In der Komfortzone
Test Nissan positioniert den X-Trail inzwischen als „Familien-SUV“– und hat mit Platz, Preis und Ausstattung starke Argumente
Es muss nicht immer spektakulär sein, was erfolgreich ist. Jahrelang kam der Nissan X-Trail als ziemlich grober Bursche daher – und war gleichzeitig das meistverkaufte SUV der Welt. Inzwischen hat sich der stattliche Japaner auch für anspruchsvollere Augen gemacht. 2014 wurde er grundlegend überholt, inzwischen firmiert er als „Familien-SUV“, der mit reichlich Platz (im Angebot sind neben fünf auch sieben Sitze) und Komfort überzeugen soll.
Trotzdem waren wir beim Erstkontakt überrascht. Beim Blick in den Innenraum bietet sich ein sehr hochwertiges Bild, das Cockpit entpuppt sich als wahre Komfortzone, überzeugt mit viel Raum, ist ansprechend gestaltet und mit gut verarbeiteten Materialien in Kunststoff-, Lederund Chrom-Optik bestückt.
Und das ist erst die Spitze des Eisbergs, wenn man so will. Tatsächlich ist der X-Trail in der getesteten Top-Ausstattungslinie Tekna vollgestopft mit Technik und Extras, sodass eigentlich keine Wünsche offenbleiben: Assistenzsysteme wie Fußgängererkennung oder Spurkontrolle, Verkehrszeichenerkennung, intelligente Fahrlichtautomatik, beheizbare Außenspiegel, Einparkhilfe vorne und hinten (und das alles sogar schon beim Einstiegsmodell Acenta serienmäßig), VollLED-Scheinwerfer, Sitzheizung vorne und hinten, beheiztes Lederlenkrad, Heckklappe elektrisch und sensorgesteuert – und, und, und. Setzt man die Maßstäbe deutscher Hersteller an, wirkt der Preis für den Fünfsitzer bei diesem RundumSorglos-Paket geradezu lächerlich: 39950 Euro. Einzig für die die Metallic-Lackierung werden 600 Euro Aufpreis fällig.
Alle Assistenzsysteme und technischen Extras funktionierten in der Praxis tadellos. Wer sich nun allerdings denkt: Klingt zu perfekt, um wahr zu sein, der liegt natürlich nicht ganz falsch. Denn nach der letzten Modellpflege 2017 liegt der Nissan X-Trail inzwischen im Spätherbst seines Produktzyklus – und bei einem genauen Blick merkt man das auch ziemlich deutlich. Da ist etwa der 7-Zoll-Touchscreen, der in seiner Größe und Bedienfreundlichkeit einfach nicht mehr zeitgemäß ist – wie fast die gesamte Bordelektronik. Und auch die unübersichtliche Vielzahl an Drückern, Rädchen und Schaltern an der Mittelkonsole ist definitiv überholt.
Der zweite große Minuspunkt bei unserem Testwagen: der Antrieb. Das SUV war mit einem 160-PSBenziner mit 7-Gang-DCT und Vorderradantrieb ausgestattet – eine Kombination, die leider kein sonderlich berauschendes Fahrgefühl hervorruft.
Der 1,3-Liter-Ottomotor werkelt zwar tapfer vor sich hin, ist aber durchweg überfordert, was sich auch unschön in der Akustik niederschlägt. Die überschaubaren 270 Nm Drehmoment liegen erst spät bei 1800 Umdrehung an; entsprechend uninspiriert und lustlos quält sich der X-Trail vorwärts.
Der leistungsstärkere Diesel-Motor mit 177 PS ist hier unbedingt im Vorteil. Und bei einem derart großen Geländewagen ist auch ein Allradantrieb definitiv nicht die falsche Wahl.