Lechstahl: Biberbach droht Meitingen mit Klage
Genehmigungsverfahren Die Erweiterungspläne eines der wichtigsten Arbeitgeber in der Region sorgen für Zoff unter den Nachbargemeinden im nördlichen Landkreis. Denn zwei fühlen sich vom größeren Nachbarn benachteiligt
Meitingen/Biberbach/Langweid Die umstrittenen Erweiterungspläne der Lechstahlwerke sorgen nun auch für Ärger zwischen den Nachbargemeinden Meitingen sowie Biberbach und Langweid auf der anderen Seite. Letztere werfen dem Markt Meitingen vor, bei den anhängigen Genehmigungsverfahren die Nachbarn mit einer – so wörtlich – „Salamitaktik“über den Tisch ziehen zu wollen.
Biberbach werde sich das nicht mehr gefallen lassen, machte Bürgermeister Wolfgang Jarasch deutlich: „Wenn Meitingen sich nicht bewegt, werden wir klagen.“Auch seine Kollege Jürgen Gilg in Langweid ist zum Konflikt bereit. „Wir lassen jeden Schritt juristisch prüfen.“Ob es zu einer Klage komme, müsse man dann sehen.
Worum geht es? Die Lechstahlwerke in Herbertshofen, mit rund 800 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber in der Region, wollen ihren Standort ausbauen und die Produktionskapazität erweitern (siehe „Die Erweiterungspläne des Stahlwerks“) Dafür sollen knapp 20 Hektar des als Bannwald geschützten Lohwaldes abgeholzt werden. Das Werk würde sich in Richtung Süden ausweiten. Davon unabhängig hat das Unternehmen auch im Norden in Richtung Herbertshofen Wachstumsabsichten. Auf einem 16000 Quadratmeter großen Areal sollen 450 Mitarbeiterparkplätze entstehen.
Das hat der Biberbacher Jarasch aus der Zeitung erfahren. Offiziell gefragt worden sei seine Gemeinde bislang nur zur Süderweiterung. Zum dritten Ausbauvorhaben, der Produktionserweiterung, liegt in den Rathäusern von Biberbach und Langweid auch noch nichts vor. Hier ist das Landratsamt zuständig. „Flickwerk“sei das, schimpft Jarasch. Der Markt Biberbach fordere daher vom großen Nachbarn ein „ordentliches Flächennutzungsplanverfahren“, in dem alle Erweiterungspläne des Stahlwerks zusammen auf den Tisch kämen. Sein Kollege Gilg äußert sich im Ton moderater, aber inhaltlich ganz ähnlich: „Die Dinge gehören zusammen, und deshalb brauchen wir eine Gesamtbetrachtung.“
Jarasch und Gilg geht es darum, den Bannwald als Barriere zwischen dem lauten Stahlwerk und ihren Orten zu erhalten. Er habe ganz und gar nichts gegen ein Wachstum des Stahlwerks, betont Jarasch. Aber dieses solle in Richtung des Meitinger Ortsteils Herbertshofen ausgebaut werden. Schließlich gebe es auf anderen Seite in der Biberbacher Zollsiedlung schon jetzt Überschreitungen der Lärmwerte.
Dahinter stecke Absicht, heißt es in einer Stellungnahme der Gemeinde Langweid ganz unverblümt. „Wie schon so oft“sei bei den Meitinger Planungen in diesem Bereich das Bemühen zu erkennen, „die stark emittierenden Betriebsteile an den Grenzen zu den Nachbargemeinden“zu situieren.
Als zusätzliches Argument für den Erhalt des Bannwaldes soll ein mehrseitiges Fachgutachten über seltene Tier- und Pflanzenarten dienen, das im Auftrag des Markts Biberbach erstellt wurde. Es kommt zu anderen Schlüssen als ein artenschutzrechtliches Gutachten, das im Auftrag der Lechstahlwerke entstand. Dieses habe zum Beispiel die Populationen von Wald- und Bergeidechsen sowie Blindschleichen „unterschätzt“. Zudem seien die Auswirkungen einer Werkserweiterung auf Fledermäuse nicht ausreichend untersucht.
Ursprünglich wollte sich der Meitinger Marktgemeinderat wieder im September mit den Ausbauplänen von Lechstahl befassen. Doch „das werden wir nicht schaffen,“sagte Zweiter Bürgermeister Werner Grimm gestern gegenüber unserer Zeitung.
Das Bebauungsplanverfahren für die Erweiterung in Richtung des Lohwaldes mache weitere Untersuchungen nötig. Dabei gehe es beider spielsweise um die Größe der Ausgleichsflächen oder die Zahl der Fledermäuse.
Die Forderung, alle drei Erweiterungsprojekte von Lechstahl in ein Verfahren zu packen, hält Grimm für schwierig. Denn dann hänge die Parkplatzfrage im Norden in einem Verfahren mit der umstrittenen Erweiterung im Süden: „Und was ist, wenn die dann nicht kommt?“Noch skeptischer steht Meitingens Zweiter Bürgermeister der Forderung gegenüber, das Werk im in Richtung Herbertshofen wachsen zu lassen. Erstens sei fraglich, ob das überhaupt zu den Betriebsabläufen von Lechstahl passe. Vor allem aber: „Dann bekommen wir sofort Probleme mit Herbertshofen.“