Sie galoppierten nur einen Sommer
Eine Geschichte bar jeder Vernunft und doch wahr. Das unterscheidet sie von den Erzählungen Karl Mays. Deutschlands beliebtester Erzähler streifte ja niemals durch den Westen Amerikas, beschrieb aber doch detailreich Landschaft, Winnetou und Old Shatterhand. Büffel hingegen waren eher Staffage in seinen Büchern. Die friedliebenden Wiederkäuer nahmen erst in den vergangenen Monaten eine Hauptrolle ein. Daran trägt Karl May allerdings keinerlei Verantwortung.
Die Frankfurter Stürmer Sébastien Haller, Luka Jovic und Ante Rebic wurden aufgrund ihres wuchtigen und kollektiven Auftritts als Büffelherde bezeichnet. Zwei Jahre lang standen sie gemeinsam bei den Hessen unter Vertrag, doch erst in der vergangenen Saison fanden sie wirklich zueinander. Häuptling Der sieht, was andere nicht sehen (Fredi Bobic) hatte das Trio aus den entlegensten Ecken Europas nach Frankfurt gelotst. Eigentümliche Zunge (Adi Hütter) schließlich gruppierte die Individualisten zu einer fulminanten Herde.
Die Frankfurter ließen sich zwar nicht durch Feuerwasser oder bunte Steine zum Verkauf der drei
überzeugen, erlagen aber der Wirkung des Geldes. Jovic stürmt für Real Madrid, Haller trägt das Trikot von West Ham United auf Torejagd, als letztes verließ Rebic den Klub gen AC Mailand.
Die Büffelherde ist Geschichte, ein Fall für die ewigen Jagdgründe. Das ist allerdings nicht gleichbedeutend mit Frankfurter Erfolglosigkeit. Viel mehr kann es der Beginn einer neuen wunderbaren Erzählung sein. Karl May hat schließlich auch nicht ausschließlich das Leben im Wilden Westen beschrieben – sondern auch das nicht minder aufregende in Kurdistan oder die Schluchten des Balkan.
Die vergangenen Auftritte der Hessen-Indianer lassen zumindest vermuten, dass sie den Geist der Büffel angenommen haben. Dem Trio nachgeweint wird eh nicht. Ein Indianer kennt keinen …