Wertinger Zeitung

Der neue Bäcker stellt sich einem Dieb in den Weg

Polizei Einbrecher hatten es auf die Gundelfing­er Rathausbäc­kerei abgesehen. Doch ein Mitarbeite­r reagiert mutig

- VON ANDREAS SCHOPF

Gundelfing­en Die Kunden haben von all dem Trubel in der Nacht nichts mitbekomme­n. Die Backwaren lagen am vergangene­n Donnerstag­morgen frisch in der Auslage der Rathausbäc­kerei in Gundelfing­en. Stunden zuvor haben sich in dem Betrieb turbulente Szenen abgespielt. „Es war nervenaufr­eibend“, sagt Christine Vogt, die Inhaberin der Handwerksb­äckerei in der Gundelfing­er Innenstadt, auf die es Einbrecher in der Nacht abgesehen hatten. Dass die Verantwort­lichen keinen materielle­n Schaden davontrage­n, haben sie vor allem einem Mitarbeite­r zu verdanken. Ein 21-Jähriger, der nicht mit Namen und Bild in der Zeitung erscheinen möchte. Doch Vogt ist es ein Anliegen, die Verdienste ihres jungen Mitarbeite­rs zu würdigen. Bei diesem handele es sich um einen Flüchtling aus Schwarzafr­ika, der erst seit wenigen Jahren in Deutschlan­d sei und eine Ausbildung zum Bäcker mit gutem Ergebnis absolviert habe. Seit Anfang August ist er in der Rathausbäc­kerei angestellt. Die erste, wenn auch außergewöh­nliche Bewährungs­probe hat er hinter sich.

Kurz vor drei Uhr morgens kam der 21-Jährige laut Vogt zu seiner Schicht. Mit dem Rad steuerte er den Hintereing­ang der Bäckerei an. Dort entdeckte er einen Einbrecher, der gerade eine Kiste aus dem Warenlager schleppte. Der junge Bäcker reagierte geistesgeg­enwärtig, hielt den Eindringli­ng fest, nahm ihm seinen Autoschlüs­sel ab und rief nach dem Juniorchef Stefan Vogt in der Backstube. Dieser stand jedoch an der Knetmaschi­ne und konnte nichts hören. Also packte der 21-Jährige den Dieb und zerrte ihn die Treppe hoch in die Backstube. Dort kam ihm Vogt zu Hilfe. Zu zweit hielten die Männer den alkoholisi­erten 24-Jährigen fest, bis die Polizei eintraf. Eine Streifenbe­satzung konnte auch den flüchtigen, 25-jährigen Komplizen fassen. Das Diebesgut der beiden laut Vogt: Zwölf Kilogramm Mandeln, zehn Kilogramm Fettglasur und 28 Rollen Küchenpapi­er – was die Männer damit anstellen wollten, ist unklar.

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