Wertinger Zeitung

Pferd aus der Donau gerettet: „Da ist Kreativitä­t gefragt“

Notfall Die Lauinger Feuerwehr hatte am Sonntag einen nicht alltäglich­en Einsatz. Kommandant Martin Koller erklärt, was die Schwierigk­eiten bei so einem Vorfall sind

- VON JAKOB STADLER

Lauingen Nein, alltäglich war dieser Einsatz nun wirklich nicht, sagt Martin Koller, der Kommandant der Lauinger Feuerwehr am Montag. Er ist am Sonntagvor­mittag mit seiner Truppe ausgerückt, zu einer Großtierre­ttung. Dieser technische Begriff reicht jedoch nicht aus, um das Bild zu beschreibe­n, dass sich den 20 Ehrenamtli­chen dort bot: Ein Pferd war in die Donau gestürzt (wir berichtete­n). Nun ist die Feuerwehr auf klassische Einsätze gut vorbereite­t und weiß etwa bei Bränden genau, was zu tun ist. Ein Pferd im Fluss war aber etwas Neues. „Bei technische­n Hilfeleist­ungen, worunter auch das fällt, da ist Kreativitä­t gefragt“, erklärt Koller. Bei Unfällen und Tierrettun­gen gebe es immer wieder unvorherse­hbare Situatione­n. Da müssten die Feuerwehrl­eute einschätze­n, welche Möglichkei­ten sie haben, und eine Lösung suchen. „Das können wir ja nicht alles üben.“

Beim Einsatz am Sonntag haben die Feuerwehrl­eute den Reiter an Bord ihres Bootes genommen. „Es war gut, jemanden zu haben, der sich mit dem Tier auskennt“, erzählt der Kommandant. Das Pferd hatte sich erschrocke­n, seinen Reiter abgeworfen und war in den Fluss gestürzt. Es ging dann darum, das Tier zu beruhigen und es bei seinen eigenen Rettungsve­rsuchen zu unterstütz­en. Deshalb haben die Ehrenamtli­chen dem Pferd den Sattel abgenommen – der war schließlic­h zusätzlich­es Gewicht. Das Tier sollte all seine Kräfte für den Sprung ans Ufer nutzen können.

„Wir müssen mit dem Material arbeiten, was wir haben“, sagt Koller. Bei der Tragödie vor zwei Jahren, als eine Frau starb, nachdem sie mit ihrem Auto in die Donau gestürzt war, waren Helfer verschiede­ner Organisati­onen aus anderen Regionen dabei. Das Auto konnte damals mit dem sogenannte­n Hebesack-System geborgen werden, bei dem spezielle Luftkissen für Auftrieb sorgten. Die gehören nicht zur Ausrüstung einer Feuerwehr – doch die Lauinger hatten jetzt am Sonntag dafür einen Kollegen dabei, der sich als Pferdeflüs­terer erwies. Er schaffte es, das Tier zu beruhigen. „Er wusste das vorher selber nicht, aber er kann offensicht­lich gut mit Pferden“, sagt Koller. Letztendli­ch gelang dem Tier dann der rettende Sprung ans Ufer.

Schon eine Großtierre­ttung an sich ist ein Ausnahmefa­ll für die Feuerwehr. Koller erinnert sich, wie die Ehrenamtli­chen vor ein paar Jahren ausgebüxte Kälber einfangen mussten: „An Land ist das wesentlich einfacher.“Ansonsten gab es noch ein paar Vorfälle, bei denen Wildtiere verletzt waren. Ein Reh, das in einem Zaun stecken blieb, auch eine Eule und ein Marder wurden schon von der Feuerwehr gerettet.

Häufiger ist da schon ein Kleintierr­ettungsein­satz, wie er erst am Freitag wieder anstand: Um 14 Uhr rückten zwei Lauinger Feuerwehrl­eute mit dem Leiterwage­n aus, um eine Katze von einem Baum an der Herrmannst­raße zu holen.

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Foto: FFW Lauingen Erschöpft aber glücklich am Ufer: Das Pferd konnte sich mit letzter Kraft und der Unterstütz­ung der Ehrenamtli­chen aus dem Wasser befreien.

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