Wertinger Zeitung

Ein letztes Mal Schulbegin­n für Bernhard Hof

Bildung Bernhard Hof begrüßt heute zum letzten Mal als Rektor die neuen Schüler am Wertinger Gymnasium. Winfried Heppner hat das erste Mal seit 37 Jahren am Schulstart frei. Er bekam ein besonderes Abschiedsg­eschenk

- VON BENJAMIN REIF

Der Rektor des Wertinger Gymnasiums startet in sein letztes Schuljahr. Winfried Heppner erzählt vom Ruhestand.

Wertingen Für Wehmut und Gefühlsdus­elei bleibt Bernhard Hof gerade keine Zeit. Der Rektor des Wertinger Gymnasiums ist am Montagmorg­en schon seit Stunden dabei, gemeinsam mit zahlreiche­n Kollegen die letzten Vorbereitu­ngen für das neue Schuljahr zu treffen. Hof liest Emails, koordinier­t, telefonier­t. Er vereidigt junge Lehrer, die heute ihre Karriere starten werden. Anders als Hof selbst, der heute seinen „letzten ersten Schultag“hat. Noch dieses eine Schuljahr, dann ist Schluss.

Der 64-Jährige sagt, dass es momentan einfach keinen Platz für Emotionen gebe. Zu groß ist der Berg an Verwaltung­sangelegen­heiten, den es in den Tagen vor und nach Schulbegin­n zu bewältigen gilt. Sicher, der Schulbegin­n ist immer eine aufregende Zeit – „ein schöner Spannungsm­oment“, wie er sagt. Und dass es sein letzter Schulbegin­n sein wird, ist ihm durchaus bewusst. Aber das neue Schuljahr muss so geregelt sein, dass es für alle Beteiligte­n passt, und das ist eine Menge Arbeit. Auch sein Nachfolger oder seine Nachfolger­in sei in seinen Gedanken schon präsent, sagt er. Eine Übergabe soll für den neuen Rektor in Wertingen so angenehm wie möglich ausfallen, nach einem gelungenen Schuljahr. Und schließlic­h gibt es zwei neue Konrektore­n, mit denen Hof dieses gestalten wird: Sebastian Bürle und Barbara Meyer.

Während Bernhard Hof und seine beiden Konrektore­n mit vollem Einsatz das neue Schuljahr vorbereite­n, sitzt Winfried Heppner im Wohnzimmer seines Hauses in Wertingen. Das ist ungewohnt für ihn, man merkt es ihm an. „Ich habe ein schlechtes Gewissen“, sagt er und lächelt. Eigentlich müsste er in der Schule sein, das sagt ihm sein Unterbewus­stsein. Anfang September läuft der Feinschlif­f für die Stundenplä­ne, das war seit einer gefühlten Ewigkeit so für Heppner, der in Wertingen Deutsch und Englisch unterricht­et hat. Heute wird er das erste Mal nicht vor den Schülern stehen. Das erste Mal seit 37 Jahren.

1968 wurde das Wertinger Gymnasium eingeweiht. Der gebürtige Münchner Heppner kam 1983 an die Schule, an der er sich „vom ersten Tag an wohlgefühl­t“habe. Er hat damit mehr als zwei Drittel der Bestehensz­eit des Gymnasiums erlebt. Im Laufe der Jahre hat er fünf Lehrplanre­formen gesehen und einen grundlegen­den Umbau des Gymnasiums. Tausende Schüler haben ihn erlebt, entweder direkt im Unterricht oder in seiner Rolle als langjährig­er Konrektor. In einer Übergangsp­hase 2013, als die Rektorenst­elle ein halbes Jahr unbesetzt war, leitete er die kommissari­sch. „Da war ich mein eigener Stellvertr­eter“, sagt Heppner.

Im gesamten Einzugsber­eich des Wertinger Gymnasiums ist der groß gewachsene Mann bekannt wie ein bunter Hund. „Den Heppner“, den kennt in mancher Familie von Meitingen bis Altenmünst­er die Oma wie die Enkelin aus dem Unterricht. Freilich kann sich Heppner nicht mehr an jeden einzelnen von tausenden Schülern erinnern. Deshalb passiert es oft, dass er auf der Straße von Menschen gegrüßt wird, die er nicht kennt.

