsr­atsvorsitz­ender gibt er ab. Es sei eine Entscheidu­ng, die nicht kurzfristi­g getroffen wurde, sondern lange gewachsen sei. „Im Laufe des letzten Jahres habe ich angefangen, darüber nachzudenk­en“, erklärte Hoeneß während einer Pressekonf­erenz in der Münchner Allianz-Arena am Freitagmit­tag.

Herbert Hainer, Ex-Vorstandsv­orsitzende­r bei Adidas, soll Hoeneß’ Nachfolge antreten. Die Gründe für den Rücktritt seien persönlich­er Natur: „Meine Frau hat mich beim Frühstück immer häufiger daran erinnert, dass sie mehr Zeit mit mir verbringen möchte“, erzählte Hoeneß. Er habe viel mit der Familie und Freunden gesprochen, teilweise „heiß diskutiert“. Bis zum Tag vor der Pressekonf­erenz habe seine Frau nicht daran geglaubt, dass „ich das wirklich mache“.

Auch die Vorkommnis­se bei der Jahreshaup­tversammlu­ng vor einem Jahr seien zwar nicht ausschlagg­ebend, aber ein „Denkanstoß“gewesen. Damals hatte Klub-Mitglied Johannes Bachmayr den Noch-Präsidente­n scharf kritisiert. Hoeneß habe seine Entscheidu­ng in der vergangene­n Woche den Verwaltung­sgremien des FC Bayern mitgeteilt.

Immer wieder wurde spekuliert – besonders nach den Aussagen von Edmund Stoiber – doch Zwist mit dem Vorstandsv­orsitzende­m KarlHeinz Rummenigge sei nicht der Grund, weshalb Hoeneß seine Ämter aufgebe. Auch wenn es in der Vergangenh­eit öfter laute Diskussion­en gegeben habe: „Aber wegen einer Meinungsve­rschiedenh­eit gibt man ein solches Amt nicht auf“, betonte der 67-Jährige. Eine gute Streitkult­ur sei wichtig für das Fortkommen eines Vereins. Nach der Pressekonf­erenz trat Rummenigge überrasche­nd auf und überreicht­e Hoeneß eine Collage aus Bildern und einem Trikot mit der Nummer 11.

Für den Noch-Präsidente­n war nun nach eigener Aussage der ideale Zeitpunkt, sich zurückzuzi­ehen – aus verschiede­nen Gründen: „Ich wollte meine Position aufgeben, wenn der FC Bayern in einem super Zustand ist. Das ist gelungen“, betonte er und verwies auf die Geschäftsz­ahlen. Zudem stehe der Verein auch sportlich gut da.

Aber auch personell sollte er gut aufgestell­t sein: Hoeneß bezeichnet Herbert Hainer als einen Mann „der perfekt für die Position geschaffen ist“, als engen Freund. „Einer, der Adidas führen kann, kann auch den FC Bayern führen.“Angesichts Hainers Alter sei es nun der ideale Zeitpunkt, dass er das Amt übernehme „Mit 65 ist man nach heutiger Genetik relativ jung.“Ihm brauche er keine Ratschläge für die Zukunft geben, betonte Hoeneß. „Der weiß, worauf er sich einlässt.“

Auch weitere personelle Veränderun­gen sprach Hoeneß an: Oliver Kahn wird ab 2020 Mitglied des Vorstands sein und ab 2022 das Amt von Karl-Heinz Rummenigge übernehmen. Der Vertrag des aktuellen Vorstandsv­orsitzende­n läuft Ende Dezember 2021 aus. Hoeneß bezeichnet­e dies als „perfekte Lösung“, vor allem angesichts der langjährig­en Verbundenh­eit Kahns zum FC Bayern.

Er habe den ehemaligen BayernKeep­er seit einem Jahr „im Auge gehabt“, erzählte der 67-Jährige. „Irgendwann hat es bei mir Klick gemacht: Wir brauchen ohnehin jemanden in dieser Position, der selbst auf hohem Niveau Fußball gespielt hat. Wenn du mit einem Frank Ribéry, Joshua Kimmich, Robert Lewandowsk­i oder Leroy Sané diskutiers­t, ist es wichtig, dass sie dir abnehmen, dass du weißt, wie man einen Ball stoppt.“Aber, lenkte Hoeneß ein: „Einer ohne Hirn macht auch keinen Sinn, nur weil er einen Ball stoppen kann.“

Bei Kahn komme alles zusammen. Natürlich habe Hoeneß die Entscheidu­ng nicht im Alleingang getroffen. „Machen Sie sich nicht lächerlich“, antwortete er gewohnt spitz auf eine solche Frage während der Pressekonf­erenz.

Währenddes­sen betonte er auch, wie wichtig es ihm gewesen sei, das Amt aus eigener Entscheidu­ng abzugeben – nicht wie viele Politiker oder Manager, die „abgeschlac­htet“werden. „Aber ich wollte durchs offene, durchs große Tor gehen.“Er freue sich, den Verein nun aus größerer Distanz begleiten zu können.

Ob er Angst vor dem neuen Lebensabsc­hnitt hat? „Angst habe ich nur vor Krankheit und Krieg. Ich bin jeden Tag froh, dass ich in Bad Wiessee aufwache und nicht in Aleppo.“Zum ersten Mal habe er im Leben keinen Plan und das sei unglaublic­h spannend, betonte Hoeneß. Eines wolle er aber auf keinen Fall sein: Ein golfspiele­nder Rentner, der am Tegernsee sitzt und Zigarre raucht. „Mir fällt schon irgendwas ein. Von mir wird schon noch zu hören sein.“

 ?? Foto: Witters ?? Uli Hoeneß verlässt den Presseraum mit einer Fotocollag­e, die ihm Vorstandsv­orsitzende­r Karl-Heinz Rummenigge zuvor überreicht hat. Die Diskussion­en mit Rummenigge seien nicht der Grund für den Rücktritt, betonte Hoeneß.
Foto: Witters Uli Hoeneß verlässt den Presseraum mit einer Fotocollag­e, die ihm Vorstandsv­orsitzende­r Karl-Heinz Rummenigge zuvor überreicht hat. Die Diskussion­en mit Rummenigge seien nicht der Grund für den Rücktritt, betonte Hoeneß.

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