…nie zurück!
„Es gibt in der Seele viele Kammern. In manchen ist es hell, in anderen lauern so schreckliche Erinnerungen, dass wir sie nie betreten, nicht einmal auf ihre finsteren Türen schauen würden.“Das sagte mir einmal eine kluge Frau. Wir horten viele Erinnerungen. Einige sind schön und geben Kraft. Aber viele sind schlimm, beinhalten Verletzungen, Verlust, Scheitern. Gedanken daran reißen neue Wunden auf. Zwar ist es sinnvoll, etwa in einer Psychotherapie manch Schmerzliches anzuschauen, zu beweinen und sich Trost und Hilfe zu holen. Aber dann weg damit! Auch in der Beichte: aussprechen, was im Leben schiefgelaufen ist, es Gottes Barmherzigkeit überlassen – und weg damit!
Es gibt Menschen, die kleben förmlich an Erinnerungen. Meist geht es um Verletzungen. Aber oft verlieren wir uns auch in der „guten, alten Zeit“. Das ist verderblich. Denn das Leben ist weitergegangen. Weg von unseren Verletzungen, aber auch weg von goldenen Zeiten. Leben ist Wandlung, Entwicklung. „Schau nach vorne, nie zurück, neuer Mut bringt Lebensglück“, sagt ein Sprichwort. Wem das zu einfach ist, der höre Jesu Ratschlag: „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt zum Reich Gottes“(Lk 9,62).
Wer auf die Türen der „dunklen Kammern seiner Seele“starrt, ist gelähmt vom Gestern. Und wer das Heute nicht erträgt, weil früher alles besser war, der ist unfähig, das Heute zu gestalten. Große Heilige haben nie zurückgeschaut, um vor dem Leben zu fliehen. Sie haben es angepackt und auf Gottes Hilfe vertraut. Wir dürfen gelegentlich ausruhen, um Hilfe bitten und klagen. Auch das taten Heilige. Aber dann heißt es für uns: „Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten, weitergehen“. Wir sind Königskinder, Söhne und Töchter Gottes. Und wenn wir versucht sind, uns im Gestern zu verlieren, dann lesen wir doch das Wort „LEBEN“rückwärts. So wissen wir, wohin der Blick zurück führt.