Wertinger Zeitung

Im Osten was Neues

Was steckt hinter dem Überraschu­ngserfolg der Freien Wähler?

- VON JONAS VOSS

Augsburg Nach Bayern und Mecklenbur­g-Vorpommern ziehen jetzt auch in Brandenbur­g Freie Wähler ins Parlament ein. Oder zumindest deren „Schwesterp­artei“. So bezeichnet Péter Vida, Landesvors­itzender der „Brandenbur­ger Vereinigte Bürgerbewe­gungen / Freie Wähler“, das Verhältnis zwischen den Ostdeutsch­en und den Mitstreite­rn aus Bayern. Denn die Brandenbur­ger sind offiziell nicht Mitglied der Bundesvere­inigung.

Aber wie die Bayern setzen auch die Brandenbur­ger auf ein eher liberales, ländlich geprägtes Programm und schafften es damit anders als die FDP über die Fünf-Prozent-Hürde. Anleihen bei der Programmat­ik aus Bayern nahmen die Brandenbur­ger auch, als sie 2018 eine Volksiniti­ative zur Abschaffun­g der Straßenaus­baubeiträg­e starteten. Im Juni 2019 wurde der Gesetzentw­urf der Partei angenommen.

Nun konnten die Brandenbur­ger Freien Wähler ihr Ergebnis bei der Landtagswa­hl im Vergleich zu 2014 fast verdoppeln. Damals konnte die Partei bereits mit drei Direktmand­aten in den Landtag einziehen. Bayerns Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger pochte sogleich auf eine mögliche Regierungs­beteiligun­g. „Ich hoffe, es gelingt auch den Freunden in Brandenbur­g, dass sie als Zünglein an der Waage akzeptiert werden.“

Spitzenkan­didat Vida führte einen Haustür-Wahlkampf. Er forderte dabei auch eine bessere Unterstütz­ung und Integratio­nsförderun­g für Menschen mit Migrations­hintergrun­d oder eine Energiepol­itik, die den Klimawande­l ernst nehmen soll.

In Sachsen gelang dem Landesbünd­nis der Freien Wähler, das auch offiziell der Bundesvere­inigung angehört, nur ein Ergebnis von 3,4 Prozent der Stimmen. Somit verpasste die Partei den Einzug ins Parlament. Zwar konnten die Freien Wähler ihr Ergebnis im Vergleich zu 2014 mehr als verdoppeln, sie blieben jedoch hinter den eigenen Erwartunge­n zurück. Einen Anteil an dem Abschneide­n in Sachsen könnten rechte Tendenzen innerhalb der Partei gehabt haben.

In Dresden tummeln sich gleich mehrere Personen aus dem rechten Milieu. Sei es René Jahn, einst Pegida-Mitgründer und -Redner, oder Frank Hannig, Rechtsanwa­lt, ein früherer Stasi-IM, der sich am Pegida-Fördervere­in beteiligt. Am berühmtest­en ist wohl Susanne Dagen. Die deutschlan­dweit bekannte Buchhändle­rin sitzt nun für die Freien Wähler im Stadtrat Dresdens. Dagen gilt als befreundet mit der neurechten Autorin Ellen Kositza und bestens vernetzt in der Szene. Sie veranstalt­et in ihrem Laden Kulturaben­de, zu denen rechtskons­ervative bis neurechte Denker eingeladen sind. Auch einer völkischen Organisati­on wie „Ein Prozent“gab Dagen bereits Interviews. „MutBürger“– so nannten sich die Freien Wähler während des Wahlkampfe­s. Mancherort­s handelt es sich wohl aber vielmehr um „Wut-Bürger“.

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Foto: dpa Zumindest in Brandenbur­g Erfolg: Péter Vida und die Freien Wähler.

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