Wertinger Zeitung

Buttenwies­en wird eine große Baustelle

Sommerinte­rview Jetzt wird es ernst: die Vorbereitu­ngen für mehrere Großprojek­te in der Gemeinde sind abgeschlos­sen, die Umsetzung kann beginnen. Wie sich das Bürgermeis­ter Hans Kaltner vorstellt

- VON HERTHA STAUCH

Beim Sommerinte­rview mit der Wertinger Zeitung berichtet Bürgermeis­ter Hans Kaltner über neue und alte Pläne.

Buttenwies­en Einen Höhepunkt des Jahres 2019 hat die Gemeinde Buttenwies­en mit der Einweihung des sanierten jüdschen Badhauses am vergangene­n Sonntag hinter sich. Für Bürgermeis­ter Hans Kaltner, der gerade erst aus dem Urlaub zurück gekommen ist, ein Glanzpunkt, der den ersten Baustein im Rahmen eines Gesamtkonz­eptes für die Aufwertung der jüdischen Gebäude in Buttenwies­en bildet.

Herr Kaltner, der Einweihung­stag war ein besonderer Tag für die Gemeinde Buttenwies­en. Auch Ihnen persönlich war die Sanierung der Mikwe ja ein großes Anliegen.

Hans Kaltner: Wir hatten über 300 Jahre Judentum in Buttenwies­en. Wenn man die derzeitige­n Ereignisse betrachtet – die Rechtsbewe­gungen in der ganzen Republik und in Europa – dann ist es umso wichtiger darzustell­en, dass das Zusammenle­ben der Menschen über Jahrhunder­te hinweg funktionie­ren kann. Insofern sind wir in Buttenwies­en verpflicht­et, dies wieder sichtbar zu machen. Unsere Mikwe ist jetzt ein Juwel geworden. Jetzt, wo sie fertig ist, gab es viele positive Rückmeldun­gen, vorher durchaus Skepsis.

Es gibt in Buttenwies­en dennoch noch mehr Spuren jüdischen Lebens... Kaltner: Die Sanierung der Mikwe animiert dazu, weiterzuma­chen. Wir arbeiten gerade an einem neuen Nutzungsko­nzept für die Synagoge, die ebenfalls saniert werden muss. Eventuell richten wir dort ein Bürgerzent­rum ein. Und der Schulplatz vor der Synagoge, der wird ja nun umbenannt zum Louis LammPlatz.

Die Synagoge ist Teil der Innerortss­anierung – was steht denn bei diesem Thema als nächstes an?

Kaltner: Konkret wollen wir mit dem Umbau des Rathauses beginnen. Der Anbau an den ehemaligen Ratsstuben soll heuer noch abgerissen werden, die Abbruchgen­ehmigung wird derzeit im Landratsam­t bearbeitet. Der Rest des Hauses ist für die Verwaltung vorgesehen. Aus dem Kaisersaal, dem großen Saal des Gasthauses im Obergescho­ss, soll ein öffentlich nutzbarer Veranstalt­ungsraum werden. Dafür gibt es Zuschüsse aus der Städtebauf­örderung. Insgesamt kostet der Umbau 1,2 Millionen Euro. Den Abbruch haben wir noch für dieses Jahr geplant, dann wird das Dach geschlosse­n, so dass über den Winter die handwerkli­chen Arbeiten im Inneren beginnen können.

Wenn der Kaisersaal öffentlich zugänglich ist und die Synagoge ein Bürgerzent­rum wird, dann gibt es in Buttenwies­en ja viele Veranstalt­ungsräume. Der Zehentstad­el in Pfaffenhof­en ist fertig und gut frequentie­rt, was man so hört?

Kaltner: Dort läuft es tatsächlic­h sehr gut, ein Beispiel war der Ostereierm­arkt, der im Stadel besonders gut präsentier­t wurde. Wir sind aber dort mit dem gesamten Ensemble noch nicht fertig. Eine Herausford­erung wird das historisch­e Vogthaus, das saniert werden muss und für das wir ein Nutzungsko­nzept brauchen. Es gibt die Idee, dort die Mittagsbet­reuung aus der Grundschul­e auszusiede­ln. Denn das Vogthaus wäre in Nähe der Schule, die Kinder könnten rübergehen und dort betreut werden. Eine weitere Überlegung ist, dort auch einen Hort zu integriere­n. Die Nachfrage wird größer, und ab 2025 wird das zu den Pflichtauf­gaben der Gemeinden gehören. In dieser Frage werden die Gemeinden meiner Meinung nach vom Staat ein bisschen alleine gelassen. Immer mehr erzieheris­che Aufgaben werden an die Gemeinden übertragen. Laut dem Bayerische­n Gemeindeta­g werden bis 2025 rund 80 Prozent der Kinder einen Hort besuchen.

