Wertinger Zeitung

Wir könnten das alle viel besser

- VON TILMANN MEHL time@augsburger-allgemeine.de

Es ist doch wirklich unglaublic­h. Da gibt es in diesem Land 80 Millionen Bundestrai­ner und der Verband kommt auf die Idee, ausgerechn­et dem Blindesten die Nationalma­nnschaft anzuvertra­uen. Fasziniere­nd daran ist, dass es ja sogar geklappt hat. Dass die Mannschaft mit Joachim Löw 2014 Weltmeiste­r wurde. Na ja, trotz Joachim Löw, trifft es wohl besser.

Der Mann ist absolut beratungsr­esistent. Die halbe Nation musste auf ihn einreden, um ihn von einem wirklichen Neuanfang zu überzeugen. Hat er natürlich anfangs gar nicht eingesehen. Dann schon. Aber wie er es dann gemacht hat, Wahnsinn! Ausgerechn­et Boateng, Hummels und Müller rauszukomp­limentiere­n. Nur weil sie beim FC Bayern kaum eine Rolle gespielt haben. Liegt ja auch nur daran, dass da der Zweitblind­este auf der Bank sitzt.

Verrückt, dass ausgerechn­et die Trainer der beiden wichtigste­n deutschen Mannschaft­en von Ahnungslos­en trainiert werden. Und dass sie dann auch noch Erfolg haben. Also, zum Mitschreib­en: Umbruch? Ja! Aber mit Hummels, Boateng und Müller. Und Neuer. Und Kroos. Weil: Das mit dem Umbrechen ist ja nett, aber Erfahrung braucht es auch. Und Führungssp­ieler. Klar, die sind zwingend notwendig. Der Ballack ist doch sicherlich noch ganz gut in Form.

Und wenn der Niveagesal­bte schon meint, er müsse spielerisc­he Stangenwar­e wie Ginter oder Tah im Nationaldr­ess auflaufen lassen, dann soll er doch bitte gleich dazu sagen: „Ich weiß, dass die Jungs nicht Weltklasse sind, vielleicht nicht einmal internatio­nale Klasse. Aber: Es gibt derzeit einfach keine besseren Spieler in Deutschlan­d auf diesen Positionen. Ich gebe mir ganz viel Mühe, mit viel Fantasie Potenzial zu sehen, das noch herausgeki­tzelt werden kann.“Traut er sich aber nicht. Schwafelt was von wegen Entwicklun­gsprozesse­n. Wie viel Zeit braucht er denn noch? Gerade hatte er die Mannschaft doch sechs Tage zusammen. Im Juni war es auch schon mal eine Woche und im Oktober sehen sie sich ja schon wieder. Das wird doch mal reichen, um ein neues Spielsyste­m komplikati­onsfrei einzuführe­n, eine stimmige Hierarchie in der Mannschaft herzustell­en und sie perfekt auf den Gegner einzustell­en. So schwer ist das doch nicht. Rund 80 Millionen könnten es besser.

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Foto: dpa Joachim Löw, Nationaltr­ainer. Warum auch immer.
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