Ob er die Schule vermissen wird? Heppner wiegt den Kopf ein wenig, überlegt. „Manches könnte ich schon vermissen“, sagt er schließlic­h. Gerade sei es für ihn vor allem ungewohnt, dass die Schule und der FeriSchule enplan nicht mehr sein Leben bestimmt. Dass er nun einfach Urlaub machen kann, wann er will, das ist ein neues Gefühl. Langeweile verspürt er sowieso nicht. Er will nun noch mehr Zeit mit seinen drei Enkeln verbringen – und einige alte Klassiker noch einmal lesen, die ihm damals in seiner Zeit als Schüler vorgesetzt wurden. Auf Latein liest er sie zwar nicht. Aber: „Ich will noch einmal sehen, was wir damals eigentlich übersetzt haben“, sagt Heppner und lächelt. Und ganz kehrt er auch dem pädagogisc­hen Bereich nicht den Rücken, da er Vorsitzend­er der Zusamtaler Volkshochs­chule bleibt.

Vom Gymnasium will er erst einmal einen „Sicherheit­sabstand“halten, wie er sagt. Für Rückfragen sei er gerne erreichbar – den neuen Konrektore­n will er aber auf keinen Fall mit altklugen Ratschläge­n daherkomme­n.

Doch merkt man die Zuneigung durchaus, die er für seine alte Arbeitsstä­tte empfindet. Die Verabschie­dung von den Kollegen sei sehr herzlich gewesen. Und auch die Schüler haben ihm auf ihre Weise zu verstehen gegeben, dass sie ihn schätzen. In der Schülerzei­tung „Echo“wurde er zum Abschied als derjenige bezeichnet, der „eigentlich alles macht, was die Schule zusammenhä­lt“. Draußen in seinem Garten steht ein Apfelbaum, den ihm Schüler schon vor Jahren geschenkt haben – in Anspielung auf seine Vorliebe für Elektroger­äte der Firma Apple. Zu seinem Abschied bekam er wieder ein Gewächs von den Schülern geschenkt, dieses Mal einen Bananenbau­m. „Diese Bazillen“, sagt Heppner und grinst. Er verabscheu­t Bananen. Das Wort „Bazillen“jedoch, das sagt er wie ein Kosewort.

So sehr sich Bernhard Hof gerade auf seine organisato­rischen Aufgaben konzentrie­rt – auch er lässt durchblick­en, dass er seinen Beruf mit einigen Emotionen verbindet. Heuer fangen wieder mehrere Referendar­e am Wertinger Gymnasium an. Deren Einstieg ins Berufslebe­n, der Werdegang der Schüler: „Man baut immer auch eine persönlich­e Beziehung auf“, sagt Hof. Trotz aller Profession­alität.

Bevor er Rektor in Wertingen wurde, unterricht­ete Hof schon an mehreren Schulen, in Neusäß, Königsbrun­n, Lauingen. Da freue es ihn natürlich, dass er zum Abschluss noch das 50-jährige Jubiläum des Gymnasiums mit ausrichten darf, welches im Frühling kommenden Jahres gefeiert werden wird. Ein schöner Höhepunkt der „Schlusseta­ppe“seiner Laufbahn in Wertingen. Der Umgang zwischen Lehrern, Schülern, Eltern und Schulleitu­ng war immer von gegenseiti­gem Vertrauen geprägt, sagt er. Das habe er als Rektor noch intensiver mitbekomme­n als anderswo als Lehrer.

Heute wird er das letzte Mal die neuen Fünftkläss­ler begrüßen. „Das habe ich immer sehr gerne gemacht“, sagt Hof. Und dann: „Ich werde ihnen leider nicht mehr das Abiturzeug­nis überreiche­n können.“Als er das sagt, klingt er doch ein bisschen wehmütig.

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Fotos: Benjamin Reif Bernhard Hof hat heute seinen „letzten ersten Schultag“. Ein letztes Mal wird er heute die Fünftkläss­ler in die Schulfamil­ie willkommen heißen.
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Winfried Heppner hat 36 Jahre lang Deutsch und Englisch am Gymnasium unterricht­et. Lange Jahre war er Konrektor. Heute hat er das erste Mal seit dieser langen Zeit frei. Den Apfelbaum im Hintergrun­d haben ihm einst Schüler geschenkt.

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