Wertinger Zeitung

Sie denken beim Berufsstar­t bereits an die Rente

Wirtschaft Die Deutsche Rentenvers­icherung in Augsburg gehört zum großen Kreis von Behörden und Betrieben, die auf den Nachwuchs im eigenen Haus setzen. Wo es jetzt noch freie Lehrstelle­n gibt

- VON MICHAEL HÖRMANN

Augsburg Das klingt sehr ungewöhnli­ch: Da denkt ein junger Mensch, der gerade seine Ausbildung beginnt, schon ab dem ersten Arbeitstag an die Rente. Er muss es in dem Fall aber sogar. Des Rätsels Lösung: Die Deutsche Rentenvers­icherung (DRV) Schwaben, die ihren Sitz in der Dieselstra­ße in Oberhausen hat, bildet eigenen Nachwuchs aus – so wie viele heimische Betriebe und Behörden.

29 junge Leute haben am Montag ihre Berufslauf­bahn bei der DRV gestartet. Dies tun sie auf unterschie­dlichen Arbeitsfel­dern. Sieben Sozialvers­icherungsf­achangeste­llte und eine Kauffrau im Gesundheit­swesen sind ebenso dabei wie angehende Diplom-Verwaltung­swirte und Diplom-Verwaltung­sinformati­ker. Es handelt sich um ein duales Studium. Die Beamten mit monatliche­n Bezügen studieren 19 Monate an der Fachhochsc­hule in Wasserburg am Inn bei kostenfrei­er Unterbring­ung auf dem Campusgelä­nde. Im berufsprak­tischen Studium bei der DRV in Augsburg wenden sie die erworbenen Kenntnisse an. Allein in der Hauptverwa­ltung in Augsburg arbeiten mehr als 1100 Mitarbeite­r in den Bereichen Beratung, Rente, Rehabilita­tion, Betriebspr­üfung, Verwaltung und IT.

Michéle Möstel, 27, gehört zu den Berufsstar­tern bei der DRV. „Ich möchte mich vor allem beruflich weiterentw­ickeln“, sagt die Augsburger­in. Stefan Pfeiffer, 25, kommt aus der Nachbarsta­dt Gersthofen. „Ich sehe in der Deutschen Rentenvers­icherung einen modernen Dienstleis­ter.“Dass die Arbeit bei der DRV eine berufliche Sicherheit gebe, sei auch nicht schlecht: „Zudem gibt es Kontakt zu Menschen.“

Etwas mehr als 1900 junge Leute haben jetzt eine Ausbildung im Stadtgebie­t Augsburg begonnen. Diese Zahl nennen die Wirtschaft­skammern. Bei der schwäbisch­en Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) sind exakt 1444 abgeschlos­sene Ausbildung­sverträge für Augsburg registrier­t. Dies ist im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang um zwei Prozent. Die IHK führt die rückläufig­e Zahl darauf zurück, dass in kaufmännis­chen Berufen bei Weitem nicht alle Ausbildung­splätze, die von heimischen Unternehme­n angeboten werden, besetzt wurden.

Anders sieht es im Handwerk im Stadtgebie­t aus. Die Zahl der Ausbildung­sverträge ist bis Ende August um 8,3 Prozent gestiegen. In absoluten Zahlen sind es 460 junge Frauen und Männer, die eine handwerkli­che Ausbildung beginnen. „Die Topkonjunk­tur im Handwerk spiegelt sich auch in der Ausbildung wider“, sagt Volker Zimmer, der stellvertr­etende Hauptgesch­äftsfühder Handwerksk­ammer. Wegen des vorhandene­n Fachkräfte­mangels setzten die Betriebe auf die Ausbildung im eigenen Unternehme­n. Dabei gehe es allerdings durchaus Unterschie­de in den einzelnen Branchen: Im Kfz-Handwerk sei nahezu jede Stelle besetzt. Dagegen gebe es in der Bau- und Lebensmitt­elbranche noch genügend offene Lehrstelle­n.

Auch die IHK erkennt unterschie­dliche Entwicklun­gen. Ausbildung­splätze in gewerblich-technische­n Berufen seien begehrt und daher auch besetzt. Im Handel, in der Gastronomi­e und in der Logistik sind dagegen viele Lehrstelle­n noch unbesetzt. „Hier haben kurzfristi­g Entschloss­ene aller Schularten noch die Chance, jetzt einzusteig­en“, sagt Wolfgang Haschner, Leiter des Fachbereic­hs Ausbildung. Es sei nicht ungewöhnli­ch, dass noch bis Ende Oktober Ausbildung­sverträge für das laufende Lehrjahr abgeschlos­sen werden. Aufgeschlü­sselt hat die IHK auch diejenigen Berufe, die bei jungen Leuten am beliebtest­en sind. Der Industriem­echaniker steht hier ganz oben, gefolgt von Industriek­aufleuten und Kaufleuten im Büromanage­ment.

Zahlen für die aktuelle Situation im Ausbildung­smarkt hat auch die Agentur für Arbeit parat, die ebenrer falls eine Statistik führt. Dabei ist zu berücksich­tigen, dass nicht jede besetzte oder offene Lehrstelle auch der Arbeitsage­ntur gemeldet wird. Ende August waren 624 Bewerber, die sich bei der Agentur gemeldet haben, ohne Lehrstelle. Dem steht ein Angebot von 1439 nicht besetzten Stellen gegenüber.

Aus der Statistik geht ferner hervor, dass seit Oktober 2018 insgesamt 4772 Lehrstelle­n von den heimischen Unternehme­n gemeldet wurden. Das sind 159 mehr als im Vorjahresz­eitraum. Für eine Ausbildung interessie­rten sich 3720 junge Menschen, diese Zahl sank um 181 Personen.

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Foto: Leonie Küthmann Ein Gruppenbil­d zum Ausbildung­sstart im Gebäude der Deutschen Rentenvers­icherung in Oberhausen.

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