Einer löst das Ticket für Tokio
Kanu Hannes Aigner qualifiziert sich beim Kanu-Weltcup für die Olympischen Spiele. Sideris Tasiadis verpasst die große Chance
Augsburg Weltmeister Hannes Aigner hat mit Platz vier beim Kanuslalom-Weltcup in Markkleeberg auf nationaler Ebene das OlympiaTicket für Tokio 2020 gelöst. Der 30-jährige Sportsoldat aus Augsburg verpasste am Sonntag Platz drei nur um 0,39 Sekunden. Dennoch setzte er sich in der internen deutschen Olympia-Qualifikation vorzeitig gegen den Wiesbadener Tim Maxeiner durch, der auf Rang zehn kam.
„Es war ein knappes Rennen um die Medaillen, in dem ich leider leer ausgegangen bin. Ich bin aber froh, dass ich die vorzeitige interne Qualifikation für Tokio entscheiden konnte“, freute sich der Fahrer des Augsburger Kajak-Vereins (AKV). „Jetzt fehlt nur noch der Startplatz für Deutschland, den wir bei den Weltmeisterschaften nun im spanischen La Seu d’Urgell perfekt machen wollen“, sagte Aigner, der bei der WM zugleich seinen Titel verteidigen will: „Das ist auch noch ein Ziel für mich.“
Enttäuschend verlief der Wettbewerb für die Canadier-Fahrerin Elena Apel (Kanu Schwaben). Die 20-Jährige war im Halbfinale am ersten Tor vorbeigefahren und verpasste das Finale. Ihre Chancen auf das Olympia-Ticket sind gesunken.
Beim Kajak-Wettbewerb der Frauen lieferte Ricarda Funk drei überragende Rennen. Erste in der Qualifikation, Erste im Halbfinallauf und Erste im Finale. „Ich bin froh, dass ich diesem Druck standgehalten habe“, sagte die 27-Jährige glücklich und erleichtert. Ihre Erfolge schreibt die Bad Kreuznacherin, die vor allem in Augsburg trainiert, ihrer großen Erfahrung zu.
Bangen muss auch noch Sideris Tasiadis. Der Canadier-Spezialist der Kanu Schwaben wurde beim Weltcup in Markkleeberg nach zwei Torstangenberührungen und damit vier Strafsekunden nur Siebter. Sein schärfster Konkurrent, der Leipziger Franz Anton, belegte den dritten Platz.
Die Spannung vor dem Finale bei den C1-Männer konnte nicht größer sein. Anton hatte bei dem internen Ausscheid der Deutschen um den einen Olympia-Platz bisher zweimal das Nachsehen. Zweimal platzierte sich Tasiadis vor ihm. Im dritten Anlauf, vor heimischem Publikum, musste der 29-Jährige sein Können unter Beweis stellen. Nach seinem Rennen sagte ein sichtlich gelöster Anton: „Der Druck hier war immens, das ist gar nicht die richtige Beschreibung. Ich konnte nicht schlafen und ich habe mich da oben am Start fast zerrissen.“
Der 29-jährige Tasiadis hingegen zeigte Nerven. Eine Torberührung an Nummer 10, eine weitere, kaum wahrnehmbare, folgte an 12. Das bedeutete 4,69 Sekunden Rückstand auf den Sieger. Gut vorbereitet war Tasiadis, daran hat es nicht gelegen: „Ich habe mich gut gefühlt.“Allerdings sei es schwierig, die ganze Saison mit den zwei Monaten Wettkampfpause das Niveau so hoch zu halten, meint der Augsburger. Er hätte sich ein Rennen dazwischen noch einmal gewünscht.
Kritik äußerten beide deutschen Weltklasse-Athleten an der olympischen Quotenregelung. „Es ist eine Frechheit, man baut eine riesige Anlage für so viele Millionen und schickt dann lediglich nur 80 Athleten da runter, das verstehe ich nicht ganz“, wetterte Anton. Sideris Tasiadis, der in London 2012 Silber gewann und in Rio Fünfter wurde, sieht ebenfalls Handlungsbedarf. „Es ist schade, dass ein Topathlet von uns nicht mitfahren darf, wir garantieren fast immer eine Medaille. Die Verbände müssen da noch eine Lösung finden, damit die Weltklasseleute auch bei Olympia dabei sind.“