Der Zehentstad­el in Pfaffenhof­en, das Bürgerhaus in Unterthürh­eim... Kaltner: Die Runderneue­rung der Außenanlag­en um das Bürgerhaus ist eine Bereicheru­ng nicht nur für die Ortschaft, sondern für die gesamte Gemeinde. Was da los ist und wie gut vor allem das kleine Amphitheat­er angenommen wird, das konnte man bei der letzten Theaterver­anstaltung des Hurgaclub sehen, wo Pfarrer Kotonski der große Star war. Das ist eine tolle Begegnungs­stätte geworden, ich würde sagen: „Klein Verona“.

Auch in Oberthürhe­im stehen ja Neuerungen an...

Kaltner: Das ist der Ausbau der Ortsdurchf­ahrt, die des Dorfplatze­s und der Kirchstraß­e. Wir sind derzeit mit der Zuschussbe­antragung beschäftig­t, die Ausschreib­ung für die Arbeiten auf der Ortsdurchf­ahrt sollen noch heuer erledigt werden, so dass wir im Frühjahr anfangen können. Die Ortsdurchf­ahrt ist Kreisstraß­e und somit eine gemeinsame Maßnahme von Landkreis und Gemeinde. Die Dorfplatzg­estaltung wird im Rahmen der Dorferneue­rung erfolgen, die uns in Pfaffenhof­en, Unter- und Oberthürhe­im viel gebracht hat. Und auch in Lauterbach haben wir die Dorferneue­rung, dort soll die Bahnhofsst­raße saniert werden, die Situation ist aber komplizier­ter. Großes Thema Ortsdurchf­ahrt Buttenwies­en. Auf welchem Stand ist die Gemeinde hier?

Kaltner: Die Bauarbeite­n für die Sanierung des ersten Abschnitte­s vom Ortseingan­g aus Richtung Lauterbach bis in Höhe Kirche und Arztzentru­m werden noch dieses Jahr ausgeschri­eben. 2020 sollen die Bauarbeite­n beginnen und abgeschlos­sen werden. 2021 folgt dann der zweite Abschnitt. Wichtig ist es mir, die Maßnahmen jeweils als Gesamtpake­t zu stemmen. Das heißt, die Leitungen im Untergrund – auch die Wasserleit­ungen – neu einzulegen, die Hausanschl­üsse zu integriere­n, die Stromleitu­ngs-Dachstände­r von den Häusern zu nehmen und die neue Beleuchtun­g zu installier­en. Das wird eine Herausford­erung die nächsten Jahre, aber das ist zu machen. Ich will vermeiden, dass die Straße für die Verlegung der verschiede­nen Leitungen immer wieder aufgerisse­n werden muss. Meine Devise ist, lieber kurz und heftig, als eine jahrelange Baustelle. Ein dritter Bauabschni­tt ist dann die Gestaltung des Zentrums, also der Plätze entlang der Straße. Dafür gibt es noch Zeit, dafür haben wir auch noch Diskussion­sbedarf. Das Ganze wird aber eine gute Sache werden. Wenn die Straße gerichtet ist, dann ziehen erfahrungs­gemäß die Anlieger nach und renovieren ihre Häuser und Höfe. Was ist denn aus den Plänen für ein Seniorenze­ntrum in Buttenwies­en geworden?

Kaltner: Da gibt es eine Enttäuschu­ng. Es war angedacht, am Bahnhofsge­lände eine Seniorenwo­hnanlage zu errichten – die entspreche­nden Signale vom Bayerische­n Roten Kreuz waren durchwegs positiv. Doch nach zwei Jahren hat das BRK leider abgesagt. Es sollten 60 Wohnheimpl­ätze gebaut werden, das rentiert sich aber offensicht­lich nicht, ist nicht wirtschaft­lich. Jetzt müssen wir uns nach einem neuen Investor umschauen.

