Sie denken beim Berufsstart bereits an die Rente
Wirtschaft Die Deutsche Rentenversicherung in Augsburg gehört zum großen Kreis von Behörden und Betrieben, die auf den Nachwuchs im eigenen Haus setzen. Wo es jetzt noch freie Lehrstellen gibt
Augsburg Das klingt sehr ungewöhnlich: Da denkt ein junger Mensch, der gerade seine Ausbildung beginnt, schon ab dem ersten Arbeitstag an die Rente. Er muss es in dem Fall aber sogar. Des Rätsels Lösung: Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) Schwaben, die ihren Sitz in der Dieselstraße in Oberhausen hat, bildet eigenen Nachwuchs aus – so wie viele heimische Betriebe und Behörden.
29 junge Leute haben am Montag ihre Berufslaufbahn bei der DRV gestartet. Dies tun sie auf unterschiedlichen Arbeitsfeldern. Sieben Sozialversicherungsfachangestellte und eine Kauffrau im Gesundheitswesen sind ebenso dabei wie angehende Diplom-Verwaltungswirte und Diplom-Verwaltungsinformatiker. Es handelt sich um ein duales Studium. Die Beamten mit monatlichen Bezügen studieren 19 Monate an der Fachhochschule in Wasserburg am Inn bei kostenfreier Unterbringung auf dem Campusgelände. Im berufspraktischen Studium bei der DRV in Augsburg wenden sie die erworbenen Kenntnisse an. Allein in der Hauptverwaltung in Augsburg arbeiten mehr als 1100 Mitarbeiter in den Bereichen Beratung, Rente, Rehabilitation, Betriebsprüfung, Verwaltung und IT.
Michéle Möstel, 27, gehört zu den Berufsstartern bei der DRV. „Ich möchte mich vor allem beruflich weiterentwickeln“, sagt die Augsburgerin. Stefan Pfeiffer, 25, kommt aus der Nachbarstadt Gersthofen. „Ich sehe in der Deutschen Rentenversicherung einen modernen Dienstleister.“Dass die Arbeit bei der DRV eine berufliche Sicherheit gebe, sei auch nicht schlecht: „Zudem gibt es Kontakt zu Menschen.“
Etwas mehr als 1900 junge Leute haben jetzt eine Ausbildung im Stadtgebiet Augsburg begonnen. Diese Zahl nennen die Wirtschaftskammern. Bei der schwäbischen Industrieund Handelskammer (IHK) sind exakt 1444 abgeschlossene Ausbildungsverträge für Augsburg registriert. Dies ist im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang um zwei Prozent. Die IHK führt die rückläufige Zahl darauf zurück, dass in kaufmännischen Berufen bei Weitem nicht alle Ausbildungsplätze, die von heimischen Unternehmen angeboten werden, besetzt wurden.
Anders sieht es im Handwerk im Stadtgebiet aus. Die Zahl der Ausbildungsverträge ist bis Ende August um 8,3 Prozent gestiegen. In absoluten Zahlen sind es 460 junge Frauen und Männer, die eine handwerkliche Ausbildung beginnen. „Die Topkonjunktur im Handwerk spiegelt sich auch in der Ausbildung wider“, sagt Volker Zimmer, der stellvertretende Hauptgeschäftsfühder Handwerkskammer. Wegen des vorhandenen Fachkräftemangels setzten die Betriebe auf die Ausbildung im eigenen Unternehmen. Dabei gehe es allerdings durchaus Unterschiede in den einzelnen Branchen: Im Kfz-Handwerk sei nahezu jede Stelle besetzt. Dagegen gebe es in der Bau- und Lebensmittelbranche noch genügend offene Lehrstellen.
Auch die IHK erkennt unterschiedliche Entwicklungen. Ausbildungsplätze in gewerblich-technischen Berufen seien begehrt und daher auch besetzt. Im Handel, in der Gastronomie und in der Logistik sind dagegen viele Lehrstellen noch unbesetzt. „Hier haben kurzfristig Entschlossene aller Schularten noch die Chance, jetzt einzusteigen“, sagt Wolfgang Haschner, Leiter des Fachbereichs Ausbildung. Es sei nicht ungewöhnlich, dass noch bis Ende Oktober Ausbildungsverträge für das laufende Lehrjahr abgeschlossen werden. Aufgeschlüsselt hat die IHK auch diejenigen Berufe, die bei jungen Leuten am beliebtesten sind. Der Industriemechaniker steht hier ganz oben, gefolgt von Industriekaufleuten und Kaufleuten im Büromanagement.
Zahlen für die aktuelle Situation im Ausbildungsmarkt hat auch die Agentur für Arbeit parat, die ebenrer falls eine Statistik führt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass nicht jede besetzte oder offene Lehrstelle auch der Arbeitsagentur gemeldet wird. Ende August waren 624 Bewerber, die sich bei der Agentur gemeldet haben, ohne Lehrstelle. Dem steht ein Angebot von 1439 nicht besetzten Stellen gegenüber.
Aus der Statistik geht ferner hervor, dass seit Oktober 2018 insgesamt 4772 Lehrstellen von den heimischen Unternehmen gemeldet wurden. Das sind 159 mehr als im Vorjahreszeitraum. Für eine Ausbildung interessierten sich 3720 junge Menschen, diese Zahl sank um 181 Personen.