Senioren werden ins Internet begleitet
Medien In Bayern gibt es Anlaufstellen, wo der Umgang mit digitalen Medien geübt wird
München Hildegard Krauss kramt ihr Smartphone aus der Handtasche. Das nigelnagelneue Gerät glänzt in ihrer Hand. Auf einem Notizzettel hat die 83-Jährige notiert, was sie in der Digital-Sprechstunde der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft Medien (EAM) des Deutschen Evangelischen Frauenbundes in München lernen möchte: „Telefonieren und fotografieren“, liest die Frau aus München vor.
Seit April können Seniorinnen und Senioren mit ihren Laptops, Tablets und Smartphones einmal im Monat in die Räume der EAM am Kufsteiner Platz kommen und an kostenlosen Einzelberatungen zu ihren Internet-Problemen teilnehmen. Vorsitzende Sabine Jörk und ihr Team beantworten Fragen etwa zu Passwörtern, WhatsApp und Dateienverwaltung – und nehmen Ängste vor den neuen Technologien. „Wir bringen ihnen das ganz langsam, Stück für Stück, bei“, sagt die Medienpädagogin und Kommunikationswissenschaftlerin. Das Angebot ist Teil der deutschlandweiten und vom Bundesverbraucherministerium geförderten Initiative „Digital-Kompass vor Ort“, mit der die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) und der Verein „Deutschland sicher im Netz“ältere Menschen ins Internet begleiten wollen. An mehr als 25 Standorten können Seniorinnen und Senioren bereits Hilfe in digitalen Themen bekommen – bis 2021 sollen es bundesweit 75 werden.
In Bayern gibt es Anlaufstellen unter anderem in Würzburg, Bad Rodach, Ingolstadt, Memmingen und eben in München, wo Hildegard Krauss auf Hilfe wartet. Bisher hatte sie ein einfaches Tastenhandy für Notfälle, erklärt die Rentnerin. Aber sie wolle mit der Zeit gehen und sei neugierig auf dieses Gerät. Ein Neuling in Sachen Internet sei sie aber nicht: „Ich bin jeden Morgen eine gute Stunde mit meinem Laptop im Internet unterwegs“, betont Krauss.
Der bundesweiten Projektkoordinatorin Katharina Braun zufolge zählt Krauss damit zu den aktuell nur rund 65 Prozent der über 65-Jährigen, die regelmäßig online sind. In allen jüngeren Altersklassen seien es dagegen mehr als 90 Prozent, betont Braun von der BAGSO. Dabei würden digitale Kenntnisse immer wichtiger, um sich am gesellschaftlichen Leben beteiligen zu können. So bieten viele Geldinstitute etwa nur noch Online-Banking an, und Ämter vergeben zunehmend Termine online.
Hildegard Krauss hat sich schon ein paar Mal alleine durch die Anwendungen ihres neuen Telefons geklickt. Durch Internet-Recherchen auf ihrem Laptop habe sie viele Probleme selber lösen können, sagt die Seniorin. „Aber ich bin noch ganz am Anfang.“Von der DigitalSprechstunde bei der EAM erhofft sie sich nun Antworten – worauf sie beim Telefonieren achten muss und wie sie die Kamera richtig bedient. Eine Sache könne Lehrerin Jörk in ihren Erklärungen aber aussparen, sagt Krauss: „Selfies. Die finde ich albern.“Katharina Hamel, epd ⓘ
Informationen Wer im Internet die Adresse https://eam.def-bayern.de eingibt, findet Veranstaltungen und Hilfsangebote rund um digitale Medien.