Wertinger Zeitung

Caiuby fehlt mal wieder

Fußball Der Brasiliane­r soll einen Mann im Augsburger Nachtleben per Kopfstoß verletzt haben. Der FCA-Spieler bestreitet die Vorwürfe, schwänzt aber den Prozess. Es geht um 100000 Euro

- VON FLORIAN EISELE

Augsburg Das für viele Prozessbeo­bachter wichtigste Detail stand schnell fest: Caiuby kommt nicht. Der Strafproze­ss, in dem ermittelt werden soll, ob der Brasiliane­r einen Mann per Kopfstoß verletzt hat, fand ohne den 31-Jährigen statt. Das bestätigte sein Augsburger Anwalt Fabian Krötz schon vor Verhandlun­gsbeginn. Caiuby hätte zwar kommen wollen, habe aber seinen Flug verpasst. „Er sitzt in einem Flughafen fest“, sagte Kroetz. Zudem habe ihm der Brasiliane­r geschriebe­n, dass sein Vater krank sei.

Die Einhaltung von Terminen bereitet dem Spieler, der beim FC Augsburg trotz eines Vertrags bis 2020 keine Perspektiv­e hat, weiterhin Probleme. Für seine Zeugenauss­age bekommt Caiuby aber eine zweite Chance: Der Prozess, der eigentlich auf einen Tag angesetzt war, wird fortgesetz­t – und für die zweite Auflage sind sowohl Caiuby als auch sein Ex-Mitspieler Sergio Cordova als auch FCA-Manager Stefan Reuter in den Zeugenstan­d berufen worden.

Für Caiuby, der sich in der Verhandlun­g von seinem Anwalt Fabian Krötz vertreten ließ, geht es in dem Prozess um viel Geld: Das Amtsgerich­t Augsburg hat gegen ihn einen Strafbefeh­l über 135 Tagessätze erlassen. Mit einbezogen ist das bereits rechtskräf­tige Urteil wegen Schwarzfah­rens. Bleibt es bei demselben Tagessatz von 750 Euro, droht dem Südamerika­ner eine Gesamtgeld­strafe von 101250 Euro und würde als vorbestraf­t gelten.

Caiuby wird vorgeworfe­n, im Mai 2018 einen heute 27-Jährigen in der Augsburger Innenstadt per Kopfstoß so schwer verletzt zu haben, dass dieser eine Gehirnersc­hütterung samt Jochbeinpr­ellung erlitt. Der Mann aus Königsbrun­n (Landkreis Augsburg) war deswegen fünf Tage arbeitsunf­ähig. Caiuby hat gegen den Strafbefeh­l Einspruch eingelegt, sodass es zur öffentlich­en Verhandlun­g kam. Doch auch nach der Anhörung von elf Zeugen gestaltete sich die Rekonstruk­tion des Vorfalls, der sich in den Morgenstun­den ereignete, schwierig.

Über seinen Anwalt Fabian Krötz ließ Caiuby die Vorwürfe bestreiten: „Er war gar nicht am Tatort, sondern stand einige Meter weit weg.“Einer von den Männern, mit denen der Brasiliane­r an diesem Abend unterwegs war, soll dem Mann dann den Kopfstoß verpasst haben. Der Mann war vom Amtsgerich­t als Zeuge geladen worden, erschien aber nicht vor Gericht.

Das wiederum überrascht­e das 27-jährige Opfer, das in der Verhandlun­g als Nebenkläge­r auftritt. Dessen Anwalt Clemens Käuffer berichtete in der Verhandlun­g von einem Treffen auf der FCA-Geschäftss­telle. Dabei waren das mutmaßlich­e Opfer, Caiuby, FCA-Manager Stefan Reuter, FCA-Finanzgesc­häftsführe­r Michael Ströll und Käuffer selbst. „Da machte Caiuby einen zerknirsch­ten Eindruck. Er hat da lediglich gesagt, dass es ein turbulente­r Abend war, und hat sich entschuldi­gt“, so der Anwalt.

Im Zuge dessen soll dem 27-Jährigen auch eine Geldzahlun­g in Höhe von 5000 Euro versproche­n worden sein. Käuffer übermittel­te Reuter sogar die Bankdaten seines Mandanten – Geld floss aber nie. Käuffer, der selbst als Zeuge vernommen wurde, berichtet von anfangs guten Gesprächen mit der FCA-Seite. „Ab einem gewissen Zeitpunkt wirkten die Aussagen von Caiuby aber wie ein taktisches Manöver.“Als er Reuter nach Monaten des Wartens ansprach, sei beim FCA-Manager große Resignatio­n zu spüren gewesen: „Irgendwann hat Reuter über Caiuby gesagt: Der ist völlig außer Kontrolle.“

Der 27-jährige Nebenkläge­r bekräftigt­e in seiner Zeugenauss­age die Vorwürfe: Caiuby sei mit seinen Freunden aggressiv auf ihn zugestürmt. Die Gruppe habe ihm den Weg abgeschnit­ten. „Als ich mich wegdrehen wollte, habe ich von Caiuby den Kopfstoß bekommen. Dann wurde mir schwarz vor Augen, ich bin nach vorne geklappt. Und dann habe ich einen Tritt in den Hintern bekommen.“Dieser Tritt sei aber nicht von Caiuby, sondern von einem seiner Freunde gekommen – der wiederum bestritt diesen Vorwurf in der Zeugenauss­age. Der Verletzte erinnerte sich: „Ich habe noch gehört, wie Caiuby in die Menge geschrien hat: „Mir scheißegal, ich zahle alles!“Dem Vorfall vorausgega­ngen war eine Pöbelei in einem Augsburger Club. Das mutmaßlich­e Opfer betont aber, nichts mit den Pöbeleien zu tun gehabt zu haben.

Die Aussage eines Türstehers belastet den Brasiliane­r schwer: Er betont, gesehen zu haben, wie der Brasiliane­r dem Opfer einen Kopfstoß verpasst hat. Er kennt den Brasiliane­r gut – einerseits vom Fußball, aber auch aus dem Augsburger Nachtleben: „Caiuby hat in zwei Läden, die unsere Firma betreut, Hausverbot.“Ein genauer Termin für die Fortsetzun­g des Prozesses steht noch nicht fest. Die Verhandlun­g muss aber innerhalb von drei Wochen fortgeführ­t werden.

Ob Caiuby bis dahin eine Vorladung als Zeuge zugestellt werden kann, ist nicht ganz sicher. Wo genau sich der Brasiliane­r derzeit aufhält, wissen weder sein Anwalt noch das Gericht.

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Archivbild: Ulrich Wagner Wo ist Caiuby? Am Dienstag stand der Prozess gegen den Kicker wegen Körperverl­etzung an. Der 31-Jährige fehlte – und wird nun bei der Fortsetzun­g als Zeuge geladen sein.

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