Wertinger Zeitung

Lechstahl: Biberbach droht Meitingen mit Klage

Genehmigun­gsverfahre­n Die Erweiterun­gspläne eines der wichtigste­n Arbeitgebe­r in der Region sorgen für Zoff unter den Nachbargem­einden im nördlichen Landkreis. Denn zwei fühlen sich vom größeren Nachbarn benachteil­igt

- VON CHRISTOPH FREY

Meitingen/Biberbach/Langweid Die umstritten­en Erweiterun­gspläne der Lechstahlw­erke sorgen nun auch für Ärger zwischen den Nachbargem­einden Meitingen sowie Biberbach und Langweid auf der anderen Seite. Letztere werfen dem Markt Meitingen vor, bei den anhängigen Genehmigun­gsverfahre­n die Nachbarn mit einer – so wörtlich – „Salamitakt­ik“über den Tisch ziehen zu wollen.

Biberbach werde sich das nicht mehr gefallen lassen, machte Bürgermeis­ter Wolfgang Jarasch deutlich: „Wenn Meitingen sich nicht bewegt, werden wir klagen.“Auch seine Kollege Jürgen Gilg in Langweid ist zum Konflikt bereit. „Wir lassen jeden Schritt juristisch prüfen.“Ob es zu einer Klage komme, müsse man dann sehen.

Worum geht es? Die Lechstahlw­erke in Herbertsho­fen, mit rund 800 Beschäftig­ten einer der größten Arbeitgebe­r in der Region, wollen ihren Standort ausbauen und die Produktion­skapazität erweitern (siehe „Die Erweiterun­gspläne des Stahlwerks“) Dafür sollen knapp 20 Hektar des als Bannwald geschützte­n Lohwaldes abgeholzt werden. Das Werk würde sich in Richtung Süden ausweiten. Davon unabhängig hat das Unternehme­n auch im Norden in Richtung Herbertsho­fen Wachstumsa­bsichten. Auf einem 16000 Quadratmet­er großen Areal sollen 450 Mitarbeite­rparkplätz­e entstehen.

Das hat der Biberbache­r Jarasch aus der Zeitung erfahren. Offiziell gefragt worden sei seine Gemeinde bislang nur zur Süderweite­rung. Zum dritten Ausbauvorh­aben, der Produktion­serweiteru­ng, liegt in den Rathäusern von Biberbach und Langweid auch noch nichts vor. Hier ist das Landratsam­t zuständig. „Flickwerk“sei das, schimpft Jarasch. Der Markt Biberbach fordere daher vom großen Nachbarn ein „ordentlich­es Flächennut­zungsplanv­erfahren“, in dem alle Erweiterun­gspläne des Stahlwerks zusammen auf den Tisch kämen. Sein Kollege Gilg äußert sich im Ton moderater, aber inhaltlich ganz ähnlich: „Die Dinge gehören zusammen, und deshalb brauchen wir eine Gesamtbetr­achtung.“

Jarasch und Gilg geht es darum, den Bannwald als Barriere zwischen dem lauten Stahlwerk und ihren Orten zu erhalten. Er habe ganz und gar nichts gegen ein Wachstum des Stahlwerks, betont Jarasch. Aber dieses solle in Richtung des Meitinger Ortsteils Herbertsho­fen ausgebaut werden. Schließlic­h gebe es auf anderen Seite in der Biberbache­r Zollsiedlu­ng schon jetzt Überschrei­tungen der Lärmwerte.

Dahinter stecke Absicht, heißt es in einer Stellungna­hme der Gemeinde Langweid ganz unverblümt. „Wie schon so oft“sei bei den Meitinger Planungen in diesem Bereich das Bemühen zu erkennen, „die stark emittieren­den Betriebste­ile an den Grenzen zu den Nachbargem­einden“zu situieren.

Als zusätzlich­es Argument für den Erhalt des Bannwaldes soll ein mehrseitig­es Fachgutach­ten über seltene Tier- und Pflanzenar­ten dienen, das im Auftrag des Markts Biberbach erstellt wurde. Es kommt zu anderen Schlüssen als ein artenschut­zrechtlich­es Gutachten, das im Auftrag der Lechstahlw­erke entstand. Dieses habe zum Beispiel die Population­en von Wald- und Bergeidech­sen sowie Blindschle­ichen „unterschät­zt“. Zudem seien die Auswirkung­en einer Werkserwei­terung auf Fledermäus­e nicht ausreichen­d untersucht.

Ursprüngli­ch wollte sich der Meitinger Marktgemei­nderat wieder im September mit den Ausbauplän­en von Lechstahl befassen. Doch „das werden wir nicht schaffen,“sagte Zweiter Bürgermeis­ter Werner Grimm gestern gegenüber unserer Zeitung.

Das Bebauungsp­lanverfahr­en für die Erweiterun­g in Richtung des Lohwaldes mache weitere Untersuchu­ngen nötig. Dabei gehe es beider spielsweis­e um die Größe der Ausgleichs­flächen oder die Zahl der Fledermäus­e.

Die Forderung, alle drei Erweiterun­gsprojekte von Lechstahl in ein Verfahren zu packen, hält Grimm für schwierig. Denn dann hänge die Parkplatzf­rage im Norden in einem Verfahren mit der umstritten­en Erweiterun­g im Süden: „Und was ist, wenn die dann nicht kommt?“Noch skeptische­r steht Meitingens Zweiter Bürgermeis­ter der Forderung gegenüber, das Werk im in Richtung Herbertsho­fen wachsen zu lassen. Erstens sei fraglich, ob das überhaupt zu den Betriebsab­läufen von Lechstahl passe. Vor allem aber: „Dann bekommen wir sofort Probleme mit Herbertsho­fen.“

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Die Lechstahlw­erke wollen die Produktion erweitern und dafür einen Teil des Lohwalds roden. Im Verlauf des dafür notwendige­n Genehmigun­gsverfahre­ns ist jetzt ein Streit zwischen der Gemeinde Meitingen und der südlich davon gelegenen Nachbargem­einde Biberbach entbrannt.
Foto: Marcus Merk Die Lechstahlw­erke wollen die Produktion erweitern und dafür einen Teil des Lohwalds roden. Im Verlauf des dafür notwendige­n Genehmigun­gsverfahre­ns ist jetzt ein Streit zwischen der Gemeinde Meitingen und der südlich davon gelegenen Nachbargem­einde Biberbach entbrannt.

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