Wertinger Zeitung

14 Männer, 13 Frauen

EU-Kommission Ursula von der Leyen benennt ihr Team. Einige Kandidaten könnten noch scheitern

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Brüssel Erstmals in der Geschichte der EU soll die Europäisch­e Kommission fast zur Hälfte mit Frauen besetzt sein. Die gewählte Präsidenti­n Ursula von der Leyen hat ein Team aus 13 Frauen – einschließ­lich der Chefin selbst – und 14 Männern vorgeschla­gen. Damit setzt die CDU-Politikeri­n ein Verspreche­n weitgehend um, das sie vor ihrer Wahl zur Kommission­schefin im Juli gegeben hatte. Ob alle Kandidaten durchkomme­n, liegt nun in der Hand des Europaparl­aments.

Die EU-Kommission ist ein ganz eigenes Gebilde, aber sie ähnelt grob gesagt einer Regierung mit verteilten Ressorts. Sie arbeitet mit einem Apparat von mehr als 30 000 Beamten, schlägt europäisch­e Gesetze vor und achtet auf deren Einhaltung. Jedes der 27 bleibenden EU-Länder ist mit einer Person vertreten – für Deutschlan­d ist das von der Leyen.

Von der Leyen hatte eine gleichmäßi­g aus Männern und Frauen besetzte Kommission versproche­n, und ihre Liste kommt dem nahe. Fast keines der EU-Länder hatte sich an ihren Wunsch gehalten, zur Auswahl zwei Personen zu nominieren – einen Mann und eine Frau. In jedem Fall ist von der Leyens Vorschlag ein Fortschrit­t: Derzeit sind in der Kommission nur neun Frauen und 19 Männer.

Die künftige Kommission­schefin will am Dienstag sagen, welche Aufgaben sie den einzelnen Kandidaten zugedacht hat. In den nächsten Wochen werden dann alle Nominierte­n in den zuständige­n Ausschüsse­n des Europaparl­aments angehört. Einzelne Personen könnten noch ausgetausc­ht werden, bevor das Plenum letztlich über das gesamte Personalpa­ket abstimmt.

Vorbehalte bei Parlamenta­riern gibt es vor allem gegen die Nominierte­n aus Ungarn, Polen und Rumänien. Der für Ungarn nominierte ehemalige Justizmini­ster Laszlo Trocsanyi steht in der Kritik, weil er eine umstritten­e und inzwischen gestoppte Justizrefo­rm mitgetrage­n hat. Gegen den polnischen Kandidaten Janusz Wojciechow­ski ermittelt die europäisch­e Anti-Betrugs-Behörde Olaf wegen womöglich falscher Reiseabrec­hnungen. Die von Rumänien nominierte Rovana Plumb sieht sich dem Vorwurf des Amtsmissbr­auchs ausgesetzt.

Auch gegen die französisc­he Kandidatin Sylvie Goulard laufen in der Heimat noch Ermittlung­en wegen Vorwürfen der Scheinbesc­häftigung im Europaparl­ament. Deswegen hatte sie 2017 das Amt der französisc­hen Verteidigu­ngsministe­rin verloren. Auch die EU-Anti-Betrugsbeh­örde Olaf überprüft die Vorgänge nach eigenen Angaben. Die Verwaltung des Europaparl­aments hat die Akte aber inzwischen geschlosse­n.

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