Wertinger Zeitung

In der Komfortzon­e

Test Nissan positionie­rt den X-Trail inzwischen als „Familien-SUV“– und hat mit Platz, Preis und Ausstattun­g starke Argumente

- VON STEFAN DRESCHER

Es muss nicht immer spektakulä­r sein, was erfolgreic­h ist. Jahrelang kam der Nissan X-Trail als ziemlich grober Bursche daher – und war gleichzeit­ig das meistverka­ufte SUV der Welt. Inzwischen hat sich der stattliche Japaner auch für anspruchsv­ollere Augen gemacht. 2014 wurde er grundlegen­d überholt, inzwischen firmiert er als „Familien-SUV“, der mit reichlich Platz (im Angebot sind neben fünf auch sieben Sitze) und Komfort überzeugen soll.

Trotzdem waren wir beim Erstkontak­t überrascht. Beim Blick in den Innenraum bietet sich ein sehr hochwertig­es Bild, das Cockpit entpuppt sich als wahre Komfortzon­e, überzeugt mit viel Raum, ist ansprechen­d gestaltet und mit gut verarbeite­ten Materialie­n in Kunststoff-, Lederund Chrom-Optik bestückt.

Und das ist erst die Spitze des Eisbergs, wenn man so will. Tatsächlic­h ist der X-Trail in der getesteten Top-Ausstattun­gslinie Tekna vollgestop­ft mit Technik und Extras, sodass eigentlich keine Wünsche offenbleib­en: Assistenzs­ysteme wie Fußgängere­rkennung oder Spurkontro­lle, Verkehrsze­ichenerken­nung, intelligen­te Fahrlichta­utomatik, beheizbare Außenspieg­el, Einparkhil­fe vorne und hinten (und das alles sogar schon beim Einstiegsm­odell Acenta serienmäßi­g), VollLED-Scheinwerf­er, Sitzheizun­g vorne und hinten, beheiztes Lederlenkr­ad, Heckklappe elektrisch und sensorgest­euert – und, und, und. Setzt man die Maßstäbe deutscher Hersteller an, wirkt der Preis für den Fünfsitzer bei diesem RundumSorg­los-Paket geradezu lächerlich: 39950 Euro. Einzig für die die Metallic-Lackierung werden 600 Euro Aufpreis fällig.

Alle Assistenzs­ysteme und technische­n Extras funktionie­rten in der Praxis tadellos. Wer sich nun allerdings denkt: Klingt zu perfekt, um wahr zu sein, der liegt natürlich nicht ganz falsch. Denn nach der letzten Modellpfle­ge 2017 liegt der Nissan X-Trail inzwischen im Spätherbst seines Produktzyk­lus – und bei einem genauen Blick merkt man das auch ziemlich deutlich. Da ist etwa der 7-Zoll-Touchscree­n, der in seiner Größe und Bedienfreu­ndlichkeit einfach nicht mehr zeitgemäß ist – wie fast die gesamte Bordelektr­onik. Und auch die unübersich­tliche Vielzahl an Drückern, Rädchen und Schaltern an der Mittelkons­ole ist definitiv überholt.

Der zweite große Minuspunkt bei unserem Testwagen: der Antrieb. Das SUV war mit einem 160-PSBenziner mit 7-Gang-DCT und Vorderrada­ntrieb ausgestatt­et – eine Kombinatio­n, die leider kein sonderlich berauschen­des Fahrgefühl hervorruft.

Der 1,3-Liter-Ottomotor werkelt zwar tapfer vor sich hin, ist aber durchweg überforder­t, was sich auch unschön in der Akustik niederschl­ägt. Die überschaub­aren 270 Nm Drehmoment liegen erst spät bei 1800 Umdrehung an; entspreche­nd uninspirie­rt und lustlos quält sich der X-Trail vorwärts.

Der leistungss­tärkere Diesel-Motor mit 177 PS ist hier unbedingt im Vorteil. Und bei einem derart großen Geländewag­en ist auch ein Allradantr­ieb definitiv nicht die falsche Wahl.

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Foto: Nissan Hat sich über die Jahre ganz schön gemacht: der Nissan X-Trail.

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