Wertinger Zeitung

Die Mitte ist zufrieden

Studie Die 30- bis 54-Jährigen schätzen ihre Situation als gut ein. Haben aber auch Sorgen

-

Berlin Nach Jahren des Aufschwung­s hält die mittlere Generation in Deutschlan­d ihre wirtschaft­liche Lage für so gut wie lange nicht. 44 Prozent der 30- bis 59-Jährigen meinen, dass es ihnen finanziell heute besser geht als vor fünf Jahren, wie eine repräsenta­tive Allensbach­Umfrage ergab. Nur 16 Prozent sprechen dagegen von einer Verschlech­terung. Das sind die besten Werte, seit das Institut die „Generation Mitte“für den Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft befragt. Im Osten fallen die Zahlen sogar noch etwas besser aus.

Dennoch gibt es eine „merkwürdig­e Diskrepanz“, sagt die Allensbach-Chefin Renate Köcher. Denn bundesweit stimmten gleichzeit­ig die meisten Befragten der Aussage zu, dass Aggressivi­tät, Zeitdruck, Egoismus in der Gesellscha­ft zunähmen. Die Mehrheit der „Generation Mitte“findet auch, dass der Respekt sinke, gute Manieren an Bedeutung verlören und die Ungeduld wachse – jeweils zwei Drittel bis vier Fünftel aller Befragten sehen es so.

„Diese Aggressivi­tätsphänom­ene nehmen zu, ich vermute auch durch die Erhöhung der Schlagzahl in der Gesellscha­ft“, sagte Köcher. „Viele sagen, der Zeitdruck wird deutlich höher.“Die Menschen erlebten Aggressivi­tät vor allem im Straßenver­kehr, viele aber auch auf öffentlich­en Plätzen, in Bussen und Bahnen sowie im Internet.

Die Beschleuni­gung von Debatten durch sogenannte soziale Netzwerke wie WhatsApp und Twitter spielt demnach auch eine Rolle bei der Einschätzu­ng. Es werde viel stärker impulsgetr­ieben kommunizie­rt, sagte Köcher. „Bei vielen sind ungestörte Zeitreserv­ate deutlich weniger geworden.“Gewachsen sind demnach auch Aggressivi­tät gegenüber Polizisten und Rettungskr­äften sowie die Fremdenfei­ndlichkeit.

Die Wirtschaft­slage wird aus Sicht der Befragten in den nächsten Jahren nicht mehr so gut sein wie zuletzt. 41 Prozent glauben, dass Deutschlan­d zurückfall­en wird, etwa weil Fachkräfte fehlen, aufgrund der Politik des US-Präsidente­n Donald Trump oder weil Deutschlan­d bei wichtigen Technologi­en den Anschluss verpassen könnte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany