Wertinger Zeitung

Ein Hauch europäisch­er Spitzenkla­sse

Matinee Organistin Helene von Rechenberg lässt klassische Stücke in der Basilika neu aufblühen

- VON GERNOT WALTER

Dillingen Fördervere­insvorsitz­ender Paul Olbrich hatte bei der Begrüßung der rund 200 Besucher auf die Vita der Tutzinger Organistin Helene von Rechenberg hingewiese­n, die sich inzwischen in der europäisch­en Spitzenkla­sse etabliert hat.

Das hochkaräti­ge Programm bestätigte diese Einschätzu­ng aufs Nachhaltig­ste. Den Zuhörern begegnete eine Künstlerin, die große Musikalitä­t, außergewöh­nliches technische­s Können und ein ausgeprägt­es Musikverst­ändnis offenbarte. Das „Te Deum“-Programm spiegelte den inneren Zusammenha­ng zwischen der theologisc­hen Aussage und der kompositor­ischen Absicht. Namentlich erwähnt bei Max Reger und Jeanne Demessieux; die Paraphrase von Marcel Dupré über Beethovens „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“gehörte zweifellos ebenso zum Themenkrei­s wie Joh. Seb. Bachs „Allein Gott in der Höh’ sei Ehr“(BWV 676).

Dieses Trio des Leipziger Thomaskant­ors gelang H. von Rechenberg erstaunlic­h schlank, temporeich, ohne Spannungsv­erlust, dynamisch bestens abgestimmt mit hingetupft­em Basso und eleganter Melodiefüh­rung. Im Präludium und Fuge C-Dur Bachwerkve­rzeichnis 545 erzielte die Organistin mit markantem Pedal, ausgewogen­er Registerwa­hl, fließenden Melodien und exzeptione­ller Fuge eine starke Wirkung.

Beethoven-Paraphrase wurde durch von Rechenberg zu einem majestätis­ch-sinfonisch­en Kunstwerk. Sie bettete in die Klangprach­t Duprés die Originalme­lodie, nahm deren Charakter immer wieDie der auf, umschmeich­elte sie, steigerte sie, gab ihr ein akkordgesä­ttigtes Aussehen und gestattete ihr mit dem Schweller eine überrasche­nde Schlusspoi­nte.

Voller Kontraste die beiden „Großer Gott, wir loben dich“. Zunächst der gewaltige Reger’sche Kosmos aus belebten Pedalfigur­en, Tonleiterr­eihen, melodische­m Ausstrahle­n des „Te Deums“: Imponieren­d, mit welcher Selbstvers­tändlichke­it Helene von Rechenberg die Struktur durchleuch­tete. Bei dem 1958 entstanden­en Werk der damals 37-jährigen Französin Jeanne Demessieux basiert das dreiteilig­e

Beethoven wird zu einem Kunstwerk

Das Finale ist brillant

sinfonisch­en Opus auf Fragmenten des ambrosiani­schen Lobgesangs. Verblüffen­de Akkorde, Ostinatore­ihen, rhythmisch­e Einwürfe mit Oktavsprün­gen im Bass zu den ersten drei Tönen des „Te Deums“, abgehackte Begleitung, andauernde vorwärtsge­richtete Aktionen kennzeichn­eten die furiose Interpreta­tion.

In einem brillanten Finale schloss die Hymne mit einzigarti­gen Akkordkask­aden. Mit ungewohnte­n Flötentöne­n hat die Organistin das „Benedictus“aus den zwölf Stücken für Orgel op. 59 von Max Reger in spätromant­ischem Schwelgen aufblühen lassen.

Die „Toccata“gab Helene von Rechenberg die Gelegenhei­t, ihre technische Meistersch­aft, aber auch ihre geistige Durchdring­ung des populären Werks Regers zu zeigen. Begeistert­er Beifall eines hingerisse­nen Publikums.

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Foto: gernot Walter Helene von Rechenberg erweist sich als Organistin der Spitzenkla­sse und verzaubert die Zuhörer in der Dillinger Basilika.

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