Wertinger Zeitung

Auch bei uns wird Schweinefl­eisch teurer

Wirtschaft Warum die Schweinepe­st und die „Hamsterkäu­fe“der Chinesen mittlerwei­le auch Auswirkung­en auf den Schweinefl­eischpreis in der Region haben

- VON MARION BUK-KLUGER

Wertingen/Lauingen Im Mai konnte man lesen, dass mindestens eine Million Schweine in den vergangene­n Monaten in China vorsorglic­h wegen der Schweinepe­st getötet werden mussten. Da jedes zweite Schwein weltweit in China gehalten wird, war zu befürchten, dass der Ausbruch der Tierseuche, die sich seit 2006 aus Georgien nach Europa und Asien ausbreitet, zu einem ernst zu nehmenden Problem werden könnte. Während in den europäisch­en Staaten bisher überwiegen­d nur Wildschwei­ne erkrankten, waren und sind in China Nutztiere betroffen. 55 Millionen Tonnen Schweinefl­eisch produziert das asiatische Land jährlich. Folgen für die Fleischmär­kte und vor allem für die Preise weltweit wurden befürchtet, da das fehlende Fleisch bei den Chinesen wohl nun von den europäisch­en Märkten zugekauft werden würde. Und genau das traf ein.

„Ich habe zwar im Umkreis von 20 Kilometern meine Lieferante­n, aber der Preis für Schweinefl­eisch wird jede Woche neu dotiert“, berichtet Unternehme­r Werner Schmid aus Wortelstet­ten, der seine Bauern stets nach dem ausgegeben­en europäisch­en Standard bezahlt. Seit März ziehe sich diese Entwicklun­g nach oben nun schon hin, Schmid und auch andere Metzger hofften, dass sich das Ganze irgendwann wieder beruhigen und der Preis wieder sinken würde. „Es hat sich herausgest­ellt, dass sich die Lage leider nicht entspannt, die Märkte werden von China leer gekauft, dadurch stieg der Preis für alle und ist nun schon seit beinahe einem halben Jahr oben.“Schmid sagt, er müsse jetzt reagieren. In den vergangene­n Wochen habe er die Mehrkosten für den Schweinefl­eisch-Erwerb noch komplett selbst getragen, ohne sie an den Endverbrau­cher weiterzuge­ben. Er sei nun gezwungen, die Preise in seinen Filialen zu erhöhen.

Schmid erläutert: „Es sind Mehrausgab­en im fünfstelli­gen Bereich, die ich bereits monatlich draufbezah­lt habe. Ich muss erhöhen, eigentlich verteuert sich alles um 30, 40 Prozent, ich müsste wenigstens 15 Prozent anheben, bleibe jedoch am unteren Limit.“Der Unternehme­r informiert, dass bereits einige Großliefer­anten, die als Lieferante­n für die großen Supermarkt­ketten aktiv sind, insolvent seien, da sie an ihre niedrigen Abgabeprei­se aufgrund von Verträgen gebunden sind. Schmid, der regional einkauft, hofft, dass sich die Lage beruhigt. „Wenn nicht, dann muss auch ich noch weitere Preissteig­erungen vornehmen. Ich hätte bereits seit Mai auf diese Entwicklun­g reagieren müssen, habe es im Sinne meiner Kunden aber nicht getan.“

Auch Metzgermei­ster Leonhard Griener aus Lauingen mit Filialen in Dillingen und Gundelfing­en merkt die Veränderun­gen. „Wir haben seit Jahrzehnte­n unsere Lieferante­n, aber die Ware wird langsam knapp und der Preis ist im vergangene­n Vierteljah­r um 40 Prozent gestiegen.“So habe auch er seine Preise erhöhen müssen, um 20 Prozent, wie Griener sagt. „Wir mussten die Teuerung weitergebe­n. Das Problem ist, dass wir unlangfris­tigen sere Ware über die Theke verkaufen“, erklärt der Lauinger. Bei Fertigflei­sch aus dem Regal könne stattdesse­n mit Marinade das Gewicht gestreckt und somit einiges aufgefange­n werden, um die explodiere­nden Kosten im Griff zu behalten.

„Wir, die wir reines Fleisch verkaufen, müssen die Mehrkosten jetzt mit einkalkuli­eren“, erklärt Griener. Er erlebe jetzt, „dass die Kunden natürlich über die Preiserhöh­ungen klagen“. Das Dilemma bestehe darin, dass zwar jeder nachhaltig­e und Bio-Qualität von glückliche­n Schweinen will. Aber sobald es an den Geldbeutel geht, sei keiner bereit, mehr auszugeben, stellt Griener fest. Derzeit gilt bei einigen Metzgern die Devise: Kein Schwein mit dem Schwein!

 ?? Symbolfoto: Marcus Merk ?? China hat einen enormen Verbrauch an Schweinefl­eisch. Doch die Schweinepe­st machte dort die Versorgung schwierig. Nun sehen sich die Chinesen verstärkt auf dem europäisch­en Markt um. Das merken mittlerwei­le auch Händler aus der Region.
Symbolfoto: Marcus Merk China hat einen enormen Verbrauch an Schweinefl­eisch. Doch die Schweinepe­st machte dort die Versorgung schwierig. Nun sehen sich die Chinesen verstärkt auf dem europäisch­en Markt um. Das merken mittlerwei­le auch Händler aus der Region.

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