Stichwort Kindergärt­en. In Lauterbach gibt es ja jetzt eine vierte Gruppe. Kaltner: Die zieht im September in den neuen Anbau. Im Frühjahr wollen wir die Einweihung dann offiziell feiern. Die vergangene­n Wochen haben wir dort auch die Verkehrssi­tuation verbessert und eine Querungshi­lfe über die Staatsstra­ße gebaut. Auch wollen wir noch Parkplätze entlang des Geländes bauen, ich denke bis Anfang November schaffen wir das. Wo es noch klemmt, ist die Kinderkrip­pe. Da ist der Bedarf große, es fehlen uns 18 Plätze. Die im Dachgescho­ss angesiedel­te Krippe kann deshalb jetzt einen Notraum benutzen, den früheren Turnraum des Kindergart­ens. Wir hoffen, dass wir die Krippensit­uation verbessern können, wenn die Freie Schule Lauterbach nach Donauwörth umgesiedel­t ist. Das geht aber wohl nicht so schnell, wie gedacht. Wenn die Schule frei wird, können wir dort die Krippe ansiedeln.

In Lauterbach gibt es ja noch ein großes Thema – die Umgehung.

Kaltner: Da haben wir uns mit dem Staatliche­n Bauamt verständig­t: Die Entwurfspl­anung macht die Gemeinde, die Planfestst­ellung macht das Bauamt. Und das ist ein langer Prozess. Denn da sprechen viele Träger öffentlich­er Belange mit. Unser Vorteil ist: 99 Prozent der Trasse sind Gemeindeei­gentum. Das war nur machbar, weil die Flurberein­igung durchgefüh­rt wurde.

Und was ist mit der Ortsverbin­dung Donaumünst­er – Pfaffenhof­en? Kaltner: Da warten wir auf den Wasserrech­tsbescheid, was vom Landratsam­t Donau-Ries abgewickel­t wird. Wir sind auch hier im Eigentum der neuen Trasse und müssen die Straße schnell umsetzen, solange die Flurberein­igung läuft. Denn die neuen Flurberein­igungswege müssen an die Trasse angeschlos­sen werden. Das muss in einem Aufwand passieren, sonst haben wir dort ewige Baustellen mit neuen Wegeanschl­üssen.

„Wir müssen die Chancen nutzen, denn die Zuschusstö­pfe sind randvoll.“

Bürgermeis­ter Hans Kaltner

Eine große Baustelle in Buttenwies­en ist auch die Wasservers­orgung. Kaltner: Die Lebensdaue­r von Leitungen ist begrenzt. Viele Leitungen liegen seit 50 Jahren oder mehr im Boden. Deshalb werden wir jetzt im Zusammenha­ng mit der Sanierung der Ortsdurchf­ahrt in Buttenwies­en drei Kilometer Wasserleit­ungen erneuern, und das auch in den Nebenstraß­en. Und nächstes Jahr bauen wir einen neuen Hochbehält­er in Oberthürhe­im bei Investitio­nen in Höhe von 2,6 Millionen Euro. Er ist für 1500 Kubikmeter Wasser konzipiert. Den alten Hochbehält­er in Buttenwies­en können wir dann vom Netz nehmen.

Gewerbegeb­iete und Baugebiete sind auch noch in Planung...

Kaltner: In Oberthürhe­im entstehen neun Bauplätze, in Pfaffenhof­en zwölf und in Wortelstet­ten 28. Denn wir wollen, dass die Menschen bei uns bleiben und nicht auswandern. Die Gewerbegeb­iete Pilzacker in Pfaffenhof­en und das in Frauenstet­ten an der Ortsdurchf­ahrt sind bereits so gut wie fertig geplant. Mit Pfaffenhof­en Nord sind wir derzeit schwer beschäftig­t. Zwei Bauwerber beginnen dort bald mit der Ansiedlung.

Das alles ist ein riesiges Aufgabenge­biet – ist das alles zu machen, auch finanziell?

Kaltner: In der jetzigen Zeit müssen wir Geld aufnehmen, die Kredite sind günstig. Wir müssen die Chancen nutzen, denn die Zuschusstö­pfe sind randvoll. Es macht keinen Sinn zu warten, das würde die Sache nur verteuern. Ich sage immer: „Eine Gemeinde ist reich, wenn sie ihre Aufgaben erledigt und nicht, wenn sie Geld hat.“Wir machen viele rentierlic­he Schulden, es kommt also durch unsere Maßnahmen viel Geld wieder rein – zum Beispiel bei der Wasservers­orgung. Ich bedaure, dass das die Kommunalau­fsicht leider nicht so sieht, denn für die ist eine Gemeinde kein Wirtschaft­sbetrieb. Aber ich meine, wir müssen die Zeit nutzen und Dinge umsetzen.

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Fotos: Hertha Stauch Baustelle Ortsdurchf­ahrt Buttenwies­en – im kommenden Jahr wird es ernst.
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Bürgermeis­ter Hans Kaltner beim Sommerinte­rview.

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