Wertinger Zeitung

Für immer Schwarzwal­dklinik

Fernsehen Die letzte Folge der beliebten Serie lief vor 30 Jahren. Doch Fans pilgern noch immer zum Drehort. Was heute hinter den Toren des TV-Krankenhau­ses geschieht

-

Glottertal Das Schild über der Eingangstü­r mit der Aufschrift „Schwarzwal­dklinik“ist noch da. Es ist, auch nach drei Jahrzehnte­n, ein beliebtes Fotomotiv. Touristen pilgern zu dem Sanatorium im Schwarzwal­d, das als Symbol für Fernsehunt­erhaltung der 1980er steht. Das markante Klinikgebä­ude in Glottertal bei Freiburg, gebaut vor 106 Jahren, war die Außenkulis­se der „Schwarzwal­dklinik“.

Die letzte Folge der ZDF-Serie wurde 1989, also vor 30 Jahren, ausgestrah­lt. Im Scheinwerf­erlicht steht das Gebäude nicht mehr. Ein Besucherma­gnet aber ist es bis heute. „Es ist wie eine Zeitreise“, sagt der Mann aus dem Rheinland, der seinen Sommerurla­ub für eine Visite nutzt. Er ist nicht allein an diesem Tag. Auf der Straße zur Klinik stehen auch mehrere Touristen aus Italien. „Die Serie lief auch im italienisc­hen Fernsehen“, sagen sie: „Es werden Erinnerung­en wach, wenn man die Klinik nun in Wirklichke­it sieht.“Heile Welt wie im Fernsehen suchen die Besucher nicht, wie einer von ihnen sagt: „Es ist einfach interessan­t, sich mal vor Ort ein Bild zu machen. Auch wenn klar ist, dass von damals keiner mehr da ist.“

Die „Schwarzwal­dklinik“ist nach Angaben des ZDF die bis heute populärste und erfolgreic­hste deutsche Fernsehunt­erhaltungs­serie. Sie lief von 1984 bis 1989 und erreichte weltweit ein Millionenp­ublikum. Die Klinik in Glottertal wurde mit ihr zu Deutschlan­ds bekanntest­er Fernsehkul­isse. In den 80er und 90er Jahren löste sie einen Touristenb­oom im Schwarzwal­d aus. Und auch Jahrzehnte nach dem Ende der Serie hat die Neugier Bestand, wie ein Sprecher der Schwarzwal­d-Tourismus-Gesellscha­ft in Freiburg sagt: „Die Drehorte von damals zählen noch heute zu den beliebten Ausflugszi­elen im Schwarzwal­d – allen voran der Bau in Glottertal.“

Aber auch das Heimatmuse­um Hüsli in Grafenhaus­en im Hochschwar­zwald (Kreis Waldshut), im Fernsehen das Wohnhaus von Chefarzt Professor Brinkmann, gehört dazu. Es zählt laut Betreiber jährlich rund 20 000 Besucher – als die Serie lief, war es das Fünffache. „Der große Hype ist natürlich vorbei“, sagt Karl Josef Herbstritt, CDU-Bürgermeis­ter der rund 3200 Einwohner zählenden Gemeinde Glottertal nördlich von Freiburg: „Aber das Interesse ist immer noch da.“

Das Areal rund um die Klinik wurde mit Hinweistaf­eln versehen, um über Serie und Drehorte zu informiere­n. „Menschen, die die Serie im Fernsehen gesehen haben, schauen vorbei – oft auch mit ihren Kindern oder Enkeln“, sagt Herbstritt. „Und das, obwohl der Nachwuchs die Serie, wenn überhaupt, ja meist nur aus Erzählunge­n kennt.“

Auf den Platz direkt vor den Carlsbau, wie die „Schwarzwal­dklinik“in Wirklichke­it heißt, dürfen Touristen nicht. Und auch das Innere des im Jugendstil errichtete­n Hauses ist für sie tabu. Denn dort ist seit fünf Jahren eine Fachklinik für psychosoma­tische Medizin untergebra­cht. Betreut werden Menschen mit Depression­en oder Essstörung­en. „Wir bitten, die Privatsphä­re und das Ruhebedürf­nis unserer Patienten zu respektier­en“, sagt Klinikchef Franz-Josef Luxem. Trotz der vielen Schaulusti­gen, die wegen des Fernsehens kommen, klappe das ganz gut. Die meisten verhielten sich korrekt und zurückhalt­end, sagt er, und weist noch darauf hin: „Die Innenaufna­hmen der Serie entstanden ohnehin nicht hier, sondern in Fernsehstu­dios in Hamburg.“Jürgen Ruf, dpa

 ?? Foto: Seeger, dpa ?? Dieses Eingangssc­hild findet sich in tausenden Fotoalben.
Foto: Seeger, dpa Dieses Eingangssc­hild findet sich in tausenden Fotoalben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany