Die Idee ist nicht zu Ende gedacht
Soldaten in Uniform dürfen ab nächstem Jahr gratis mit der Bahn fahren. Das sei ein Ausdruck von „Respekt und Dank“, erklärt Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. Das ist nicht zu Ende gedacht.
Natürlich verdienen die Soldaten Respekt und Dank. Es sind Staatsdiener mit einem schwierigen Job, den sie für die Allgemeinheit erledigen.
Bisher gibt es nur eine Einigung mit der Deutschen Bahn. Das bringt zum Beispiel den Soldaten in Dillingen wenig. Hier fahren die Züge von Agilis – mit den regionalen Betreibern gibt es noch keine Vereinbarung. Das kann kommen, gut, aber die Gespräche hätte man vor dem plötzlichen Vorstoß und der Vereinbarung mit der Bahn führen müssen. Und in Wertingen gibt es zum Beispiel gar keinen Bahnhof. Soldaten, die dorthin möchten, profitieren letztendlich auch nicht.
Dann ist da noch die Sache mit dem Geld. Berichten zufolge wird der Bund der Bahn für die Gratisfahrten vier Millionen Euro jährlich zahlen. Bei rund 180 000 Soldaten in Deutschland sind das rund 22 Euro pro Soldat. Aktuell kommt man mit einem Sparangebot für 21,90 Euro von Dillingen nach München, ohne Rückfahrt. Für die Bahn ist das kein guter Deal. Letztendlich zollt und zahlt die Bahn den Soldaten Respekt, nicht der Bund. Dabei müsste Geld in die Bahn gesteckt werden, in die klimafreundliche Alternative zum Auto.
Damit die Bahn besser angenommen wird, müssen Verbindungen ausgebaut und Preise gesenkt werden. Stattdessen gibt die Bahn nun Geld für Soldaten aus. Nett, aber nicht ihre Aufgabe.
Und wenn Respekt und Dank für Soldaten so wichtig sind, dann gibt es andere Stellschrauben, an denen das Verteidigungsministerium arbeiten sollte.
Die Ausrüstungspannen, mit denen die Bundeswehr regelmäßig in die Schlagzeilen kommt, sind für Soldaten nicht angenehm. Einerseits, weil ihr Arbeitgeber damit zum Ziel vieler Witze geworden ist. Andererseits, weil schlechte oder fehlende Ausrüstung im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden kann. Wer Respekt für Soldaten zeigen will, sollte diesen das bestmögliche Material zur Verfügung stellen.