Bemühen und Kreischen
Leserbrief zu den Artikeln: Bemühen statt Kreischen“und „Von Leid und Hoffnung im Wald“vom 29. August
Die Lösung von Klima- und Naturschutzkatastrophen ist nicht in einer gedanklichen Mitte zwischen deren Verleugnung und vermeintlicher Hysterie zu finden. Auch die erhoffte Rettung in kühlen Köpfen, sich und der Natur entfremdeter Individuen, ist trügerische Illusion. Angebliches Bemühen um „Ausgewogenheit zwischen Ökologie und ökonomischer Nutzung“entlarvt sich als Chimäre in gewinnorientierten Wirtschaftssystemen.
Politik und Behörden als deren ausführende Organe vernachlässigen bis heute den Umweltschutz zugunsten wirtschaftlicher Interessen: Die dramatischen Auswirkungen sind nicht nur hier vor Ort, sondern weltweit festzustellen. Diese sind die systematische Zerstörung von Wäldern durch Kahlschlag, Brandrodung und Monokulturen auf großer Fläche, die Intensivierung und Ausweitung der Landwirtschaft auf Kosten von Natur und Umwelt, die unverhältnismäßige Förderung von Industrie und Wirtschaft sowie der Raubbau an natürlichen Ressourcen unter Tolerierung politischer Verwerfungen und sozialer Ungleichgewichte in der Gegenwart und Zukunft.
Mit einer Politik der Verheißung ewigen Wachstums haben wir den Blick und das Bewusstsein für Wesentliches verloren, das allein in dem gründet, was der Mensch wirklich benötigt und unter diesem Gesichtspunkt für sich in Anspruch nehmen darf. Nur mit dieser Erkenntnis wird die Rettung einer lebenswerten Existenz des Menschen auf dem Planeten Erde, unabhängig von den Ursachen deren Gefährdung, gelingen: Solange dreht sich alles weiter um Bemühen und Kreischen und so lange bestätigt sich – im übertragenen Sinne – „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“und er „sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht“.
Josef Schrallhammer, Buttenwiesen