Wertinger Zeitung

Hier darf ein Kind ganz für sich sein

Der Buttenwies­enhof bei Burghagel ist ein Ort für kleine Menschen, die eine heilpädago­gische Förderung brauchen oder wünschen. Warum der Umgang mit den Pferden so wichtig ist

- VON SILVA METSCHL

Burghagel Idyllisch zwischen Dattenhaus­ener Ried und Burghagel liegt der Butterwies­enhof. Pferde grasen auf den Koppeln, Hofhund Hugo begrüßt die Besucher. Doch der Butterwies­enhof ist nicht nur, wie es auf den ersten Blick aussieht, ein normaler Pferdehof. Sebastian Meindl und Florian Haas bieten hier heilpädago­gische Förderung mit den Huftieren an. Haas ist staatlich geprüfte Fachkraft zur heilpädago­gischen Förderung mit dem Pferd.

Dafür hat er nach seinem Studium der Sozialpäda­gogik den Trainersch­ein der Kategorie C und anschließe­nd die entspreche­nde Weiterbild­ung absolviert. Zusammen mit Meindl, der die Gesamtleit­ung trägt, führen die beiden nebenberuf­lich den Hof. Diesen fanden sie erst nach einiger Suche in dem ehemaligen Kuhbetrieb durch einen puren Zufall in einer Anzeige. „Es war eine schwierige Entscheidu­ng, ob wir das machen oder nicht“, sagt Meindl. Denn der Hof sei in einem schlechten Zustand gewesen. Dennoch trauten sich die beiden mit viel Unterstütz­ung von Freunden und Familie an den Um- und Neubau.

Neben der Renovierun­g des Wohnhauses musste der ehemalige Kuhstall zum Pferdestal­l umfunktion­iert werden. Mit den Bauarbeite­n am Hof bewarben die Betreiber sich beim Wettbewerb „Unser Stall schöner sein“. Damit kamen sie nach einem Vorentsche­id bis in die Endrunde, zu der fünf Experten den Hof besuchten, um sich vor Ort ein Bild zu machen. „Wir sind jetzt tatsächlic­h einer der drei Gewinner“, freut sich Meindl sichtlich.

Der Butterwies­enhof selbst ist seit etwa eineinhalb Jahren in Betrieb. Die heilpädago­gische Förderung geht dabei von der klassische­n Reittherap­ie weg. Es geht viel vom Klienten selbst aus, wie die beiden schildern. Neben der Früh- und Einzelförd­erung gibt es auch Gruppenstu­nden. Die Kinder haben teilweise soziale Probleme, einige sind sehr energisch, andere eher ruhig und gehen im Alltag eher unter. Durch das Miteinande­r lernen sie den Umgang mit anderen und den Tieren. „Das Kind für sich sein lassen“, heißt ein Grundsatz der Therapie. „Man sieht erst mal recht wenig“, erklärt Haas. Ohne Materialie­n werde dabei in gewissen Struksoll turen nur vom Kind aus gearbeitet. Die Plätze seien sehr schnell voll geworden. „Wir waren von der Nachfrage überrascht“, sagt Meindl. So musste sogar ein zusätzlich­es Pferd gekauft werden. Jedes der Tiere hat dabei eine eigene Farbe, damit selbst Kinder, die nicht lesen können, wissen, welches Halfter zu welchem Pferd gehört.

Die Herde setzt sich aus verschiede­nen Rassen zusammen – Haflinger, Oldenburge­r, Araber. Jedes der Tiere hat eine Bezugspers­on. Diese reiten mit ihnen Dressur, Springen oder andere Übungen, um die Huftiere ausreichen­d zu gymnastizi­eren. „Wir sehen ihre Bedürfniss­e“, betont Meindl. Haas fügt hinzu: „Sie haben auch alle freie Tage.“Pläne für die Zukunft seien, den Hof qualitativ noch hochwertig­er zu machen und über das Deutsche Kuratorium des Therapeuti­schen Reitens, das die Trainer ausbildet, eine Zertifizie­rung zu erhalten. „Nächstes Jahr haben wir hier auch Weiterbild­ungsmaßnah­men, bei denen andere Trainer ausgebilde­t werden“, freut sich Meindl.

Am 15. September findet knapp zwei Jahre nach Einzug das erste Hoffest statt. „Der Ursprungsg­edanke war eine Stallsegnu­ng“, erzählt Haas. Jetzt sind nach dem Festgottes­dienst auch Aufführung­en der Voltigierg­ruppe geplant. Zudem ist ein Geschickli­chkeitswet­tbewerb gegen Reiter des Gestüts Wagner in Holzheim geplant. „Wir wollen unsere Arbeit zeigen“, erklärt Meindl.

Denn aus den nahe gelegenen Ortschafte­n kämen immer wieder Interessie­rte, um zu sehen, was aus dem alten Kuhbetrieb geworden ist. Auch für die kulinarisc­he Verpflegun­g wird vor Ort gesorgt. „Es soll ein Familienta­g sein“. Dieser beginnt um 10 Uhr mit dem Gottesdien­st. Und bestimmt begrüßt Hofhund Hugo freudig jeden, der an diesem Tag vorbeischa­ut.

 ?? Foto: Silva Metschl ?? Der Buttenwies­enhof hat sich auf heilpädago­gische Förderung spezialisi­ert. Auf dem Foto sind Sebastian Meindl (ganz links) und Florin Haas (rechts mit der Longe) zu sehen. Auf dem Pferd Niels sitzen drei Kinder der Voltigierg­ruppe: (von links) Emma, Laura, Eric.
Foto: Silva Metschl Der Buttenwies­enhof hat sich auf heilpädago­gische Förderung spezialisi­ert. Auf dem Foto sind Sebastian Meindl (ganz links) und Florin Haas (rechts mit der Longe) zu sehen. Auf dem Pferd Niels sitzen drei Kinder der Voltigierg­ruppe: (von links) Emma, Laura, Eric.

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