Mehr Kindergartenkinder – mehr Erzieher?
Soziales Zum Start in das Kindergartenjahr ein Gespräch mit dem Leiter der Dillinger Fachakademie für Sozialpädagogik
Dillingen Das neue Kindergartenjahr ist etwas Besonderes. KorridorKinder, die von ihren Eltern zurückgestellt wurden und der bayerische 100-Euro-Bonus sorgen für volle Einrichtungen. Wirken sich diese Veränderungen auch auf die Ausbildung oder die Nachfrage nach Erziehern aus? „Von einer Überfüllung im Kreis Dillingen habe ich noch nichts gehört“, sagt Werner Eitle dazu. Er leitet die Dillinger Fachakademie für Sozialpädagogik. Aber er kann sich vorstellen, dass einzelne Gruppen nun größer werden. Der 100-EuroZuschuss wäre in Strukturverbesserungen investiert sinnvoller gewesen. „Man hätte die Arbeitsbedingungen für Erzieherinnen und Erzieher damit verbessern können.“In Bayern betreue ein Erzieher elf Kinder, in Rheinland-Pfalz dagegen nur zehn. Eitle hinterfragt auch, warum es im Kindergarten für das Anlernen einer jüngeren Kollegin keinen Zuschuss gibt. Und bevor der Kindergarten mit 100 Euro bezuschusst wird, sollte der Besuch generell umsonst sein. In der Krippe auch. „Die Schule ist umsonst, die Uni auch, aber ausgerechnet die Betreuung der Jüngsten, die kostet. Dabei ist das doch die wichtigste Zeit“, appelliert Eitle.
Grundsätzlich würde es der Akademieleiter begrüßen, wenn seine Absolventen mehr verdienen. Doch das Gehalt sei tarifgebunden. „Es hat sich schon einiges bei den Gehältern getan – aber da ist sicher noch Luft drin. Und wenn Erzieher massiv fehlen, dann dreht man bestimmt schnell an den Gehältern.“In München sei zum Gehalt auch mal ein Nahverkehrsticket dabei. Betreiber von privaten Einrichtungen würden Absolventen der Fachakademie zum Teil über Tarif bezahlen. „Andere Träger versuchen mit unbefristeten Verträgen die Menschen an sich zu binden.“
Unter den Schülern der Fachakademie seien immer noch wesentlich mehr Frauen als Männer. „Zwei bis vier Männer pro Klasse, das ist nicht viel, aber schon ein erfreulicher Zuwachs“, sagt Eitle. Doch manche bleiben nicht lange. Denn mit der abgeschlossenen Ausbildung zum Kinderpfleger beginnen manche zu studieren. Das sei schade. Die Mehrzahl der Absolventen fange aber direkt an zu arbeiten. Wenige würden mit einem besonders guten Abschluss nach der fünfjährigen Ausbildung an der Fachakademie zum Beispiel Psychologie studieren. „Eine Mathematikstudentin hatten wir auch schon – aber das ist die Ausnahme“, erzählt Eitle und lacht. Die Ausbildung an der Fachakadmie würde sich in vielen Themen laufend ändern. Durch Fortbildungen für Lehrer greife man aktuelle Veränderungen auf. Doch Grundlegendes wie Psychologie und Pädagogik bleibe gleich. Künftig wird die Dillinger Fachakademie aber noch einen weiteren Zweig anbieten: Ab dem Schuljahr 2020/21 können Bewerberinnen/ Bewerber mit Mittlerer Reife nach einem einjährigen Vorkurs (ähnlich wie das Sozialpädagogische Seminar), der von der Fachakademie begleitet wird, in eine dreijährige sogenannte OptiPrax-Ausbildung einmünden. Bewerber mit Mittlerer Reife und einer beispielsweise abgeschlossenen Sozialpädagogischen zweijährigen Berufsausbildung, etwa als Kinderpflegerin oder Kinderpfleger, können direkt in das erste Jahr der OptiPrax-Ausbildung aufgenommen werden. Dies könnte etwa eine gute Chance für die berufliche Weiterentwicklung von Kinderpflegerinnen /Kinderpfleger sein. Als Träger beteiligen sich in Kooperation mit der Fachakademie die Kindertagesstätte Don Bosco, Höchstädt (über das Kita-Zentrum St. Simpert), der Markt Meitingen, die Stadt Lauingen, die Kindertageseinrichtung St. Josef in Dillingen, die Stadt Dillingen, die Stadt Wertingen, das Bistum Augsburg mit dem Kita-Zentrum St. Simpert und der ASB in Wertingen. Im ersten Ausbildungsjahr werden analog der SPS-Vergütung (Sozialpädagogisches Seminar) etwa 450 Euro bezahlt, in den drei OptiPrax-Jahren wird eine Vergütung von rund 1000 bis etwa 1300 Euro bezahlt. Bewerbungen können bei der Fachakademie bzw. bei den Trägern eingereicht werden. Die Vergütung, denkt Eitle, könnte der Schlüssel sein zu mehr Personal. Doch generell fände Eitle es schön, wenn die angehenden Erzieher besser bezahlt würden.
Ein neues Angebot an der Akademie – mit Bezahlung
» Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der Fachakademie unter www.fachakademie-dillingen.de