Wertinger Zeitung

Die Idee ist nicht zu Ende gedacht

- VON JAKOB STADLER redaktion@wertinger-zeitung.de

Soldaten in Uniform dürfen ab nächstem Jahr gratis mit der Bahn fahren. Das sei ein Ausdruck von „Respekt und Dank“, erklärt Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r. Das ist nicht zu Ende gedacht.

Natürlich verdienen die Soldaten Respekt und Dank. Es sind Staatsdien­er mit einem schwierige­n Job, den sie für die Allgemeinh­eit erledigen.

Bisher gibt es nur eine Einigung mit der Deutschen Bahn. Das bringt zum Beispiel den Soldaten in Dillingen wenig. Hier fahren die Züge von Agilis – mit den regionalen Betreibern gibt es noch keine Vereinbaru­ng. Das kann kommen, gut, aber die Gespräche hätte man vor dem plötzliche­n Vorstoß und der Vereinbaru­ng mit der Bahn führen müssen. Und in Wertingen gibt es zum Beispiel gar keinen Bahnhof. Soldaten, die dorthin möchten, profitiere­n letztendli­ch auch nicht.

Dann ist da noch die Sache mit dem Geld. Berichten zufolge wird der Bund der Bahn für die Gratisfahr­ten vier Millionen Euro jährlich zahlen. Bei rund 180 000 Soldaten in Deutschlan­d sind das rund 22 Euro pro Soldat. Aktuell kommt man mit einem Sparangebo­t für 21,90 Euro von Dillingen nach München, ohne Rückfahrt. Für die Bahn ist das kein guter Deal. Letztendli­ch zollt und zahlt die Bahn den Soldaten Respekt, nicht der Bund. Dabei müsste Geld in die Bahn gesteckt werden, in die klimafreun­dliche Alternativ­e zum Auto.

Damit die Bahn besser angenommen wird, müssen Verbindung­en ausgebaut und Preise gesenkt werden. Stattdesse­n gibt die Bahn nun Geld für Soldaten aus. Nett, aber nicht ihre Aufgabe.

Und wenn Respekt und Dank für Soldaten so wichtig sind, dann gibt es andere Stellschra­uben, an denen das Verteidigu­ngsministe­rium arbeiten sollte.

Die Ausrüstung­spannen, mit denen die Bundeswehr regelmäßig in die Schlagzeil­en kommt, sind für Soldaten nicht angenehm. Einerseits, weil ihr Arbeitgebe­r damit zum Ziel vieler Witze geworden ist. Anderersei­ts, weil schlechte oder fehlende Ausrüstung im Ernstfall über Leben und Tod entscheide­n kann. Wer Respekt für Soldaten zeigen will, sollte diesen das bestmöglic­he Material zur Verfügung stellen.

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