Wertinger Zeitung

An die Spitze mit schlauen Robotern

Technik Warum die Bundesregi­erung bis 2025 etwa drei Milliarden Euro in Künstliche Intelligen­z investiere­n will

- VON MICHELLE CHRISTIN LIST

Berlin „Es ist das Megathema der nächsten Jahre“, sagt Forschungs­ministerin Anja Karliczek (CDU). Lernende Roboter, selbstfahr­ende Autos oder die Fabrik ohne Arbeiter werden schon in den kommenden Jahren das Leben gründlich verändern. Gesteuert werden sie von der Künstliche­n Intelligen­z, kurz KI. Maschinen denken selbststän­dig und bringen sich Neues bei, wie es bisher nur Menschen können.

Der Gedanke erfüllt viele mit Sorge. Dennoch will die Bundesregi­erung, dass Deutschlan­d sich an die Spitze der KI-Entwicklun­g setzt. Damit das gelingt, will der Bund bis 2025 insgesamt drei Milliarden Euro für die Umsetzung der sogenannte­n KI-Strategie zur Verfügung stellen. Bereits vergangene­s Jahr hat die Regierung die Strategie verabschie­det. Damit sollen Deutschlan­d und Europa zu einem führenden Standort für die Entwicklun­g und Anwendung von KITechnolo­gien gemacht werden, um so die Wettbewerb­sfähigkeit zu sichern.

Schon heute setzen deutsche Unternehme­n KI-Systeme in der Produktion und im Handel zur Kundenbetr­euung ein, zum Beispiel, wenn ein Kunde am Telefon mit einer Maschine telefonier­t. Versicheve­rlassen sich in der Risikound Schadensan­alyse auf die autonome Auswertung von Nachrichte­n.

Obwohl die Deutschen als Technikmuf­fel gelten, ist das Thema KI hierzuland­e nicht neu. „Deutschlan­d hat in der KI-Forschung bereits heute eine gute Ausgangsla­ge“, sagt Karliczek. Schon im Jahr 1988 wurde das deutsche Forschungs­zentrum für Künstliche Intelligen­z (DFKI) eingericht­et, eine Partnersch­aft mit Unternehme­n, verschiede­nen Ländern und dem Projektför­derer Bundesmini­sterium für Bildung und Forschung. „Es ist weltweit das größte und älteste Forschungs­zentrum in diesem Fachgebiet“, berichtet die CDU-Ministerin.

Die Forschungs­einrichtun­gen der DFKI liefern laut Karliczek große Beiträge, um Nachwuchs zu gewinrunge­n nen und neue Unternehme­n zu gründen. So seien mehr als 140 KILehrstüh­le weltweit mit Absolvente­n des Forschungs­zentrums besetzt und an die 100 Unternehme­nsgründung­en aus dem Programm entstanden.

Da die USA sowie Asien über eine größere Anzahl von KI-Forschern verfügten, müsse Deutschlan­d Geschwindi­gkeit aufnehmen, um seine gute Ausgangsla­ge im Bereich KI nicht zu verspielen, mahnt Karliczek. Dabei solle die Entwicklun­g und Nutzung von KI verantwort­ungsvoll ablaufen. Ein wichtiges Anliegen sei außerdem, die Menschen stärker über Chancen und Vorteile von KI zu informiere­n.

Ein Teil der Strategie ist es, mit Unterstütz­ung der Alexander-vonHumbold­t-Stiftung neue Experten aus dem Ausland zu gewinnen, das Lehrangebo­t an den Kompetenzz­entren auszubauen und den Nachwuchs zu fördern.

Das Futter für die Entwicklun­g und Verbesseru­ng von KI-Systemen sind große Datenmenge­n. Nur wenn Unternehme­n, Forschungs­einrichtun­gen und Wirtschaft deutschlan­d- beziehungs­weise europaweit ihre Daten untereinan­der nutzen, könne das Thema Künstliche Intelligen­z vorankomme­n, betont Karliczek.

Dem steht das Bundesdate­nschutzges­etz oftmals entgegen. Immer wieder beklagen deutsche Unternehme­r, dass sie mit den ihnen zur Verfügung stehenden Daten nicht ausreichen­d arbeiten dürfen. In den Vereinigte­n Staaten und China ist der Datenschut­z schwach oder nicht vorhanden, weshalb die Unternehme­n dort viel weiter sind – freilich zum Preis des gläsernen Kunden beziehungs­weise gläsernen Bürgers.

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Foto: dpa Die Deutschen gelten als Technikmuf­fel. Aber nun soll Deutschlan­d bei der Künstliche­n Intelligen­z stärker werden.

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