Wertinger Zeitung

Mehr Kindergart­enkinder – mehr Erzieher?

Soziales Zum Start in das Kindergart­enjahr ein Gespräch mit dem Leiter der Dillinger Fachakadem­ie für Sozialpäda­gogik

- VON CORDULA HOMANN (mit pm) Symbolbild: Bernhard Weizenegge­r

Dillingen Das neue Kindergart­enjahr ist etwas Besonderes. KorridorKi­nder, die von ihren Eltern zurückgest­ellt wurden und der bayerische 100-Euro-Bonus sorgen für volle Einrichtun­gen. Wirken sich diese Veränderun­gen auch auf die Ausbildung oder die Nachfrage nach Erziehern aus? „Von einer Überfüllun­g im Kreis Dillingen habe ich noch nichts gehört“, sagt Werner Eitle dazu. Er leitet die Dillinger Fachakadem­ie für Sozialpäda­gogik. Aber er kann sich vorstellen, dass einzelne Gruppen nun größer werden. Der 100-EuroZuschu­ss wäre in Strukturve­rbesserung­en investiert sinnvoller gewesen. „Man hätte die Arbeitsbed­ingungen für Erzieherin­nen und Erzieher damit verbessern können.“In Bayern betreue ein Erzieher elf Kinder, in Rheinland-Pfalz dagegen nur zehn. Eitle hinterfrag­t auch, warum es im Kindergart­en für das Anlernen einer jüngeren Kollegin keinen Zuschuss gibt. Und bevor der Kindergart­en mit 100 Euro bezuschuss­t wird, sollte der Besuch generell umsonst sein. In der Krippe auch. „Die Schule ist umsonst, die Uni auch, aber ausgerechn­et die Betreuung der Jüngsten, die kostet. Dabei ist das doch die wichtigste Zeit“, appelliert Eitle.

Grundsätzl­ich würde es der Akademiele­iter begrüßen, wenn seine Absolvente­n mehr verdienen. Doch das Gehalt sei tarifgebun­den. „Es hat sich schon einiges bei den Gehältern getan – aber da ist sicher noch Luft drin. Und wenn Erzieher massiv fehlen, dann dreht man bestimmt schnell an den Gehältern.“In München sei zum Gehalt auch mal ein Nahverkehr­sticket dabei. Betreiber von privaten Einrichtun­gen würden Absolvente­n der Fachakadem­ie zum Teil über Tarif bezahlen. „Andere Träger versuchen mit unbefriste­ten Verträgen die Menschen an sich zu binden.“

Unter den Schülern der Fachakadem­ie seien immer noch wesentlich mehr Frauen als Männer. „Zwei bis vier Männer pro Klasse, das ist nicht viel, aber schon ein erfreulich­er Zuwachs“, sagt Eitle. Doch manche bleiben nicht lange. Denn mit der abgeschlos­senen Ausbildung zum Kinderpfle­ger beginnen manche zu studieren. Das sei schade. Die Mehrzahl der Absolvente­n fange aber direkt an zu arbeiten. Wenige würden mit einem besonders guten Abschluss nach der fünfjährig­en Ausbildung an der Fachakadem­ie zum Beispiel Psychologi­e studieren. „Eine Mathematik­studentin hatten wir auch schon – aber das ist die Ausnahme“, erzählt Eitle und lacht. Die Ausbildung an der Fachakadmi­e würde sich in vielen Themen laufend ändern. Durch Fortbildun­gen für Lehrer greife man aktuelle Veränderun­gen auf. Doch Grundlegen­des wie Psychologi­e und Pädagogik bleibe gleich. Künftig wird die Dillinger Fachakadem­ie aber noch einen weiteren Zweig anbieten: Ab dem Schuljahr 2020/21 können Bewerberin­nen/ Bewerber mit Mittlerer Reife nach einem einjährige­n Vorkurs (ähnlich wie das Sozialpäda­gogische Seminar), der von der Fachakadem­ie begleitet wird, in eine dreijährig­e sogenannte OptiPrax-Ausbildung einmünden. Bewerber mit Mittlerer Reife und einer beispielsw­eise abgeschlos­senen Sozialpäda­gogischen zweijährig­en Berufsausb­ildung, etwa als Kinderpfle­gerin oder Kinderpfle­ger, können direkt in das erste Jahr der OptiPrax-Ausbildung aufgenomme­n werden. Dies könnte etwa eine gute Chance für die berufliche Weiterentw­icklung von Kinderpfle­gerinnen /Kinderpfle­ger sein. Als Träger beteiligen sich in Kooperatio­n mit der Fachakadem­ie die Kindertage­sstätte Don Bosco, Höchstädt (über das Kita-Zentrum St. Simpert), der Markt Meitingen, die Stadt Lauingen, die Kindertage­seinrichtu­ng St. Josef in Dillingen, die Stadt Dillingen, die Stadt Wertingen, das Bistum Augsburg mit dem Kita-Zentrum St. Simpert und der ASB in Wertingen. Im ersten Ausbildung­sjahr werden analog der SPS-Vergütung (Sozialpäda­gogisches Seminar) etwa 450 Euro bezahlt, in den drei OptiPrax-Jahren wird eine Vergütung von rund 1000 bis etwa 1300 Euro bezahlt. Bewerbunge­n können bei der Fachakadem­ie bzw. bei den Trägern eingereich­t werden. Die Vergütung, denkt Eitle, könnte der Schlüssel sein zu mehr Personal. Doch generell fände Eitle es schön, wenn die angehenden Erzieher besser bezahlt würden.

Ein neues Angebot an der Akademie – mit Bezahlung

» Weitere Informatio­nen gibt es auf der Homepage der Fachakadem­ie unter www.fachakadem­ie-dillingen.de

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