Zu schade zum Kehren
Museum Die wohl weltgrößte Besensammlung
Der Alabama Coin Jigger tanzt im Kreis, als die Münze durch den Schlitz fällt. Das Blechspielzeug wurde für die USA gebaut, als die Trennung von Schwarzen und Weißen noch zum Alltag gehörte. Es ist eines der ältesten Stücke, die im Museum Besenwelten von Christl Hirner in Günzburg ausprobiert werden dürfen.
Vor 14 Jahren eröffnete die weit gereiste Sammlerin in ihrem Privathaus ein Museum, um die nach eigenen Angaben weltgrößte Sammlung von Besen auch anderen Menschen zugänglich zu machen. Ohne öffentliche Mittel und Unterstützung, dafür mit einer Begeisterung und Spielfreude, die schnell auf die Besucher überspringen. Wenn sie von den Anfängen vor 44 Jahren erzählt, als sie in einem Italienurlaub das erste Stück entdeckte.
Oder vom Besen für den Dalai Lama, von indonesischen Stammeshäuptlingen und Varianten aus dem tiefsten Afrika. Zu fast jedem Besen gibt es eine Anekdote. „Handgemachtes aus Naturmaterialien hat mich immer schon interessiert“, sagt Christl Hirner zu ihrer Leidenschaft.
Die Zahl der Besen wächst unaufhörlich, inzwischen schicken auch Unbekannte besondere Exemplare, die einen Platz in der Ausstellung finden könnten. Ihre Führungen sind kurzweilig und unterhaltsam. Ob für Kinder oder Erwachsene – die Zeit vergeht wie im Flug. Es ist wie eine Zeitreise in ferne Länder. Christl Hirner schlüpft gerne in Rollen, serviert „Hexenblut“in der Walpurgisnacht oder interpretiert die Flugeigenschaften des „Nimbus 2000“aus den Harry-Potter-Romanen.
Die original erhaltenen Blechspielzeuge wecken Kindheitserlebnisse der älteren Besucher, für viele Kinder ist es die erste Begegnung mit den raffinierten Stücken. Das Museum von Christl Hirner ist ein wunderbarer Ort der Erinnerung an die kulturelle Vielfalt der Welt und dass ein Besen eben nicht nur ein Alltagswerkzeug sein muss.
Bernhard Weizenegger