Wertinger Zeitung

So läuft der kostenlose Innenstadt-Nahverkehr

Zum Jahreswech­sel wollen die Stadtwerke die sogenannte City-Zone einführen. Fahrten mit Bus und Tram werden in einem engen Bereich dann kostenlos. Auch für andere Fahrgäste dürften sich Vorteile ergeben

- VON MICHAEL HÖRMANN

Bus- und Straßenbah­nfahren in Augsburg wird bald günstiger. Voraussich­tlich zum Jahreswech­sel gilt die sogenannte City-Zone, die kostenlose Nahverkehr­sfahrten im Herzen der Innenstadt ermöglicht. Das Gebiet gilt von Königsplat­z und Moritzplat­z bis jeweils eine Haltestell­e weiter. Insgesamt umfasst es damit neun Haltestell­en: Im Gebiet zwischen Hauptbahnh­of, Theater, Rathauspla­tz, Ulrichspla­tz und Frohsinnst­raße können die Busse und Straßenbah­nen der Stadtwerke gratis genutzt werden.

Die City-Zone ist eine Reaktion auf die harsche Kritik vieler Kunden an der Tarifrefor­m, die seit Januar 2018 gilt. Mit dem damals neu eingeführt­en Kurzstreck­enticket (fünf Haltestell­en inklusive Einstieg) verschlech­terte sich die Situation für

Der Haken mit der Durchfahrt

die Fahrgäste, die früher in der Zone 10 vergleichs­weise lange Strecken mit einem Streifen zurücklege­n konnten. Die Haltestell­en im künftigen Gebiet der City-Zone sind zumindest ein Ausgleich.

Als Faustregel gilt: Wer im ausgewiese­nen Gebiet der City-Zone ein- und auch wieder aussteigt, zahlt nichts – weder für die Straßenbah­n, noch für den Bus. Komplizier­ter wird es, wenn Fahrgäste von außerhalb in die Zone kommen oder aus der Zone in den Außenberei­ch fahren. Hier gilt: Haltestell­en innerhalb der City-Zone zählen nicht zum Tarif, den der Fahrgast zahlt. Damit wird die Rechnung für das Kurzstreck­enticket interessan­t, denn die Haltestell­en der City-Zone zählen quasi wie eine Haltestell­e. Ein Beispiel: Wer heute von der Haltestell­e Berliner Allee mit der Tramlinie 1 aus Richtung Lechhausen in die Stadt fährt, kommt mit dem Kurzstreck­enticket zum Rathauspla­tz. Künftig kann damit bis Königsplat­z oder weiter bis Frohsinnst­raße gefahren werden. Bisher kam man erst ab der Haltestell­e Fuggerei mit der Kurzstreck­e bis zum Kö.

Allerdings hat die City-Zone einen Haken: Eine Durchfahrt der Innenstadt wird nicht in den Tarif einbezogen. Quert ein Fahrgast die City-Zone, fährt also hinein und wieder hinaus, werden die Haltestell­en Zone bei der Ermittlung der Fahrtlänge dazugezähl­t. Im Beispiel der Linie 1 würde dies bedeuten, dass eine Fahrt von der Haltestell­e „Berliner Allee“zum Kongress am Park mit Innenraumt­icket oder zwei Streifen zu entwerten ist, auch wenn einige Haltestell­en auf dieser Strecke in der City-Zone liegen.

Durch die kostenlose Nahverkehr­szone fahren viele Linien: Die Gratiszone endet an den Haltestell­en Rathauspla­tz (Linien 1 und 2), Staatsthea­ter (Linie 4 sowie Buslinien 23 und 44), Hauptbahnh­of (Linien 3, 4, 6 sowie 22, 23 und 44), Theodor-Heuss-Platz (Linien 2, 3, 4, 6, 41 und 43) sowie Frohsinnst­raße (Linie 1). Mit dabei sind der Ulrichspla­tz (Buslinien 22 und 32) und Haltestell­e Prinzregen­tenstraße (Linie 23). Die kostenlose Zone gilt zudem für AVV-Linien.

Die City-Zone ist vom Augsburger Stadtrat beschlosse­n worden. Sie dient als Aktion zur Luftreinha­ltung. Zudem wollte die Politik Verschlech­terungen der Tarifrefor­m für einen Teil der Gelegenhei­tsfahrgäst­e abmildern. Dies geschieht über die Korrekture­n bei Kurzstreck­enfahrten. Wer als Fahrgast in der City-Zone unterwegs ist, kommt künftig günstiger weg.

Den Stadtwerke­n, die den Nahverkehr im Stadtgebie­t managen, entgehen dadurch allerdings Einnahmen, kalkuliert wird hier mit einem Betrag von 886000 Euro im Jahr. Um diese Summe zu errechder nen, wurden für alle Linien in der City-Zone die Zahl der Fahrgäste und die Ticketarte­n ausgewerte­t und hochgerech­net. Mit berücksich­tigt ist auch, dass sich mit der City-Zone die Kurzstreck­e für Fahrten in die Zone verlängert.

Aufgefange­n wird dieses Minus bei den Einnahmen durch einen städtische­n Zuschuss. Der Stadtrat erklärt sich bereit, die anfallende­n Kosten zu übernehmen. Hier ist jedoch zu berücksich­tigen, dass es höhere Zuschüsse auch vom Freistaat gibt. In welcher Größenordn­ung dies passiert, wird noch ermittelt.

Jürgen Fergg, Sprecher der Augsburger Stadtwerke, sagt auf Anfrage, „dass wir nach Stand der Dinge die City-Zone in der Tat zum Jahdie reswechsel einführen“. Allerdings würden derzeit erst die Vertriebss­ysteme der einzelnen Verkehrsun­ternehmen darauf vorbereite­t: „Das hört sich einfach an, ist aber nicht ganz unkomplizi­ert.“

Dazu müssen alle Systeme angepasst werden: Fahrkarten­automaten, Fahrplanau­skünfte und Buchungsun­d Abrechnung­ssysteme der Stadtwerke, des AVV aber auch der Deutschen Bahn. „Wenn ich irgendwo in Deutschlan­d oder im Internet eine Fahrkarte kaufe, muss das System die City-Zone in Augsburg kennen und entspreche­nd den Preis berechnen.“Diese Umstellung­skosten liegen laut Auskunft von Jürgen Fergg derzeit bei bis zu 500000 Euro.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad, Illustrati­on: Stadtwerke Augsburg ?? Bus- und Tramfahrte­n in der Innenstadt werden ab dem Jahreswech­sel günstiger: Die Stadtwerke wollen dann die sogenannte City-Zone einführen, in der Fahrten kostenlos sind. Auch das Kurzstreck­enticket dürfte dann für einige Kunden finanziell wieder attraktive­r werden.
Foto: Silvio Wyszengrad, Illustrati­on: Stadtwerke Augsburg Bus- und Tramfahrte­n in der Innenstadt werden ab dem Jahreswech­sel günstiger: Die Stadtwerke wollen dann die sogenannte City-Zone einführen, in der Fahrten kostenlos sind. Auch das Kurzstreck­enticket dürfte dann für einige Kunden finanziell wieder attraktive­r werden.
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